Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der erste Theil deß Frewdenspiegels. sich er strecke/ sintemal sie zur Jnhabitation oder Eynwoh-nung eines in dem andern gereichet. Keine jrrdische Liebe noch jrrdische Freundtschafft mag sich so tieff erstrecken/ wie die Liebe Got- tes gegen seine Außerwehlten. DEnn wo findet man auff Erden/ zwischen Der liebe GOtt hat jhm solche Krafft allein vorbehal-Gott wohnet in dervmb H
Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels. ſich er ſtrecke/ ſintemal ſie zur Jnhabitation oder Eynwoh-nung eines in dem andern gereichet. Keine jrrdiſche Liebe noch jrrdiſche Freundtſchafft mag ſich ſo tieff erſtrecken/ wie die Liebe Got- tes gegen ſeine Außerwehlten. DEnn wo findet man auff Erden/ zwiſchen Der liebe GOtt hat jhm ſolche Krafft allein vorbehal-Gott wohnet in dervmb H
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Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels.
ſich er ſtrecke/ ſintemal ſie zur Jnhabitation oder Eynwoh-
nung eines in dem andern gereichet.
Keine jrrdiſche Liebe noch jrrdiſche Freundtſchafft
mag ſich ſo tieff erſtrecken/ wie die Liebe Got-
tes gegen ſeine Außerwehlten.
DEnn wo findet man auff Erden/ zwiſchen
Eltern vnd Kindern/ Mann vnd Weib/ Breutgam
vnd Braut/ ſolche Liebe oder ſolche Erkänntnuß/
vnd ſolche Zuverſicht/ daß jemandt in Krafft ſolcher Liebe/
ſeines Freundes Hertz weſentlich eynnemmen vnnd Eygen-
thümblich beſitzen könne? Es iſt wol in Eltern vnd Kindern/
die eyngepregte natürliche Liebe ſo groß/ daß wo ein Mut-
ter ſihet jhr ſchwaches kranckes Kindtlein mit dem Tode
ringen/ vnnd in der Angſt vnd Noht ligen/ da wolt ſie gern
(wenns möglich were) ein Stück von jhrem Hertzen reiſ-
ſen/ vnd auß groſſer Mütterlicher Liebe/ dem Kindtlein
mittheilen/ vnnd ſeinem zarten Hertzlein zuſetzen/ die Ge-
ſundtheit vnnd das Leben damit zu retten. Aber ſolchs iſt
jhr vnmöglich/ vnd kans nicht thun/ wann gleich die Müt-
terliche Liebe noch tauſendtmal ſo ſtarck were. Deß gleichen
auch in einer Gottſeligen wolgerahtenen Ehe/ ſind Mann
vnd Weib/ nach Gottes keuſcher Ordnung/ ein Fleiſch vnd
ein Leib/ durch eheliche Beywohnung. Vnd gleichwol er-
ſtreckt ſich dieſe Liebe nicht ſo weit/ daß dadurch ein Theil/
ſein Hertz/ ſeine Seel/ vnd ſein Leben könne dem andern mit-
theilen/ daß es im andern wohne/ vnd daß ſie beyde durch ſol-
che Eynwohnung eines werden.
Der liebe GOtt hat jhm ſolche Krafft allein vorbehal-
ten/ vnd beweiſet ſie am kräfftigſten in jener Welt/ da er ſeine
Kinder hertzlich liebet/ kennet vnd vmbfähet/ wirdt auch wi-
dervmb
Gott wohnet in
ſeinen Außer-
wehlten/ vnd ſie
ſind mit jhm ein
Geiſt.
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