Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der ander Theil deß Frewden Spiegels. Lob der Seelenvon den beyli- gen Engeln. Cant 8. Cant. 7. Die heyligen Engel preysen sie selig/ vnnd das gantze HErr empfähet die außerwehl- te Seele in sei- nem Paradeiß wie ein Breuti- gam seine Braut. Jhr Breutigam/ vnnd allerliebster Jesus Christus em- Gleich wie nun eine Braut/ so vmb jhres Breutigams willen
Der ander Theil deß Frewden Spiegels. Lob der Seelenvon den beyli- gen Engeln. Cant 8. Cant. 7. Die heyligen Engel preyſen ſie ſelig/ vnnd das gantze HErr empfähet die außerwehl- te Seele in ſei- nem Paradeiß wie ein Breuti- gam ſeine Braut. Jhr Breutigam/ vnnd allerliebſter Jeſus Chriſtus em- Gleich wie nun eine Braut/ ſo vmb jhres Breutigams willen
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Der ander Theil deß Frewden Spiegels.
Die heyligen Engel preyſen ſie ſelig/ vnnd das gantze
Himmels Heer freuwet ſich jhrer Ankunfft/ vnnd ſpricht:
Wer iſt/ die herfür bricht/ wie die Morgenröte/ ſchön wie der
Mond/ außerwehlt wie die Sonne/ ſchrecklich wie die Herr-
ſpitzen? Wie ſchön iſt dein Gang in den Schuhen/ du Für-
ſten Tochter? Wie ſchön vnd lieblich biſtu/ du Liebe in Wol-
lüſten?
Jhr Breutigam/ vnnd allerliebſter Jeſus Chriſtus em-
pfähet ſie auch mit Freuwden/ vnd läſſet ſich ſehen in groſſer
Majeſtätt vnnd Herrligkeit: Wer iſt die (ſagt er) die herauff
gehet auß der Wüſten/ wie ein gerader Rauch/ wie ein Geruch
von Myrrhen/ Weyrauch/ vnnd allerley Puluer eines Apo-
teckers? Als wolt er ſagen: Es iſt die Welt eine rechte Wild-
nuß/ Einöde vnnd Wüſten/ darinn die ſpöttiſche Epicurer
nichts fragen noch halten vom ewigen Leben/ ſondern mey-
nen/ die Seele verſchwinde vnd zergehe/ wie ein Rauch vnnd
Dampff. Das Schnauben in vnſern Naſen (ſprechen ſie)
iſt ein Rauch/ vnd vnſer Rede iſt ein Füncklein/ das ſich auß
vnſerm Hertzen regt: Wenn daſſelbige verloſchen iſt/ ſo
iſt der Leib dahin/ wie ein Loderaſchꝛ. Vnnd vnſer Geiſt
zuflattert/ wie eine dünne Lufft: Darvmb laſt vns eſſen vnd
trincken/ den Morgen ſind wir todt: Das iſt der Welt Kin-
der Reim/ vnd ſo gar nichts halten ſie von dem ewigen Leben
der vnſterblichẽ Seelen: Weꝛ iſt aber daꝛgegen die edle Seele/
die ich dortſehe kommen/ auß der wüſten Welt/ nicht als ei-
nen vergänglichen Dampff vnd Rauch/ ſondern wie einen
geraden durchtringenden Rauch/ ſo durch den Todt zu mir
in diß Paradeiß hineyn dringt/ vnd reucht lieblich von hertz-
lichem Vertrauwen vnd einbrünſtiger Liebe zu mir/ wie ein
Geruch von Myrrhen/ Weyrauch vnnd allerley Puluer ei-
nes Apoteckers?
Cant. 3.
Cap. 2.
1. Cor. 15.
Gleich wie nun eine Braut/ ſo vmb jhres Breutigams
willen
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