Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. tröstlich anzuschauwen/ sonderlich da es Vatter/ Mutter/Der heyligenEngel Ange- sicht ist den auß- erwchlten See- len im Himmel nicht schrecklich/ son dern lieblich anzuschen. Bruder/ Schwester vnd andere Freunde lieblich anlachen/ vnd jhm auffs freundtlichst zureden. Also sind auch Gottes vnd der heyligen Engel Angesichter im himmelischen Pa- radeiß/ gegen die außerwehlte Seel/ nicht wie zornige Lar- uen oder schreckliche Gespänst/ sondern eytel wunderliebli- che/ wundertröstliche vnd wunderfreundtliche Bilder/ wel- che/ wunderlieblich mit der Seelen reden/ wundertröstlich sie erfreuwen vnd mit einem freundtlichen Anblick sie allent- halben vmbgeben. Denn es lieben ja die Engel den HErrn vnsern Gott von gantzem Hertzen/ vnd die selige Menschen als sich selbst/ vnd weil diese Liebe (so da ist die Erfüllung deß Gesetzes) bey Gott dem allmächtigen in seinem Leben vnd Reich deß Schauwens/ jhren Gang vnd Schwang hat/ was solte dann da schrecklichs vnd abschewlichs an den lieben Engeln fürkommen/ darüber die menschliche Seel sich entsetzen möchte? Wol ists wahr/ daß ein Mensch auff dieser Welt/ mitWoher es kom- biß T t
Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. tröſtlich anzuſchauwen/ ſonderlich da es Vatter/ Mutter/Der heyligenEngel Ange- ſicht iſt den auß- erwchlten See- len im Himmel nicht ſchrecklich/ ſon dern lieblich anzuſchen. Bruder/ Schweſter vnd andere Freunde lieblich anlachen/ vnd jhm auffs freundtlichſt zureden. Alſo ſind auch Gottes vnd der heyligen Engel Angeſichter im himmeliſchen Pa- radeiß/ gegen die außerwehlte Seel/ nicht wie zornige Lar- uen oder ſchreckliche Geſpänſt/ ſondern eytel wunderliebli- che/ wundertröſtliche vnd wunderfreundtliche Bilder/ wel- che/ wunderlieblich mit der Seelen reden/ wundertröſtlich ſie erfreuwen vnd mit einem freundtlichen Anblick ſie allent- halben vmbgeben. Denn es lieben ja die Engel den HErrn vnſern Gott von gantzem Hertzen/ vnd die ſelige Menſchen als ſich ſelbſt/ vnd weil dieſe Liebe (ſo da iſt die Erfüllung deß Geſetzes) bey Gott dem allmächtigen in ſeinem Leben vnd Reich deß Schauwens/ jhren Gang vnd Schwang hat/ was ſolte dañ da ſchrecklichs vñ abſchewlichs an den liebẽ Engeln fürkommẽ/ darüber die menſchliche Seel ſich entſetzẽ möchte? Wol iſts wahr/ daß ein Menſch auff dieſer Welt/ mitWoher es kom- biß T t
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Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
tröſtlich anzuſchauwen/ ſonderlich da es Vatter/ Mutter/
Bruder/ Schweſter vnd andere Freunde lieblich anlachen/
vnd jhm auffs freundtlichſt zureden. Alſo ſind auch Gottes
vnd der heyligen Engel Angeſichter im himmeliſchen Pa-
radeiß/ gegen die außerwehlte Seel/ nicht wie zornige Lar-
uen oder ſchreckliche Geſpänſt/ ſondern eytel wunderliebli-
che/ wundertröſtliche vnd wunderfreundtliche Bilder/ wel-
che/ wunderlieblich mit der Seelen reden/ wundertröſtlich ſie
erfreuwen vnd mit einem freundtlichen Anblick ſie allent-
halben vmbgeben. Denn es lieben ja die Engel den HErrn
vnſern Gott von gantzem Hertzen/ vnd die ſelige Menſchen
als ſich ſelbſt/ vnd weil dieſe Liebe (ſo da iſt die Erfüllung deß
Geſetzes) bey Gott dem allmächtigen in ſeinem Leben vnd
Reich deß Schauwens/ jhren Gang vnd Schwang hat/ was
ſolte dañ da ſchrecklichs vñ abſchewlichs an den liebẽ Engeln
fürkommẽ/ darüber die menſchliche Seel ſich entſetzẽ möchte?
Der heyligen
Engel Ange-
ſicht iſt den auß-
erwchlten See-
len im Himmel
nicht ſchrecklich/
ſon dern lieblich
anzuſchen.
Wol iſts wahr/ daß ein Menſch auff dieſer Welt/ mit
ſeinen leiblichen Augen/ kein Engliſch Angeſicht/ vnd viel
weniger das Angeſicht Gottes anſchauwen vnd ertragen
kan/ wie zu ſehen an dem Propheten Eſaia/ an Daniel/ an
Manoah/ vnnd an S. Johanne in der Jnſel Pathmos/
wie hefftig ſie erſchrecken/ vnd in Angſt fallen/ da Gott vnd
ſeine Engel ſich etlicher Maſſen ſichtbarlich offenbahren:
Aber ſolche Furcht vnd Angſt kam daher/ daß ſie noch in der
ſündtlichen Haut deß alten Adams ſteckten/ vnd dieweil jhr
Widergeburt noch nicht vollendet war: Darumb gleich wie
einem vnzeitigen Kindtlein in Mutterleibe gantz gefähr-
lich vnd faſt tödtlich ſeyn würde/ vor der Geburt/ die Welt
vñ Menſchen auff der Welt zu ſehen/ alſo können wir auch
in der ſterblichen Hütten vnſers Leibs das Angeſicht Gottes
vnd ſeiner heyligen Engel/ mit vnſern fleiſchlichen Augen/
ohn Gefahr Leibs vnd Lebens nicht anſehen noch ertragen/
biß
Woher es kom-
me/ daß ein
Menſch auff
dieſer Welt/ dz
Angeſicht Got-
tes vnnd ſeiner
heyligen Engel
nichs ertragen
kan.
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