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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der erste Theil deß Frewdenspiegels.
mein Hertz/ meine Zunge vnd alle meine Gebeine dich loben:
Auch erweitere mir meinen Sinn/ vnd wende die Augen
meines Hertzens zu dir hinauff in die Höhe/ daß mein Geist
mit schnellen Gedancken zu dir kommen/ vnnd dich errei-
chen möge/ der du bist die ewige Weißheit. Zu dem/ bitt ich
dich/ du wöllest mich aufflösen von allen Banden der zeit-
lichen Sorge/ Hindernuß/ Gefahr vnnd Widerwärtig-
keit/ daß ich mit Hindansetzung aller Dingen/ zu dir
eyle/ mit dir allein mich bekümmere/ vnnd deiner stätigs
warte.

Ey du aller süssester JESV/ Ey du aller gütigster/Augustinus in
meditationib.
cap.
56.

du allerliebster/ du aller werthester/ du aller angenembster/ du
aller freundlichster/ vnnd aller schönester JESV. Jch
bitte dich/ geuß doch sehr tieff in mein Hertz hineyn/ die
Ströme deiner Süssigkeit/ vnnd die Flamme deiner Lie-
be/ daß ich nichts möge begeren/ vnnd nichts dencken/
was jrrdisch/ fleischlich vnnd vergänglich ist/ son-
dern daß ich allein dich liebe/ vnnd allein dich habe in
meinem Hertzen vnnd in meinem Munde. Schreibe mit
deinen Fingern in mein Hertz die süsse Gedächtnuß deines
honigsüssen Namens/ daß ich deß Namens JESV
nimmermehr vergesse. Schreib auff die Taffel meines
Hertzens deinen Willen vnnd deine Rechte/ daß ich dich
HERR mein GOTT vnnd Schöpffer (der du bist
voll vnmeßlicher vnnd vnaußsprechlicher Süssigkeit)
vnnd deine heylige Gebott stätig vnnd allwege für Augen
habe.

Bitt vnd Be-
gierde/ daß ein
gottseliges Hertz
seine einbrünsti-
ge Liebe zu
Christo öffent-
lich wo mit kön-
ge zu erkennen
geben.

O zünde meine Seele doch an mit deinem Feuwer/
welches du vom Himmel auff die Erde herab gebracht hast/
vnnd woltest/ daß es sehr brente. O zünde mich damit an/ daß
ich dir einen zerknirschten Geist/ vnnd ein zerschlagenes
Hertz/ alle Tage mit Thränen opffern möge. O du süsser

Jesu

Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels.
mein Hertz/ meine Zunge vnd alle meine Gebeine dich loben:
Auch erweitere mir meinen Sinn/ vnd wende die Augen
meines Hertzens zu dir hinauff in die Höhe/ daß mein Geiſt
mit ſchnellen Gedancken zu dir kommen/ vnnd dich errei-
chen möge/ der du biſt die ewige Weißheit. Zu dem/ bitt ich
dich/ du wölleſt mich aufflöſen von allen Banden der zeit-
lichen Sorge/ Hindernuß/ Gefahr vnnd Widerwärtig-
keit/ daß ich mit Hindanſetzung aller Dingen/ zu dir
eyle/ mit dir allein mich bekümmere/ vnnd deiner ſtätigs
warte.

Ey du aller ſüſſeſter JESV/ Ey du aller gütigſter/Auguſtinus in
meditationib.
cap.
56.

du allerliebſter/ du aller wertheſter/ du aller angenembſter/ du
aller freundlichſter/ vnnd aller ſchöneſter JESV. Jch
bitte dich/ geuß doch ſehr tieff in mein Hertz hineyn/ die
Ströme deiner Süſſigkeit/ vnnd die Flamme deiner Lie-
be/ daß ich nichts möge begeren/ vnnd nichts dencken/
was jrrdiſch/ fleiſchlich vnnd vergänglich iſt/ ſon-
dern daß ich allein dich liebe/ vnnd allein dich habe in
meinem Hertzen vnnd in meinem Munde. Schreibe mit
deinen Fingern in mein Hertz die ſüſſe Gedächtnuß deines
honigſüſſen Namens/ daß ich deß Namens JESV
nimmermehr vergeſſe. Schreib auff die Taffel meines
Hertzens deinen Willen vnnd deine Rechte/ daß ich dich
HERR mein GOTT vnnd Schöpffer (der du biſt
voll vnmeßlicher vnnd vnaußſprechlicher Süſſigkeit)
vnnd deine heylige Gebott ſtätig vnnd allwege für Augen
habe.

Bitt vnd Be-
gierde/ daß ein
gottſeliges Hertz
ſeine einbrünſti-
ge Liebe zu
Chriſto öffent-
lich wo mit kön-
ge zu erkennen
geben.

O zünde meine Seele doch an mit deinem Feuwer/
welches du vom Himmel auff die Erde herab gebracht haſt/
vnnd wolteſt/ daß es ſehr brente. O zünde mich damit an/ daß
ich dir einen zerknirſchten Geiſt/ vnnd ein zerſchlagenes
Hertz/ alle Tage mit Thränen opffern möge. O du ſüſſer

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[127/0145] Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels. mein Hertz/ meine Zunge vnd alle meine Gebeine dich loben: Auch erweitere mir meinen Sinn/ vnd wende die Augen meines Hertzens zu dir hinauff in die Höhe/ daß mein Geiſt mit ſchnellen Gedancken zu dir kommen/ vnnd dich errei- chen möge/ der du biſt die ewige Weißheit. Zu dem/ bitt ich dich/ du wölleſt mich aufflöſen von allen Banden der zeit- lichen Sorge/ Hindernuß/ Gefahr vnnd Widerwärtig- keit/ daß ich mit Hindanſetzung aller Dingen/ zu dir eyle/ mit dir allein mich bekümmere/ vnnd deiner ſtätigs warte. Ey du aller ſüſſeſter JESV/ Ey du aller gütigſter/ du allerliebſter/ du aller wertheſter/ du aller angenembſter/ du aller freundlichſter/ vnnd aller ſchöneſter JESV. Jch bitte dich/ geuß doch ſehr tieff in mein Hertz hineyn/ die Ströme deiner Süſſigkeit/ vnnd die Flamme deiner Lie- be/ daß ich nichts möge begeren/ vnnd nichts dencken/ was jrrdiſch/ fleiſchlich vnnd vergänglich iſt/ ſon- dern daß ich allein dich liebe/ vnnd allein dich habe in meinem Hertzen vnnd in meinem Munde. Schreibe mit deinen Fingern in mein Hertz die ſüſſe Gedächtnuß deines honigſüſſen Namens/ daß ich deß Namens JESV nimmermehr vergeſſe. Schreib auff die Taffel meines Hertzens deinen Willen vnnd deine Rechte/ daß ich dich HERR mein GOTT vnnd Schöpffer (der du biſt voll vnmeßlicher vnnd vnaußſprechlicher Süſſigkeit) vnnd deine heylige Gebott ſtätig vnnd allwege für Augen habe. Auguſtinus in meditationib. cap. 56. O zünde meine Seele doch an mit deinem Feuwer/ welches du vom Himmel auff die Erde herab gebracht haſt/ vnnd wolteſt/ daß es ſehr brente. O zünde mich damit an/ daß ich dir einen zerknirſchten Geiſt/ vnnd ein zerſchlagenes Hertz/ alle Tage mit Thränen opffern möge. O du ſüſſer Jeſu

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/145>, abgerufen am 17.09.2024.