Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der ander Theil deß Frewden Spiegels. das ist Geist. Laß dich nit wundern/ daß ich dir gesagt habe/Jhr müsset von newem geboren werden. Der Wind bläset/ wo er wil/ vnd du hörest sein Sausen wol/ aber du weist nit/ von wannen er kompt/ vnd wohin er fähret/ also ist ein jeglicher/ der auß dem Geist geboren ist. Diß behaltet wol jr Einfältigen/ vnd denckt jm fleissigZu dem formale Was erstlich die Vocation/ oder den Beruff anlangt/Die erste Ey- hiedurch
Der ander Theil deß Frewden Spiegels. das iſt Geiſt. Laß dich nit wundern/ daß ich dir geſagt habe/Jhr müſſet von newem geborẽ werdẽ. Der Wind bläſet/ wo er wil/ vnd du höreſt ſein Sauſen wol/ aber du weiſt nit/ von wannen er kompt/ vnd wohin er fähret/ alſo iſt ein jeglicher/ der auß dem Geiſt geboren iſt. Diß behaltet wol jr Einfältigen/ vnd denckt jm fleiſſigZu dem formale Was erſtlich die Vocation/ oder den Beruff anlangt/Die erſte Ey- hiedurch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0265" n="247"/><fw place="top" type="header">Der ander Theil deß Frewden Spiegels.</fw><lb/> das iſt Geiſt. Laß dich nit wundern/ daß ich dir geſagt habe/<lb/> Jhr müſſet von newem geborẽ werdẽ. Der Wind bläſet/ wo<lb/> er wil/ vnd du höreſt ſein Sauſen wol/ aber du weiſt nit/ von<lb/> wannen er kompt/ vnd wohin er fähret/ alſo iſt ein jeglicher/<lb/> der auß dem Geiſt geboren iſt.</p><lb/> <p>Diß behaltet wol jr Einfältigen/ vnd denckt jm fleiſſig<note place="right">Zu dem <hi rendition="#aq">formale</hi><lb/> vnd rechten<lb/> Werck der Wi-<lb/> dergeburt gehö-<lb/> ren ſieben Ey-<lb/> genſchafften.</note><lb/> nach/ daß euch dieſe heylſame Lehre bekandt werde/ vñ recht<lb/> zu Hertzen gehe. Die H. Schrifft läſſets nit hiebey bleiben/<lb/> ſonder fähret fort/ vnd zeiget all die <hi rendition="#aq">formalia,</hi> Stück vñ Ey-<lb/> genſchafften diß Geheimnuſſes ferrner an/ wie es nemlich<lb/> ordentlich zugehe/ da Gott einen armẽ Sünder widergebie-<lb/> ret/ vnd zum ewigen Lebẽ bereitet. Solcher Stück ſind vber-<lb/> all ſieben/ vnter welchen das erſte wirt genannt <hi rendition="#aq">Vocatio,</hi> der<lb/> Beruff deß Sünders: Das ander heiſt <hi rendition="#aq">Contritio,</hi> der Ham-<lb/> merſchlag deß Geſetzes: Das dritte wird genannt <hi rendition="#aq">Iuſtifica-<lb/> tio,</hi> die Rechtfertigung: Das vierdte heiſt <hi rendition="#aq">Exaltatio,</hi> die Er-<lb/> höhung: Das fünffte heiſſet <hi rendition="#aq">Renouatio,</hi> die Ernewerung o-<lb/> der Wirckung deß neuwen Gehorſams. Das ſechſte wirdt<lb/> genannt das Creutze/ deſſen Gott auch gebraucht zu dieſem<lb/> edlen hohen Werck. Endlich iſt das ſiebend die gäntzliche<lb/> Vollbereitung/ Schutz vnd Erhaltung zum ewigen Leben.</p><lb/> <p>Was erſtlich die Vocation/ oder den Beruff anlangt/<note place="right">Die erſte Ey-<lb/> genſchafft der<lb/> Widergeburt<lb/> iſt die <hi rendition="#aq">vocatio</hi> o-<lb/> der der Beruff<lb/> durchs Wort.</note><lb/> Läſſet Gott ſein Wort predigen/ vnnd die heyligen Sacra-<lb/> menta außtheilẽ/ rüfft vnd locket damit den Sünder zu ſich/<lb/> vnd wil/ das er das Wort höre/ vnd mit fleiß betrachte: Als<lb/> denn erleuchtet er hiedurch das Hertz/ ſtöſſet die angebor-<lb/> ne Finſternuß auß/ vnd zündet ein new himmliſch Liecht<lb/> an/ daß der Menſch anhebt zu mercken vnnd zu verſte-<lb/> hen/ was da gepredigt wirdt/ vnnd wie ſich Gott im Wort<lb/> offenbahret/ Vñ eben zu dieſem Ende iſt das Predig Ampt<lb/> ſampt der Adminiſtration vnnd Verwaltung der hoch-<lb/> wirdigen Sacramenten eyngeſetzet/ daß <hi rendition="#g">GOTT</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">hiedurch</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [247/0265]
Der ander Theil deß Frewden Spiegels.
das iſt Geiſt. Laß dich nit wundern/ daß ich dir geſagt habe/
Jhr müſſet von newem geborẽ werdẽ. Der Wind bläſet/ wo
er wil/ vnd du höreſt ſein Sauſen wol/ aber du weiſt nit/ von
wannen er kompt/ vnd wohin er fähret/ alſo iſt ein jeglicher/
der auß dem Geiſt geboren iſt.
Diß behaltet wol jr Einfältigen/ vnd denckt jm fleiſſig
nach/ daß euch dieſe heylſame Lehre bekandt werde/ vñ recht
zu Hertzen gehe. Die H. Schrifft läſſets nit hiebey bleiben/
ſonder fähret fort/ vnd zeiget all die formalia, Stück vñ Ey-
genſchafften diß Geheimnuſſes ferrner an/ wie es nemlich
ordentlich zugehe/ da Gott einen armẽ Sünder widergebie-
ret/ vnd zum ewigen Lebẽ bereitet. Solcher Stück ſind vber-
all ſieben/ vnter welchen das erſte wirt genannt Vocatio, der
Beruff deß Sünders: Das ander heiſt Contritio, der Ham-
merſchlag deß Geſetzes: Das dritte wird genannt Iuſtifica-
tio, die Rechtfertigung: Das vierdte heiſt Exaltatio, die Er-
höhung: Das fünffte heiſſet Renouatio, die Ernewerung o-
der Wirckung deß neuwen Gehorſams. Das ſechſte wirdt
genannt das Creutze/ deſſen Gott auch gebraucht zu dieſem
edlen hohen Werck. Endlich iſt das ſiebend die gäntzliche
Vollbereitung/ Schutz vnd Erhaltung zum ewigen Leben.
Zu dem formale
vnd rechten
Werck der Wi-
dergeburt gehö-
ren ſieben Ey-
genſchafften.
Was erſtlich die Vocation/ oder den Beruff anlangt/
Läſſet Gott ſein Wort predigen/ vnnd die heyligen Sacra-
menta außtheilẽ/ rüfft vnd locket damit den Sünder zu ſich/
vnd wil/ das er das Wort höre/ vnd mit fleiß betrachte: Als
denn erleuchtet er hiedurch das Hertz/ ſtöſſet die angebor-
ne Finſternuß auß/ vnd zündet ein new himmliſch Liecht
an/ daß der Menſch anhebt zu mercken vnnd zu verſte-
hen/ was da gepredigt wirdt/ vnnd wie ſich Gott im Wort
offenbahret/ Vñ eben zu dieſem Ende iſt das Predig Ampt
ſampt der Adminiſtration vnnd Verwaltung der hoch-
wirdigen Sacramenten eyngeſetzet/ daß GOTT
hiedurch
Die erſte Ey-
genſchafft der
Widergeburt
iſt die vocatio o-
der der Beruff
durchs Wort.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |