Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.dessen Witze er zwar Beifall gab, wenn er andere hohnneckte, aber nicht, wenn er sich auch an ihn, den Hofmarschall selbst, wagte. Er besann sich, daß er einen guten Freund hatte, der Curator über eine etwa 25 Meilen entlegene Fürstenschule war, in derselben verschafte er dem jungen Nothanker eine Freystelle. Als der Knabe in derselben sechs Jahre verharrt hatte, und es nun Zeit schien, ihn auf Universitäten zu brin- gen, verschafte er demselben durch gleiche Protection zwey Stipendien auf einer berühmten Universität. Weil nun zwey Stipendien einträglicher waren, als eins, so konnte der junge Nothanker auch seine Stu- dien mit viel glücklicherm Erfolge fortsetzen, als sonst ein armer einfacher Stipendiat hätte thun können. Er studierte also nicht allein in den Collegien, sondern auch in den Caffehäusern, bey den Jungemädgen, in den Dorfschenken, und überhaupt cavaliermässig in der großen Welt. Er machte auch Verse und Sati- ren, wodurch er denn bald ein Mitglied der deutschen Gesellschaft des Ortes ward. Von der Philosophie machte er Profession, und setzte sich schon in seinen Studentenjahren vor, in derselben einst große Verän- derungen vorzunehmen, in der philosophischen Kritik aber war er so stark, daß er den Longin und Home, immer beym dritten Worte citirte. Diese Nachrichten erfrene-
deſſen Witze er zwar Beifall gab, wenn er andere hohnneckte, aber nicht, wenn er ſich auch an ihn, den Hofmarſchall ſelbſt, wagte. Er beſann ſich, daß er einen guten Freund hatte, der Curator uͤber eine etwa 25 Meilen entlegene Fuͤrſtenſchule war, in derſelben verſchafte er dem jungen Nothanker eine Freyſtelle. Als der Knabe in derſelben ſechs Jahre verharrt hatte, und es nun Zeit ſchien, ihn auf Univerſitaͤten zu brin- gen, verſchafte er demſelben durch gleiche Protection zwey Stipendien auf einer beruͤhmten Univerſitaͤt. Weil nun zwey Stipendien eintraͤglicher waren, als eins, ſo konnte der junge Nothanker auch ſeine Stu- dien mit viel gluͤcklicherm Erfolge fortſetzen, als ſonſt ein armer einfacher Stipendiat haͤtte thun koͤnnen. Er ſtudierte alſo nicht allein in den Collegien, ſondern auch in den Caffehaͤuſern, bey den Jungemaͤdgen, in den Dorfſchenken, und uͤberhaupt cavaliermaͤſſig in der großen Welt. Er machte auch Verſe und Sati- ren, wodurch er denn bald ein Mitglied der deutſchen Geſellſchaft des Ortes ward. Von der Philoſophie machte er Profeſſion, und ſetzte ſich ſchon in ſeinen Studentenjahren vor, in derſelben einſt große Veraͤn- derungen vorzunehmen, in der philoſophiſchen Kritik aber war er ſo ſtark, daß er den Longin und Home, immer beym dritten Worte citirte. Dieſe Nachrichten erfrene-
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hohnneckte, aber nicht, wenn er ſich auch an ihn, den
Hofmarſchall ſelbſt, wagte. Er beſann ſich, daß er
einen guten Freund hatte, der Curator uͤber eine etwa
25 Meilen entlegene Fuͤrſtenſchule war, in derſelben
verſchafte er dem jungen Nothanker eine Freyſtelle.
Als der Knabe in derſelben ſechs Jahre verharrt hatte,
und es nun Zeit ſchien, ihn auf Univerſitaͤten zu brin-
gen, verſchafte er demſelben durch gleiche Protection
zwey Stipendien auf einer beruͤhmten Univerſitaͤt.
Weil nun zwey Stipendien eintraͤglicher waren, als
eins, ſo konnte der junge Nothanker auch ſeine Stu-
dien mit viel gluͤcklicherm Erfolge fortſetzen, als ſonſt
ein armer einfacher Stipendiat haͤtte thun koͤnnen.
Er ſtudierte alſo nicht allein in den Collegien, ſondern
auch in den Caffehaͤuſern, bey den Jungemaͤdgen, in
den Dorfſchenken, und uͤberhaupt cavaliermaͤſſig in
der großen Welt. Er machte auch Verſe und Sati-
ren, wodurch er denn bald ein Mitglied der deutſchen
Geſellſchaft des Ortes ward. Von der Philoſophie
machte er Profeſſion, und ſetzte ſich ſchon in ſeinen
Studentenjahren vor, in derſelben einſt große Veraͤn-
derungen vorzunehmen, in der philoſophiſchen Kritik
aber war er ſo ſtark, daß er den Longin und Home,
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