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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der erste Theil deß Frewden Spiegels.
sahe/ dauchte mich/ ich sehe einen Engel Gottes: Darvmb
1. Reg. 10.erschrack ich für deiner grossen Majestatt. Denn du bist
Matth. 12.schröcklich/ vnd deine Gestalt/ ist gantz herrlich/ Aber was ist
solche Herrlichkeit/ gegen die Herrlichkeit deß ewigen him-
Ephes. 15.
2. Corinth. 1.
melischen Vatterlandts/ welches Gott/ als ein Vatter der
Barmhertzigkeit/ vnd Gott alles Trostes/ von allem Zorn
vnd Schrecken rein gefegt/ vnnd mit eytel Sicherheit vnd
Frewde erfüllet hat/ vnd läßt sich von Angesicht zu Ange-
sicht daselbst/ auffs allerlieblichst sehen/ vnd lachet seine Kin-
der freundtlichan/ mit allen heyligen Engeln/ daß sie nicht
für ein Augenblick solcher Herrlichkeit/ die gantze weite
Welt nemmen solten?

S. Augustinus in
meditationib.
cap.
27.

O wie hertzlich sehr/ hat den heyligen Augustinum nach
diesem seligen Liecht verlanget/ daß er Gott von Angesicht
zu Angesicht in Frewden anschauwen möchte? Denn (sagt
er) das Liecht auff Erden/ welchs mit Oertern wirdt vmb-
schrancket/ welchs mit der Zeit abnimpt/ welchs mit Abwech-
selung der Nachten geändert wirdt/ vnd welchs wir in gemein
haben mit den Würmen vnd Thieren/ das ist in Verglei-
chung jenes allerhöchsten Liechts/ nicht für ein Liecht/ son-
dern für ein Nacht zu halten.

Augustinus in
Soliloquijs.
cap.
27.

O du aller ältestes Liecht (sagt er ferrner) welchs für al-
len andern Liechtern/ auff den heyligen Bergen der ewigen
Tagen geleuchtet hat/ vnd dem alle Dinge bekannt vnd of-
fenbahr waren/ ehe dann sie jhren Anfang namen. O Liecht/
das da hasset alle Mackel/ vnd der du bist das aller reinste vnd
allersauberstes Liecht: Sage mir/ was hastu für ein Wollust
an den Menschen? vnd was hat das Liecht für eine Gemein-
schafft mit der Finsternuß? Denn wo ist diese deine Wollust
an dem Menschen? Vnd wo hastu mich bereitet zu einem
wirdigen Heyligthumb deiner Majestatt/ daß du zu mir
eynkehrest/ vnd liebliche Wollust an mir habest?

Wenn

Der erſte Theil deß Frewden Spiegels.
ſahe/ dauchte mich/ ich ſehe einen Engel Gottes: Darvmb
1. Reg. 10.erſchrack ich für deiner groſſen Majeſtatt. Denn du biſt
Matth. 12.ſchröcklich/ vnd deine Geſtalt/ iſt gantz herrlich/ Aber was iſt
ſolche Herrlichkeit/ gegen die Herrlichkeit deß ewigen him-
Epheſ. 15.
2. Corinth. 1.
meliſchen Vatterlandts/ welches Gott/ als ein Vatter der
Barmhertzigkeit/ vnd Gott alles Troſtes/ von allem Zorn
vnd Schrecken rein gefegt/ vnnd mit eytel Sicherheit vnd
Frewde erfüllet hat/ vnd läßt ſich von Angeſicht zu Ange-
ſicht daſelbſt/ auffs allerlieblichſt ſehen/ vnd lachet ſeine Kin-
der freundtlichan/ mit allen heyligen Engeln/ daß ſie nicht
für ein Augenblick ſolcher Herrlichkeit/ die gantze weite
Welt nemmen ſolten?

S. Auguſtinus in
meditationib.
cap.
27.

O wie hertzlich ſehr/ hat den heyligen Auguſtinum nach
dieſem ſeligen Liecht verlanget/ daß er Gott von Angeſicht
zu Angeſicht in Frewden anſchauwen möchte? Denn (ſagt
er) das Liecht auff Erden/ welchs mit Oertern wirdt vmb-
ſchrancket/ welchs mit der Zeit abnimpt/ welchs mit Abwech-
ſelung der Nachten geändert wirdt/ vnd welchs wir in gemein
haben mit den Würmen vnd Thieren/ das iſt in Verglei-
chung jenes allerhöchſten Liechts/ nicht für ein Liecht/ ſon-
dern für ein Nacht zu halten.

Auguſtinus in
Soliloquijs.
cap.
27.

O du aller älteſtes Liecht (ſagt er ferrner) welchs für al-
len andern Liechtern/ auff den heyligen Bergen der ewigen
Tagen geleuchtet hat/ vnd dem alle Dinge bekannt vnd of-
fenbahr waren/ ehe dann ſie jhren Anfang namen. O Liecht/
das da haſſet alle Mackel/ vnd der du biſt das aller reinſte vñ
allerſauberſtes Liecht: Sage mir/ was haſtu für ein Wolluſt
an den Menſchen? vnd was hat das Liecht für eine Gemein-
ſchafft mit der Finſternuß? Denn wo iſt dieſe deine Wolluſt
an dem Menſchen? Vnd wo haſtu mich bereitet zu einem
wirdigen Heyligthumb deiner Majeſtatt/ daß du zu mir
eynkehreſt/ vnd liebliche Wolluſt an mir habeſt?

Wenn
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[68/0086] Der erſte Theil deß Frewden Spiegels. ſahe/ dauchte mich/ ich ſehe einen Engel Gottes: Darvmb erſchrack ich für deiner groſſen Majeſtatt. Denn du biſt ſchröcklich/ vnd deine Geſtalt/ iſt gantz herrlich/ Aber was iſt ſolche Herrlichkeit/ gegen die Herrlichkeit deß ewigen him- meliſchen Vatterlandts/ welches Gott/ als ein Vatter der Barmhertzigkeit/ vnd Gott alles Troſtes/ von allem Zorn vnd Schrecken rein gefegt/ vnnd mit eytel Sicherheit vnd Frewde erfüllet hat/ vnd läßt ſich von Angeſicht zu Ange- ſicht daſelbſt/ auffs allerlieblichſt ſehen/ vnd lachet ſeine Kin- der freundtlichan/ mit allen heyligen Engeln/ daß ſie nicht für ein Augenblick ſolcher Herrlichkeit/ die gantze weite Welt nemmen ſolten? 1. Reg. 10. Matth. 12. Epheſ. 15. 2. Corinth. 1. O wie hertzlich ſehr/ hat den heyligen Auguſtinum nach dieſem ſeligen Liecht verlanget/ daß er Gott von Angeſicht zu Angeſicht in Frewden anſchauwen möchte? Denn (ſagt er) das Liecht auff Erden/ welchs mit Oertern wirdt vmb- ſchrancket/ welchs mit der Zeit abnimpt/ welchs mit Abwech- ſelung der Nachten geändert wirdt/ vnd welchs wir in gemein haben mit den Würmen vnd Thieren/ das iſt in Verglei- chung jenes allerhöchſten Liechts/ nicht für ein Liecht/ ſon- dern für ein Nacht zu halten. O du aller älteſtes Liecht (ſagt er ferrner) welchs für al- len andern Liechtern/ auff den heyligen Bergen der ewigen Tagen geleuchtet hat/ vnd dem alle Dinge bekannt vnd of- fenbahr waren/ ehe dann ſie jhren Anfang namen. O Liecht/ das da haſſet alle Mackel/ vnd der du biſt das aller reinſte vñ allerſauberſtes Liecht: Sage mir/ was haſtu für ein Wolluſt an den Menſchen? vnd was hat das Liecht für eine Gemein- ſchafft mit der Finſternuß? Denn wo iſt dieſe deine Wolluſt an dem Menſchen? Vnd wo haſtu mich bereitet zu einem wirdigen Heyligthumb deiner Majeſtatt/ daß du zu mir eynkehreſt/ vnd liebliche Wolluſt an mir habeſt? Wenn

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/86>, abgerufen am 16.07.2024.