Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Erklärung der siebenzig Wochen, zwar vielleicht an Richtigkeit und Wahrheit, aber gewiß nicht an Neu- heit, Scharfsinn und sinnreicher Aufklärung der dun- kelsten Bilder zu vergleichen sind. So wie die meisten großen Begebenheiten, aus ange- A 5
Erklaͤrung der ſiebenzig Wochen, zwar vielleicht an Richtigkeit und Wahrheit, aber gewiß nicht an Neu- heit, Scharfſinn und ſinnreicher Aufklaͤrung der dun- kelſten Bilder zu vergleichen ſind. So wie die meiſten großen Begebenheiten, aus ange- A 5
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Erklaͤrung der ſiebenzig Wochen, zwar vielleicht an
Richtigkeit und Wahrheit, aber gewiß nicht an Neu-
heit, Scharfſinn und ſinnreicher Aufklaͤrung der dun-
kelſten Bilder zu vergleichen ſind.
So wie die meiſten großen Begebenheiten, aus
ſehr geringfuͤgigen Urſachen zu entſpringen pflegen, ſo
ging es auch derjenigen Hypotheſe uͤber die Apokalypſe,
auf die ſich Sebaldus am meiſten zu gute that. Wil-
helmine war, als ſie vom Hofe kam, ſehr franzoͤ-
ſiſch geſinnet, ſie ſprach und laß gern franzoͤſiſch, ſie
ließ ſich ſogar merken, daß ſie nichts eifriger wuͤnſchte,
als einmahl in ihrem Leben Paris zu ſehen, und warf
es ihrem Mann mehr als einmahl vor, daß er gar
nichts von franzoͤſiſcher Artigkeit an ſich haͤtte. Nun
fuͤgte es ſich ungluͤcklicher Weiſe, daß der ehrliche Se-
baldus ſchon vorher an allem, was franzoͤſiſch war,
einen uͤberaus großen Misfallen hegte. Es war ihm
von Jugend auf in der Schule ein herzlicher deutſcher
Haß gegen die Krone Frankreich eingepraͤgt worden,
man hatte ihm oft wiederhohlt, daß ſie nebſt dem lei-
digen Tuͤrken der Erb- und Erzfeind von Deutſchland
ſey, daß ſie den Kaiſer und Reich ſo oft bekrieget,
und ganze Provinzen von dem deutſchen Reiche |abge-
zwackt habe. Da nun Frankreich auſſer dem vielen
und oͤftern Unheil, das es auf deutſchem Boden
ange-
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