Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. den zeitlichen Tode von der Welt zu sich in das Paradeiß derewigen Frewde/ vnd lässet jre Leiber mitler weil sanfft vnter der Erden ruhen vnd schlaffen/ biß hin zum jüngsten Tag. Vvitteb. Germ. 6. fol. 145. Enge Pforte zum ewigen Le- ben. Hie hebt sich aber nun an die enge Pforte vnd der schma- Heyligen. Darvmb heist der lieben Heyligen Sterben/ ein neuw leiblichen Ge- burt. Johan. 16. Vnd müssen also an dem Exempel der leiblichen Ge- daß
Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. den zeitlichen Tode von der Welt zu ſich in das Paradeiß derewigen Frewde/ vnd läſſet jre Leiber mitler weil ſanfft vnter der Erden ruhen vnd ſchlaffen/ biß hin zum jüngſten Tag. Vvitteb. Germ. 6. fol. 145. Enge Pforte zum ewigen Le- ben. Hie hebt ſich aber nun an die enge Pforte vñ der ſchma- Heyligen. Darvmb heiſt der lieben Heyligen Sterben/ ein neuw leiblichen Ge- burt. Johan. 16. Vnd müſſen alſo an dem Exempel der leiblichen Ge- daß
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Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
den zeitlichen Tode von der Welt zu ſich in das Paradeiß der
ewigen Frewde/ vnd läſſet jre Leiber mitler weil ſanfft vnter
der Erden ruhen vnd ſchlaffen/ biß hin zum jüngſten Tag.
Hie hebt ſich aber nun an die enge Pforte vñ der ſchma-
le Steig zum ewigen Leben (wie Doctor Luther ſchreibt) deß
muß ſich ein jeglicher frölich erwegen. Denn ob wol dieſer
Weg faſt enge iſt/ ſo währet er doch nit lange/ vñ gehet hie nit
anders zu/ denn gleich wie ein Kindt auß der kleinen Woh-
nung ſeiner Mutterleib/ mit Gefahr vnd Engſten geborn
wirdt/ in dieſen weiten Himmel vnd Erden/ das iſt/ auff die
Welt: Alſo gehet der Menſch durch die enge Pforte deß To-
des/ auß dieſem Leben in das ewige Leben. Vnd wiewol der
Himmel vnd die Welt/ da wir jetzt innen leben/ groß vnd weit
angeſehen wirdt/ So iſt es doch alles gegen dem zukünffti-
gen Himmel viel enger vnd kleiner/ denn der Mutterleib ge-
gen dieſem Himmel iſt.
Vergleichung
dieſer vnd jener
Welt.
Darvmb heiſt der lieben Heyligen Sterben/ ein neuw
Geburt/ vnd jhr Feſt nennet man zu Latein Natale, ein Tag
jhrer Geburt. Dann wenn wir hie dieſer Welt abſterben/ ſo
werden wir in jenes Lebẽ geboren. Aber die enge Pforte vñ der
ſchmale Weg/ vnd die ängſtliche Schmertzen in Tods nöh-
ten/ die macht vns dieſes zeitliche Leben weit/ daß wir gerne
länger hie blieben/ vñ macht/ daß vns jenes Lebẽ enge dünckt/
Aber es iſt zu thun/ daß wir vns deß Sterbens frey erwegen/
vnd durch die enge Pforte deß Todts hindurch dringen in
das ewige Leben/ gleich wie ein Kindt auß Mutterleibe.
Vnd müſſen alſo an dem Exempel der leiblichen Ge-
burt eines Kindes lernen ſterben/ wie dann auch Chriſtus ſei-
ne Jünger damit tröſtet. Johannis am ſechtzehenden ſagt
er: Ein Weib/ wenn ſie gebieret/ ſo hat ſie Trawrigkeit/ denn
jre Stunde iſt kommen. Wenn ſie aber das Kindt geboren
hat/ denckt ſie nit mehr an die Angſt/ vmb der Frewde willen/
daß
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