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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
lassen. Solchs jammert Gott auß grosser Liebe/ vnnd rufft
sie wider zu sich/ vergibt jr jhre Sünde/ vnd richtet den Bund
der Liebe mit jhr auffs new auff/ wie er denn selbst bey dem
Propheten Jeremia diese Gleichnuß eynführet/ vnnd
spricht: Wenn sich ein Mann von seinem Weibe scheidenJerem. 2.
läßt/ vnnd sie zeucht von jhm/ vnd nimpt ein andern Mann/
darff er sie auch wider annemmen? Jsts nicht also/ daß das
Land vervnreiniget würde? Du aber hast mit vielen Bulen
gehuret/ Doch komme wider zu mir/ spricht der HERR.
Jbidem: Kehre wider du abtrünnige Jsrael/ spricht der
HERR/ so wil ich mein Antlitz nicht gegen euch verstellen.
Denn ich bin Barmhertzig/ spricht der HErr/ vnd wil nicht
ewiglich zürnen.

Ja sprichstu: Wie konde Gott das menschlich GeschlechtFrage.
widervmb zu Gnaden auff vnd annemmen ohne Verletzung
seiner strengen Gerechtigkeit/ vnnd seines Worts/ darinn
er vns den Todt gedrawet hatte?

Antwort. Es war wol der Bund vnd Contract der Lie-Antwort.
Gott sindet
Rabt zu vnser
Erlösung/ daß
gleichwol seiner
Gerechtigkeit
nichts wirdt ab-
gebrochen.

be von vnser Seiten her gebrochen vnd verletzt/ daß wir da-
her vns selbst vmb das ewige Leben brachten/ welches wir
darnach auß menschlicher Krafft vnnd Vermögen/ nicht
kondten wider erlangen. Aber von Gottes Seiten her/ ist nie
wider den Bund gesündiget/ nach demmal er den Menschen
von Hertzen liebete/ vnnd jhm nicht die geringste Vrsach gab
zum Abfall vnd Vbertrettung/ Fest vnnd beständig ist Gott
geblieben in der Liebe jederzeit/ auch nach vnserm vnseligenRom. 5.
Abfall/ wie S. Paulus schreibt/ daß vns Gott geliebet habe/
auch da wir noch seine Feinde waren. Damit aber solche
Liebe der Gerechtigkeit nicht zu wider lieffe/ dacht er
auff Wege vnnd Mittel/ wie der Gerechtigkeit möchte
gnug geschehen/ daß er vns ohn derselben Verletzung/ zu

Gnaden

Der Ander Theil deß Frewden Spiegels.
laſſen. Solchs jammert Gott auß groſſer Liebe/ vnnd rufft
ſie wider zu ſich/ vergibt jr jhre Sünde/ vnd richtet den Bund
der Liebe mit jhr auffs new auff/ wie er denn ſelbſt bey dem
Propheten Jeremia dieſe Gleichnuß eynführet/ vnnd
ſpricht: Wenn ſich ein Mann von ſeinem Weibe ſcheidenJerem. 2.
läßt/ vnnd ſie zeucht von jhm/ vnd nimpt ein andern Mann/
darff er ſie auch wider annemmen? Jſts nicht alſo/ daß das
Land vervnreiniget würde? Du aber haſt mit vielen Bulen
gehuret/ Doch komme wider zu mir/ ſpricht der HERR.
Jbidem: Kehre wider du abtrünnige Jſrael/ ſpricht der
HERR/ ſo wil ich mein Antlitz nicht gegen euch verſtellen.
Denn ich bin Barmhertzig/ ſpricht der HErr/ vnd wil nicht
ewiglich zürnen.

Ja ſprichſtu: Wie konde Gott das menſchlich GeſchlechtFrage.
widervmb zu Gnaden auff vnd annemmen ohne Verletzung
ſeiner ſtrengen Gerechtigkeit/ vnnd ſeines Worts/ darinn
er vns den Todt gedrawet hatte?

Antwort. Es war wol der Bund vnd Contract der Lie-Antwort.
Gott ſindet
Rabt zu vnſer
Erlöſung/ daß
gleichwol ſeiner
Gerechtigkeit
nichts wirdt ab-
gebrochen.

be von vnſer Seiten her gebrochen vnd verletzt/ daß wir da-
her vns ſelbſt vmb das ewige Leben brachten/ welches wir
darnach auß menſchlicher Krafft vnnd Vermögen/ nicht
kondten wider erlangen. Aber von Gottes Seiten her/ iſt nie
wider den Bund geſündiget/ nach demmal er den Menſchen
von Hertzen liebete/ vnnd jhm nicht die geringſte Vrſach gab
zum Abfall vnd Vbertrettung/ Feſt vnnd beſtändig iſt Gott
geblieben in der Liebe jederzeit/ auch nach vnſerm vnſeligenRom. 5.
Abfall/ wie S. Paulus ſchreibt/ daß vns Gott geliebet habe/
auch da wir noch ſeine Feinde waren. Damit aber ſolche
Liebe der Gerechtigkeit nicht zu wider lieffe/ dacht er
auff Wege vnnd Mittel/ wie der Gerechtigkeit möchte
gnug geſchehen/ daß er vns ohn derſelben Verletzung/ zu

Gnaden
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[191/0209] Der Ander Theil deß Frewden Spiegels. laſſen. Solchs jammert Gott auß groſſer Liebe/ vnnd rufft ſie wider zu ſich/ vergibt jr jhre Sünde/ vnd richtet den Bund der Liebe mit jhr auffs new auff/ wie er denn ſelbſt bey dem Propheten Jeremia dieſe Gleichnuß eynführet/ vnnd ſpricht: Wenn ſich ein Mann von ſeinem Weibe ſcheiden läßt/ vnnd ſie zeucht von jhm/ vnd nimpt ein andern Mann/ darff er ſie auch wider annemmen? Jſts nicht alſo/ daß das Land vervnreiniget würde? Du aber haſt mit vielen Bulen gehuret/ Doch komme wider zu mir/ ſpricht der HERR. Jbidem: Kehre wider du abtrünnige Jſrael/ ſpricht der HERR/ ſo wil ich mein Antlitz nicht gegen euch verſtellen. Denn ich bin Barmhertzig/ ſpricht der HErr/ vnd wil nicht ewiglich zürnen. Jerem. 2. Ja ſprichſtu: Wie konde Gott das menſchlich Geſchlecht widervmb zu Gnaden auff vnd annemmen ohne Verletzung ſeiner ſtrengen Gerechtigkeit/ vnnd ſeines Worts/ darinn er vns den Todt gedrawet hatte? Frage. Antwort. Es war wol der Bund vnd Contract der Lie- be von vnſer Seiten her gebrochen vnd verletzt/ daß wir da- her vns ſelbſt vmb das ewige Leben brachten/ welches wir darnach auß menſchlicher Krafft vnnd Vermögen/ nicht kondten wider erlangen. Aber von Gottes Seiten her/ iſt nie wider den Bund geſündiget/ nach demmal er den Menſchen von Hertzen liebete/ vnnd jhm nicht die geringſte Vrſach gab zum Abfall vnd Vbertrettung/ Feſt vnnd beſtändig iſt Gott geblieben in der Liebe jederzeit/ auch nach vnſerm vnſeligen Abfall/ wie S. Paulus ſchreibt/ daß vns Gott geliebet habe/ auch da wir noch ſeine Feinde waren. Damit aber ſolche Liebe der Gerechtigkeit nicht zu wider lieffe/ dacht er auff Wege vnnd Mittel/ wie der Gerechtigkeit möchte gnug geſchehen/ daß er vns ohn derſelben Verletzung/ zu Gnaden Antwort. Gott ſindet Rabt zu vnſer Erlöſung/ daß gleichwol ſeiner Gerechtigkeit nichts wirdt ab- gebrochen. Rom. 5.

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/209>, abgerufen am 22.12.2024.