Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.aus solchen Augenpunkten zu betrachten, so werden sie sie mit weit glücklicherm Erfolge erweitern, als durch trockne Compendien, leere Speculatio- nen und absichtlose Compilationen, sie werden für Kenner schreiben, und doch den Lesern aus allen Ständen interessant werden. Selbst durch dieses Jnteresse, werden sie alle Arten von Lesern zum Stu- diren wissenschaftlicher Kenntnisse ermuntern, so wer- den sich die Wissenschaften in mehrere Stände aus- breiten, und gelehrte Schriftsteller werden den mehr erleuchteten Lesern fasslich schreiben können, ohne der seichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen, eine unrechtverstandene Popularität zu affectiren. Seb. Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben. Hier
aus ſolchen Augenpunkten zu betrachten, ſo werden ſie ſie mit weit gluͤcklicherm Erfolge erweitern, als durch trockne Compendien, leere Speculatio- nen und abſichtloſe Compilationen, ſie werden fuͤr Kenner ſchreiben, und doch den Leſern aus allen Staͤnden intereſſant werden. Selbſt durch dieſes Jntereſſe, werden ſie alle Arten von Leſern zum Stu- diren wiſſenſchaftlicher Kenntniſſe ermuntern, ſo wer- den ſich die Wiſſenſchaften in mehrere Staͤnde aus- breiten, und gelehrte Schriftſteller werden den mehr erleuchteten Leſern faſſlich ſchreiben koͤnnen, ohne der ſeichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen, eine unrechtverſtandene Popularitaͤt zu affectiren. Seb. Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben. Hier
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aus ſolchen Augenpunkten zu betrachten, ſo werden
ſie ſie mit weit gluͤcklicherm Erfolge erweitern,
als durch trockne Compendien, leere Speculatio-
nen und abſichtloſe Compilationen, ſie werden
fuͤr Kenner ſchreiben, und doch den Leſern aus allen
Staͤnden intereſſant werden. Selbſt durch dieſes
Jntereſſe, werden ſie alle Arten von Leſern zum Stu-
diren wiſſenſchaftlicher Kenntniſſe ermuntern, ſo wer-
den ſich die Wiſſenſchaften in mehrere Staͤnde aus-
breiten, und gelehrte Schriftſteller werden den mehr
erleuchteten Leſern faſſlich ſchreiben koͤnnen, ohne der
ſeichten Denkungsart des großen Haufens zugefallen,
eine unrechtverſtandene Popularitaͤt zu affectiren.
Seb. Jch finde, daß Sie vollkommen Recht haben.
Jch kenne keinen hoͤhern Nutzen der Wiſſenſchaften, als
die Erleuchtung des menſchlichen Geſchlechts. Aber
hiezu haben gewiß vortrefliche deutſche Schriftſteller
auch das Jhrige beygetragen, ich darf ihnen nur aus
dem Fache, das ich kenne, die wuͤrdigen Gottesgelehrten
unſers Vaterlandes ins Gemuͤth bringen, die ſich mit
gluͤcklichem Erfolge bemuͤhet haben, Dogmatik, Exe-
geſe und Polemik, nach dem Nutzen und dem Scha-
den, den ſie dem menſchlichen Geſchlechte bringen koͤn-
nen, zu betrachten.
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