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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der Ander Theil deß Frewdenspiegels.
Die erste Wolthat Gottes/ Von der
Erschaffung deß Menschlichen Ge-
schlechts zum ewigen Leben.
Die Erschaf-
fung zum ewigen
Leben/ soll vns
zur Frewde die-
nen.

WJr wöllen diese sechs Wolthaten Gottes or-
dentlich fürnemmen/ vnnd nach einander besehen.
Vnd so viel die erste anlangt/ solt vns billich das
Hertz im Leibe vor grosser Frewde lachen/ wenn wir die Vr-
sach vnd das Ende vnsers seligen Vrsprungs vnd Herkom-
mens von dem ewigen allmächtigen Gott/ nur ein wenig be-
dencken.

Auß was Vr-
sach vnd zu was
Ende Gott das
menschliche Ge-
schlecht erschaf-
fen habe.
Psal. 100.
Dent. 6.
Matth. 22.
Luc 19.
Mich. 6.
Rom. 13.
1. Johan. 3.

Erkennet (sagt Dauid) daß der Herr Gott ist/ er hat
vns gemacht/ vnd nicht wir selbs/ zu seinem Volck and zu
Schafen seiner Weyde. Was hat aber Gott bewogen and
dahin gehracht/ die Menschen nach seinem Bilde zu schaffen/
anders dann seine vnaußsprechliche Liebe? Zu was Ende hat
er vns auch anders geschaffen/ denn zur Liebe/ daß wir jn lie-
ben solten von gantzem Hertzen/ von gantzer Seelen/ von al-
len Kräfften/ vnd vnsern Nechsten als vns selbst? Vnd war-
vmb solten wir in solcher Liebe wandeln/ denn vmb deß ewi-
gen Lebens willen/ welchs ist vnd seyn wirdt ein Leben der ewi-
gen Liebe? Du liebest Herr Gott (sagt die Schrifft) alles
das da ist/ vnd hassest nichts/ was du gemacht hast. Denn du
hast freylich nichts bereitet/ da du Hasß zu hettest. Vnd
Sap. 2:
Gott hat das
Menschlich Ge-
schlecht auß:
Liebe in Liebe/
zur Liebe vnnd
zum ewigen Le-
ben der ewigen
Liebe geschaf-
fen.
abermal Gott hat den Menschen geschaffen zum ewigen Le-
ben/ vnd hat jhn gemacht zum Bilde/ daß er seyn soll/
wie er ist.

Das lasse mir nun ein Liebe vber alle Liebe seyn/ daß der
grosse König Himmels vnnd der Erden/ vns Menschen
auß grosser Liebe in hertzlicher Liebe/ zu eytel einbrünstiger
Gegenliebe/ vnd zum ewigen Leben/ der ewigen Liebe geschaf-

fen hat.
Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels.
Die erſte Wolthat Gottes/ Von der
Erſchaffung deß Menſchlichen Ge-
ſchlechts zum ewigen Leben.
Die Erſchaf-
fung zum ewigẽ
Leben/ ſoll vns
zur Frewde die-
nen.

WJr wöllen dieſe ſechs Wolthaten Gottes or-
dentlich fürnemmen/ vnnd nach einander beſehen.
Vnd ſo viel die erſte anlangt/ ſolt vns billich das
Hertz im Leibe vor groſſer Frewde lachen/ wenn wir die Vr-
ſach vnd das Ende vnſers ſeligen Vrſprungs vnd Herkom-
mens von dem ewigen allmächtigen Gott/ nur ein wenig be-
dencken.

Auß was Vr-
ſach vnd zu was
Ende Gott das
menſchliche Ge-
ſchlecht erſchaf-
fen habe.
Pſal. 100.
Dent. 6.
Matth. 22.
Luc 19.
Mich. 6.
Rom. 13.
1. Johan. 3.

Erkennet (ſagt Dauid) daß der Herr Gott iſt/ er hat
vns gemacht/ vnd nicht wir ſelbs/ zu ſeinem Volck and zu
Schafen ſeiner Weyde. Was hat aber Gott bewogen and
dahin gehracht/ die Menſchen nach ſeinem Bilde zu ſchaffen/
anders dann ſeine vnaußſprechliche Liebe? Zu was Ende hat
er vns auch anders geſchaffen/ denn zur Liebe/ daß wir jn lie-
ben ſolten von gantzem Hertzen/ von gantzer Seelen/ von al-
len Kräfften/ vnd vnſern Nechſten als vns ſelbſt? Vnd war-
vmb ſolten wir in ſolcher Liebe wandeln/ denn vmb deß ewi-
gen Lebens willen/ welchs iſt vnd ſeyn wirdt ein Leben der ewi-
gen Liebe? Du liebeſt Herr Gott (ſagt die Schrifft) alles
das da iſt/ vnd haſſeſt nichts/ was du gemacht haſt. Denn du
haſt freylich nichts bereitet/ da du Haſſz zu hetteſt. Vnd
Sap. 2:
Gott hat das
Menſchlich Ge-
ſchlecht auß:
Liebe in Liebe/
zur Liebe vnnd
zum ewigen Le-
ben der ewigen
Liebe geſchaf-
fen.
abermal Gott hat den Menſchen geſchaffen zum ewigen Le-
ben/ vnd hat jhn gemacht zum Bilde/ daß er ſeyn ſoll/
wie er iſt.

Das laſſe mir nun ein Liebe vber alle Liebe ſeyn/ daß der
groſſe König Himmels vnnd der Erden/ vns Menſchen
auß groſſer Liebe in hertzlicher Liebe/ zu eytel einbrünſtiger
Gegenliebe/ vñ zum ewigen Leben/ der ewigen Liebe geſchaf-

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[172/0190] Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels. Die erſte Wolthat Gottes/ Von der Erſchaffung deß Menſchlichen Ge- ſchlechts zum ewigen Leben. WJr wöllen dieſe ſechs Wolthaten Gottes or- dentlich fürnemmen/ vnnd nach einander beſehen. Vnd ſo viel die erſte anlangt/ ſolt vns billich das Hertz im Leibe vor groſſer Frewde lachen/ wenn wir die Vr- ſach vnd das Ende vnſers ſeligen Vrſprungs vnd Herkom- mens von dem ewigen allmächtigen Gott/ nur ein wenig be- dencken. Erkennet (ſagt Dauid) daß der Herr Gott iſt/ er hat vns gemacht/ vnd nicht wir ſelbs/ zu ſeinem Volck and zu Schafen ſeiner Weyde. Was hat aber Gott bewogen and dahin gehracht/ die Menſchen nach ſeinem Bilde zu ſchaffen/ anders dann ſeine vnaußſprechliche Liebe? Zu was Ende hat er vns auch anders geſchaffen/ denn zur Liebe/ daß wir jn lie- ben ſolten von gantzem Hertzen/ von gantzer Seelen/ von al- len Kräfften/ vnd vnſern Nechſten als vns ſelbſt? Vnd war- vmb ſolten wir in ſolcher Liebe wandeln/ denn vmb deß ewi- gen Lebens willen/ welchs iſt vnd ſeyn wirdt ein Leben der ewi- gen Liebe? Du liebeſt Herr Gott (ſagt die Schrifft) alles das da iſt/ vnd haſſeſt nichts/ was du gemacht haſt. Denn du haſt freylich nichts bereitet/ da du Haſſz zu hetteſt. Vnd abermal Gott hat den Menſchen geſchaffen zum ewigen Le- ben/ vnd hat jhn gemacht zum Bilde/ daß er ſeyn ſoll/ wie er iſt. Sap. 2: Gott hat das Menſchlich Ge- ſchlecht auß: Liebe in Liebe/ zur Liebe vnnd zum ewigen Le- ben der ewigen Liebe geſchaf- fen. Das laſſe mir nun ein Liebe vber alle Liebe ſeyn/ daß der groſſe König Himmels vnnd der Erden/ vns Menſchen auß groſſer Liebe in hertzlicher Liebe/ zu eytel einbrünſtiger Gegenliebe/ vñ zum ewigen Leben/ der ewigen Liebe geſchaf- fen hat.

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/190>, abgerufen am 17.11.2024.