Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Ander Theil deß Frewdenspiegels.
Jungfrawschafft vergessen/ vnd der Schmach deiner Wit-
wenschafft nit mehr gedencken. Denn der dich gemacht hat/
ist dein Mann/ HErr Zebaoth heisset sein Name/ vnnd dein
Erlöser/ der Heylige in Jsrael/ der aller Welt GOTT
genennet wirdt. Denn der HErr hat dich lassen im Geschrey
seyn/ daß du seyest/ wie ein verlassen vnd von Hertzen betrübt
Weib. Vnnd wie ein junges Weib/ das verstossen ist/ spricht
dein Gott. Jch hab dich ein kleinen augenblick verlassen/
aber mit grosser Barmhertzigkeit wil ich dich sammlen.

Durch das
schwanger
Weib bey dem
Propheten
Jesaia wirdt die
Christliche Kir-
che verstanden.

Hie wirt durch dz schwanger vnd elend Weib/ die Christliche
Kirche verstanden/ welche den HErrn Christum durch den
Glauben Geistlich im Hertzen trägt/ rüfft jn an/ bekennet jhn
für der Welt öffentlich/ vnnd gebieret allwege Kinder durch
die Tauffe/ vnd durch die Predigt deß heyligen Euangelij/
wiewol nit ohne Creutz vnd ohne grosse Schmertzen/ nachdem-
mahl sie jederzeit vom Teuffel vnd seiner Braut/ das ist/ von
der Welt hefftigen Widerstand/ Anstoß vnnd Verfolgung
Apoc. 12.leiden muß: Darvmb sihet auch S. Johannes in seiner Of-
fenbahrung die Christliche Kirche/ als ein schwanger Mut-
ter/ die ein Kindlein in jhrem Leibe träget/ ist stäts in Kindes-
Nöhten/ vnd wirdt von dem hellischen Drachen hart ange-
fochten. Doch beschützet sie Gott der Allmächtige/ vnnd
bereitet jhr allwege einen Ort in der wüsten wilden
Welt/ da sie ernehret werde/ vnnd herrsche mitten vnter den
Feinden.

Was die Christliche Kirche für ein Mutter-
Leib habe/ darinn wir empfangen vnd
geboren werden.
IV.

JHr Leib/ darinn sie schwanger wird/ ist Got-
tes Wort in Prophetischer vnnd Apostolischer
Schrifft/ deß alten vnd newen Testaments verfasset/
so ferrn dasselbe stätts klinget für jren Ohren/ vnd wallet in

jhrem

Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels.
Jungfrawſchafft vergeſſen/ vnd der Schmach deiner Wit-
wenſchafft nit mehr gedencken. Denn der dich gemacht hat/
iſt dein Mann/ HErr Zebaoth heiſſet ſein Name/ vnnd dein
Erlöſer/ der Heylige in Jſrael/ der aller Welt GOTT
genennet wirdt. Denn der HErr hat dich laſſen im Geſchrey
ſeyn/ daß du ſeyeſt/ wie ein verlaſſen vnd von Hertzen betrübt
Weib. Vnnd wie ein junges Weib/ das verſtoſſen iſt/ ſpricht
dein Gott. Jch hab dich ein kleinen augenblick verlaſſen/
aber mit groſſer Barmhertzigkeit wil ich dich ſammlen.

Durch das
ſchwanger
Weib bey dem
Propheten
Jeſaia wirdt die
Chriſtliche Kir-
che verſtanden.

Hie wiꝛt duꝛch dz ſchwanger vñ elend Weib/ die Chꝛiſtliche
Kirche verſtanden/ welche den HErrn Chriſtum durch den
Glaubẽ Geiſtlich im Hertzen trägt/ rüfft jn an/ bekennet jhn
für der Welt öffentlich/ vnnd gebieret allwege Kinder durch
die Tauffe/ vnd durch die Predigt deß heyligen Euangelij/
wiewol nit ohne Creutz vñ ohne groſſe Schmertzen/ nachdem-
mahl ſie jederzeit vom Teuffel vnd ſeiner Braut/ das iſt/ von
der Welt hefftigen Widerſtand/ Anſtoß vnnd Verfolgung
Apoc. 12.leiden muß: Darvmb ſihet auch S. Johannes in ſeiner Of-
fenbahrung die Chriſtliche Kirche/ als ein ſchwanger Mut-
ter/ die ein Kindlein in jhrem Leibe träget/ iſt ſtäts in Kindes-
Nöhten/ vnd wirdt von dem helliſchen Drachen hart ange-
fochten. Doch beſchützet ſie Gott der Allmächtige/ vnnd
bereitet jhr allwege einen Ort in der wüſten wilden
Welt/ da ſie ernehret werde/ vnnd herrſche mitten vnter den
Feinden.

Was die Chriſtliche Kirche für ein Mutter-
Leib habe/ darinn wir empfangen vnd
geboren werden.
IV.

JHr Leib/ darinn ſie ſchwanger wird/ iſt Got-
tes Wort in Prophetiſcher vnnd Apoſtoliſcher
Schrifft/ deß alten vnd newen Teſtaments verfaſſet/
ſo ferrn daſſelbe ſtätts klinget für jren Ohren/ vnd wallet in

jhrem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0256" n="238"/><fw place="top" type="header">Der Ander Theil deß Frewden&#x017F;piegels.</fw><lb/>
Jungfraw&#x017F;chafft verge&#x017F;&#x017F;en/ vnd der Schmach deiner Wit-<lb/>
wen&#x017F;chafft nit mehr gedencken. Denn der dich gemacht hat/<lb/>
i&#x017F;t dein Mann/ HErr Zebaoth hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ein Name/ vnnd dein<lb/>
Erlö&#x017F;er/ der Heylige in J&#x017F;rael/ der aller Welt <hi rendition="#g">GOTT</hi><lb/>
genennet wirdt. Denn der HErr hat dich la&#x017F;&#x017F;en im Ge&#x017F;chrey<lb/>
&#x017F;eyn/ daß du &#x017F;eye&#x017F;t/ wie ein verla&#x017F;&#x017F;en vnd von Hertzen betrübt<lb/>
Weib. Vnnd wie ein junges Weib/ das ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ &#x017F;pricht<lb/>
dein Gott. Jch hab dich ein kleinen augenblick verla&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
aber mit gro&#x017F;&#x017F;er Barmhertzigkeit wil ich dich &#x017F;ammlen.</p><lb/>
            <note place="left">Durch das<lb/>
&#x017F;chwanger<lb/>
Weib bey dem<lb/>
Propheten<lb/>
Je&#x017F;aia wirdt die<lb/>
Chri&#x017F;tliche Kir-<lb/>
che ver&#x017F;tanden.</note>
            <p>Hie wi&#xA75B;t du&#xA75B;ch dz &#x017F;chwanger vñ elend Weib/ die Ch&#xA75B;i&#x017F;tliche<lb/>
Kirche ver&#x017F;tanden/ welche den HErrn Chri&#x017F;tum durch den<lb/>
Glaub&#x1EBD; Gei&#x017F;tlich im Hertzen trägt/ rüfft jn an/ bekennet jhn<lb/>
für der Welt öffentlich/ vnnd gebieret allwege Kinder durch<lb/>
die Tauffe/ vnd durch die Predigt deß heyligen Euangelij/<lb/>
wiewol nit ohne Creutz vñ ohne gro&#x017F;&#x017F;e Schmertzen/ nachdem-<lb/>
mahl &#x017F;ie jederzeit vom Teuffel vnd &#x017F;einer Braut/ das i&#x017F;t/ von<lb/>
der Welt hefftigen Wider&#x017F;tand/ An&#x017F;toß vnnd Verfolgung<lb/><note place="left">Apoc. 12.</note>leiden muß: Darvmb &#x017F;ihet auch S. Johannes in &#x017F;einer Of-<lb/>
fenbahrung die Chri&#x017F;tliche Kirche/ als ein &#x017F;chwanger Mut-<lb/>
ter/ die ein Kindlein in jhrem Leibe träget/ i&#x017F;t &#x017F;täts in Kindes-<lb/>
Nöhten/ vnd wirdt von dem helli&#x017F;chen Drachen hart ange-<lb/>
fochten. Doch be&#x017F;chützet &#x017F;ie Gott der Allmächtige/ vnnd<lb/>
bereitet jhr allwege einen Ort in der wü&#x017F;ten wilden<lb/>
Welt/ da &#x017F;ie ernehret werde/ vnnd herr&#x017F;che mitten vnter den<lb/>
Feinden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Was die Chri&#x017F;tliche Kirche für ein Mutter-<lb/>
Leib habe/ darinn wir empfangen vnd<lb/>
geboren werden.</head><lb/>
            <note place="left"> <hi rendition="#aq">IV.</hi> </note>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Hr Leib/ darinn &#x017F;ie &#x017F;chwanger wird/ i&#x017F;t Got-<lb/>
tes Wort in Propheti&#x017F;cher vnnd Apo&#x017F;toli&#x017F;cher<lb/>
Schrifft/ deß alten vnd newen Te&#x017F;taments verfa&#x017F;&#x017F;et/<lb/>
&#x017F;o ferrn da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;tätts klinget für jren Ohren/ vnd wallet in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jhrem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0256] Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels. Jungfrawſchafft vergeſſen/ vnd der Schmach deiner Wit- wenſchafft nit mehr gedencken. Denn der dich gemacht hat/ iſt dein Mann/ HErr Zebaoth heiſſet ſein Name/ vnnd dein Erlöſer/ der Heylige in Jſrael/ der aller Welt GOTT genennet wirdt. Denn der HErr hat dich laſſen im Geſchrey ſeyn/ daß du ſeyeſt/ wie ein verlaſſen vnd von Hertzen betrübt Weib. Vnnd wie ein junges Weib/ das verſtoſſen iſt/ ſpricht dein Gott. Jch hab dich ein kleinen augenblick verlaſſen/ aber mit groſſer Barmhertzigkeit wil ich dich ſammlen. Hie wiꝛt duꝛch dz ſchwanger vñ elend Weib/ die Chꝛiſtliche Kirche verſtanden/ welche den HErrn Chriſtum durch den Glaubẽ Geiſtlich im Hertzen trägt/ rüfft jn an/ bekennet jhn für der Welt öffentlich/ vnnd gebieret allwege Kinder durch die Tauffe/ vnd durch die Predigt deß heyligen Euangelij/ wiewol nit ohne Creutz vñ ohne groſſe Schmertzen/ nachdem- mahl ſie jederzeit vom Teuffel vnd ſeiner Braut/ das iſt/ von der Welt hefftigen Widerſtand/ Anſtoß vnnd Verfolgung leiden muß: Darvmb ſihet auch S. Johannes in ſeiner Of- fenbahrung die Chriſtliche Kirche/ als ein ſchwanger Mut- ter/ die ein Kindlein in jhrem Leibe träget/ iſt ſtäts in Kindes- Nöhten/ vnd wirdt von dem helliſchen Drachen hart ange- fochten. Doch beſchützet ſie Gott der Allmächtige/ vnnd bereitet jhr allwege einen Ort in der wüſten wilden Welt/ da ſie ernehret werde/ vnnd herrſche mitten vnter den Feinden. Apoc. 12. Was die Chriſtliche Kirche für ein Mutter- Leib habe/ darinn wir empfangen vnd geboren werden. JHr Leib/ darinn ſie ſchwanger wird/ iſt Got- tes Wort in Prophetiſcher vnnd Apoſtoliſcher Schrifft/ deß alten vnd newen Teſtaments verfaſſet/ ſo ferrn daſſelbe ſtätts klinget für jren Ohren/ vnd wallet in jhrem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/256
Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/256>, abgerufen am 22.12.2024.