Ansehen*) daran schuld gewesen, würde Herr Caspar Lavater am sichersten berichten können, wenn er den Generalsuperintendenten Stauzius gesehen hätte.
Der Erfolg schien indessen, wenigstens anfänglich, das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen. Stauzius nahm den Sebaldus mit sich in die fürstliche Residenzstadt zurück. Er hätte ihn in sein Haus aufgenommen, aber Sebaldus wolte nirgend, als bey seinem Freunde Hieronymus, abtreten. Jn- zwischen erwies ihm Stauzius alle mögliche Höf- lichkeiten und er ward von demselben sowohl, als von dem Präsidenten nicht selten zu Gaste geladen; son- derlich nachdem der fremde Oberste, dem er sein Em- pfelungsschreiben überreicht hatte, sich öffentlich für seinen Beschützer erklärt, und ihn dem Präsidenten ausdrücklich zu einer baldigen Wiederbeförderung em- pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den nächsten drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge- wordenen Pfarren vorgeschlagen. Nur war unglück- licher Weise, auf die eine schon vorher einem andern die Anwartschaft gegeben worden, und die andere hielt der Präsident zu wenig einträglich, obgleich Se- baldus meinte, sie sey einträglicher als seine verlassene
Pfarre.
*) S. Ehendas. S. 36.
Anſehen*) daran ſchuld geweſen, wuͤrde Herr Caſpar Lavater am ſicherſten berichten koͤnnen, wenn er den Generalſuperintendenten Stauzius geſehen haͤtte.
Der Erfolg ſchien indeſſen, wenigſtens anfaͤnglich, das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen. Stauzius nahm den Sebaldus mit ſich in die fuͤrſtliche Reſidenzſtadt zuruͤck. Er haͤtte ihn in ſein Haus aufgenommen, aber Sebaldus wolte nirgend, als bey ſeinem Freunde Hieronymus, abtreten. Jn- zwiſchen erwies ihm Stauzius alle moͤgliche Hoͤf- lichkeiten und er ward von demſelben ſowohl, als von dem Praͤſidenten nicht ſelten zu Gaſte geladen; ſon- derlich nachdem der fremde Oberſte, dem er ſein Em- pfelungsſchreiben uͤberreicht hatte, ſich oͤffentlich fuͤr ſeinen Beſchuͤtzer erklaͤrt, und ihn dem Praͤſidenten ausdruͤcklich zu einer baldigen Wiederbefoͤrderung em- pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den naͤchſten drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge- wordenen Pfarren vorgeſchlagen. Nur war ungluͤck- licher Weiſe, auf die eine ſchon vorher einem andern die Anwartſchaft gegeben worden, und die andere hielt der Praͤſident zu wenig eintraͤglich, obgleich Se- baldus meinte, ſie ſey eintraͤglicher als ſeine verlaſſene
Pfarre.
*) S. Ehendaſ. S. 36.
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Anſehen *) daran ſchuld geweſen, wuͤrde Herr
Caſpar Lavater am ſicherſten berichten koͤnnen, wenn
er den Generalſuperintendenten Stauzius geſehen
haͤtte.
Der Erfolg ſchien indeſſen, wenigſtens anfaͤnglich,
das Mißtrauen des Majors gar nicht zu rechtfertigen.
Stauzius nahm den Sebaldus mit ſich in die
fuͤrſtliche Reſidenzſtadt zuruͤck. Er haͤtte ihn in ſein
Haus aufgenommen, aber Sebaldus wolte nirgend,
als bey ſeinem Freunde Hieronymus, abtreten. Jn-
zwiſchen erwies ihm Stauzius alle moͤgliche Hoͤf-
lichkeiten und er ward von demſelben ſowohl, als von
dem Praͤſidenten nicht ſelten zu Gaſte geladen; ſon-
derlich nachdem der fremde Oberſte, dem er ſein Em-
pfelungsſchreiben uͤberreicht hatte, ſich oͤffentlich fuͤr
ſeinen Beſchuͤtzer erklaͤrt, und ihn dem Praͤſidenten
ausdruͤcklich zu einer baldigen Wiederbefoͤrderung em-
pfolen hatte. Er ward auch wirklich in den naͤchſten
drey Monaten, zu den zweyen im Lande vacant ge-
wordenen Pfarren vorgeſchlagen. Nur war ungluͤck-
licher Weiſe, auf die eine ſchon vorher einem andern
die Anwartſchaft gegeben worden, und die andere hielt
der Praͤſident zu wenig eintraͤglich, obgleich Se-
baldus meinte, ſie ſey eintraͤglicher als ſeine verlaſſene
Pfarre.
*) S. Ehendaſ. S. 36.
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/183>, abgerufen am 22.07.2024.
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