Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.kam ihr mit Freundschaftsbezeugungen zuvor. Aus diesem Wechsel von Gefälligkeiten, entstanden bey beiden Empfindungen einer Glückseligkeit, die sie vor- her noch gar nicht gefühlt hatten. Von dieser Zeit an, vergaß die schöne Wilhelmine Diese Liebe hatte sich Sebaldus durch die Sorg- unter- A 2
kam ihr mit Freundſchaftsbezeugungen zuvor. Aus dieſem Wechſel von Gefaͤlligkeiten, entſtanden bey beiden Empfindungen einer Gluͤckſeligkeit, die ſie vor- her noch gar nicht gefuͤhlt hatten. Von dieſer Zeit an, vergaß die ſchoͤne Wilhelmine Dieſe Liebe hatte ſich Sebaldus durch die Sorg- unter- A 2
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kam ihr mit Freundſchaftsbezeugungen zuvor. Aus
dieſem Wechſel von Gefaͤlligkeiten, entſtanden bey
beiden Empfindungen einer Gluͤckſeligkeit, die ſie vor-
her noch gar nicht gefuͤhlt hatten.
Von dieſer Zeit an, vergaß die ſchoͤne Wilhelmine
voͤllig den Hof, und ward ganz eine Landwirthin.
Vorher hatte ſie nur zu gehorchen gewuſt, nun be-
gann ſie zu regieren. Es koſtete ihr einige kleine Lieb-
koſungen, ſo fieng Sebaldus, der bisher als ein hal-
ber Wilder gelebt hatte, an, ſich fleiſſiger den Bart zu
putzen, und nicht ſo viel Federn auf ſeinem ſchwarzen
Rocke zu leiden. Durch gleiche Freundlichkeit, er-
ſtreckte ſie bald ihre Herrſchaft auf ihre Nachbarin-
nen, die ſie bisher durch ein gnaͤdiges Hoflaͤcheln weg-
geſcheuchet hatte. Nun erwarb ſie bald derſelben
Vertraulichkeit, ertheilte den Wohlhabenden guten
Rath, den Armen Allmoſen, und ward in kurzer Zeit
im Kirchſpiele eben ſo beliebt, als ihr Mann ſchon
vorher geweſen war.
Dieſe Liebe hatte ſich Sebaldus durch die Sorg-
falt, die er fuͤr ſeine Gemeine trug, erworben. Er
war in den Haͤuſern ſeiner Bauern als ein Vater und
als ein Rathgeber willkommen. Nie ließ er es dem
Bekuͤmmerten an Troſt, nie dem Hungrigen an Lab-
ſal fehlen. Er war von allen haͤuslichen Vorfaͤllen
unter-
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