Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.Der Erste Theil deß Frewden Spiegels. daß wir lerneten der Welt absterben/ auß inbrünstigerHoffnung nach dem himmlischen Vatterlandt. Endtlich zum vierdten/ würden wir vns dadurch bewegen lassen zum Ge- bett/ daß wir ein ewiges Verlangen zu GOtt trügen/ vnd nach dem ewigen Leben seufftzeten. Von dem ersten Nutz vnd Gebrauch Die Betrach-deß Artickels vom ewigen Leben. tung deß ewigen Lebens gibt An- reitzung zur Lie- be. DAmit ich von diesen vier Stücken ordentlich Solchs würden wir ohn vnterlaß jeder zeit fleissig beden- hüten
Der Erſte Theil deß Frewden Spiegels. daß wir lerneten der Welt abſterben/ auß inbrünſtigerHoffnung nach dem him̃liſchen Vatterlandt. Endtlich zum vierdten/ würden wir vns dadurch bewegen laſſen zum Ge- bett/ daß wir ein ewiges Verlangen zu GOtt trügen/ vnd nach dem ewigen Leben ſeufftzeten. Von dem erſten Nutz vnd Gebrauch Die Betrach-deß Artickels vom ewigen Leben. tung deß ewigẽ Lebens gibt An- reitzung zur Lie- be. DAmit ich von dieſen vier Stücken ordentlich Solchs würden wir ohn vnterlaß jeder zeit fleiſſig beden- hüten
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Der Erſte Theil deß Frewden Spiegels.
daß wir lerneten der Welt abſterben/ auß inbrünſtiger
Hoffnung nach dem him̃liſchen Vatterlandt. Endtlich zum
vierdten/ würden wir vns dadurch bewegen laſſen zum Ge-
bett/ daß wir ein ewiges Verlangen zu GOtt trügen/ vnd
nach dem ewigen Leben ſeufftzeten.
Von dem erſten Nutz vnd Gebrauch
deß Artickels vom ewigen Leben.
DAmit ich von dieſen vier Stücken ordentlich
rede/ iſt mir anfänglich kein Zweiffel/ wenn wir vns
recht erjnnerten/ auß heyliger Göttlicher Schrifft/
was die Außerwehlten im Himmel für ein Wandel vnd Le-
ben führen/ wir würden mit allem Fleiß jhm nachdencken/
daß vnſer Leben in dieſer Welt/ jenem Leben in der andern
Welt möcht (ſo viel jmmer möglich) ähnlich vnd gleichför-
mig werden. Nun aber iſt das ewige Leben in jener Welt/
vnd im him̃liſchẽ Jeruſalem (dahin wir ein ſehnliches Ver-
langen tragen) anders nit denn ein ewige Hochzeit/ vnd ein
Leben der ewigen inbrünſtigen Liebe zwiſchẽ Gott vñ ſeinen
Außerwehlten: Stirbt ein Chriſt/ vnd dringt durch den
Todt zum ewigen Leben hineyn/ ſo kompt die Seele/ gleich
als auff eine fröliche Hochzeit/ vnd in ein Paradeiß/ da al-
les leuchtet vnd brennet/ von vnaußſprechlicher ſüſſer Liebe/
vnd von heyliger Liebesfrewde/ Liebes Krafft vnnd Liebes
Herrligkeit. Alſo warten wir auch am jüngſten Tag eines
neuwen Himmels/ vnd einer neuwen Erden/ darinnen Ge-
rechtigkeit wohne/ welche Gerechtigkeit ſeyn wirt eytel reine
Liebe zwiſchen. GOtt vnnd ſeinen hertzlieben Engeln vnd
Menſchen.
Luc. 23.
2. Pet. 4.
Wir ſollen vns-
bey Zeitẽ lernen
ſchicken/ in die
Art/ Weiſe vnd
Engenſchafft
deß: ewigen Le-
bens.
Solchs würden wir ohn vnterlaß jeder zeit fleiſſig beden-
cken/ vnd vns derwegen bey Zeiten lernen ſchicken in die Art/
Weiſe vnd Eygenſchafft deß him̃liſchen Lebens/ vnd vns-
hüten
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