Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.benheiten sind in unserer Erzählung so unvor- bereitet, so unwunderbar, als sie in der wei- ten Welt zu geschehen pflegen. Die Perso- nen welche auftreten sind weder an Stande erhaben, noch durch Gesinnungen ausgezeich- net, noch durch ausserordentliche Glücksfälle von gewöhnlichen Menschen unterschieden. Sie sind ganz gemeine schlechte und gerechte Leute, sie strotzen nicht so wie die Romanen- helden von hoher Jmagination, schöner Tu- gend und feiner Lebensart, und die ihnen zu- stoßenden Begegnisse sind so, wie sie in dem ordentlichen Laufe der Welt täglich vorgehen. Solte bey allem diesem unsere Erzählung etwas langweilig werden, so trösten wir uns damit, daß mehrere gründliche deutsche Ge- schichtschreiber, die die unwidersprechlichsten Thatsachen in der besten Ordnung erzählen, das nämliche Schicksal gehabt haben. Hingegen könte der Leser vielleicht, durch nungen, )( 5
benheiten ſind in unſerer Erzaͤhlung ſo unvor- bereitet, ſo unwunderbar, als ſie in der wei- ten Welt zu geſchehen pflegen. Die Perſo- nen welche auftreten ſind weder an Stande erhaben, noch durch Geſinnungen ausgezeich- net, noch durch auſſerordentliche Gluͤcksfaͤlle von gewoͤhnlichen Menſchen unterſchieden. Sie ſind ganz gemeine ſchlechte und gerechte Leute, ſie ſtrotzen nicht ſo wie die Romanen- helden von hoher Jmagination, ſchoͤner Tu- gend und feiner Lebensart, und die ihnen zu- ſtoßenden Begegniſſe ſind ſo, wie ſie in dem ordentlichen Laufe der Welt taͤglich vorgehen. Solte bey allem dieſem unſere Erzaͤhlung etwas langweilig werden, ſo troͤſten wir uns damit, daß mehrere gruͤndliche deutſche Ge- ſchichtſchreiber, die die unwiderſprechlichſten Thatſachen in der beſten Ordnung erzaͤhlen, das naͤmliche Schickſal gehabt haben. Hingegen koͤnte der Leſer vielleicht, durch nungen, )( 5
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ten Welt zu geſchehen pflegen. Die Perſo-
nen welche auftreten ſind weder an Stande
erhaben, noch durch Geſinnungen ausgezeich-
net, noch durch auſſerordentliche Gluͤcksfaͤlle
von gewoͤhnlichen Menſchen unterſchieden.
Sie ſind ganz gemeine ſchlechte und gerechte
Leute, ſie ſtrotzen nicht ſo wie die Romanen-
helden von hoher Jmagination, ſchoͤner Tu-
gend und feiner Lebensart, und die ihnen zu-
ſtoßenden Begegniſſe ſind ſo, wie ſie in dem
ordentlichen Laufe der Welt taͤglich vorgehen.
Solte bey allem dieſem unſere Erzaͤhlung
etwas langweilig werden, ſo troͤſten wir uns
damit, daß mehrere gruͤndliche deutſche Ge-
ſchichtſchreiber, die die unwiderſprechlichſten
Thatſachen in der beſten Ordnung erzaͤhlen,
das naͤmliche Schickſal gehabt haben.
Hingegen koͤnte der Leſer vielleicht, durch
die in dieſer Geſchichte bekannt gemachten Mei-
nungen,
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