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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der erste Theil deß Frewdenspiegels.
welchem sie hertzlich geliebet wirdt) nach gegebener Maß
vollkömmlich wider liebet/ vnd (wie S. Augustinus sagt) darffAugustinus in
Manuali, cap.

18.

sie mit dem Sohn Gottes zur Hochzeitlichen Frewde vnd
zur ehelicher Verbündtnuß sich eynlassen/ vnd mit dem Köni-
ge aller heyligen Engeln/ das süsse Joch der Liebe ziehen/ Sol-
ches alles thut die Liebe/ nachdemmal sie ähnlich vnd gleich-
förmig ist jrem lieben Gott/ vnd wil was er wil/ vnd ist gesinnet/
wie er gesinnet ist. Diese Liebe zu Gott/ ist vnter den Affecten
vnd Kräfften der Seelen die fürnembste/ vnd bezwingt alle an-
dere Affecten/ Kräffte vnd Bewegung vnter sich/ daß sie al-
lein herrsche/ vnd das einig höchste Gut/ nenlich vnsern lieben
Gott ergreiffe vnd besitze/ Also wirdt die Seele durch Liebe
mit Gott vereiniget/ vnd die hertzliche Liebe vnd Gegenlie-
be macht auß den zweyen einen Geist/ vnd in dem die Seele
jhren Schöpffer/ himmlischen Bräutigam/ vnd ewigen Trö-
ster/ ewiglich liebet/ müssen alle Affecten/ alle Kräffte vnd alle
Gedancken der Seelen hierzu dienen/ vnd der heyligen rei-
nen Liebe vnterthänig seyn.

Obiectum beatissime cognitionis. Gott ist im
Himmel das seligste Gut/ welches die Engel vnnd
Menschen mit Frewden erkennen.

ENdtlich fürs achte/ ist Gott mit seiner Weiß-VIII.
heit auch das höchste Gut/ welches die Kinder deß ewi-
gen Lebens begeren zu verstehen/ vnd das sie nach ge-
gebener Maß/ auch willig erkennen. Denn sie haben da nicht
nur die Erstlinge/ auch nicht allein die Zehenden/ sondern den
gantzen Schnitt deß heyligen Geistes/ daß sie da recht se-
hen vnd erkennen das Geheimnuß der heyligen Dreyfaltig-
keit/ das Werck der wunderbaren Schöpffung/ der Gnaden-Psal. 25.
Psal. 5.

reichen Erlösung/ vnd der seligsten Heyligung. Es seynd die
Geheimnuß Gottes jhnen offenbahr/ wie auch seine heim-

liche
L ij

Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels.
welchem ſie hertzlich geliebet wirdt) nach gegebener Maß
vollköm̃lich wider liebet/ vnd (wie S. Auguſtinus ſagt) darffAuguſtinus in
Manuali, cap.

18.

ſie mit dem Sohn Gottes zur Hochzeitlichen Frewde vnd
zur ehelicher Verbündtnuß ſich eynlaſſen/ vñ mit dem Köni-
ge aller heyligẽ Engeln/ das ſüſſe Joch der Liebe ziehen/ Sol-
ches alles thut die Liebe/ nachdemmal ſie ähnlich vnd gleich-
förmig iſt jrem liebẽ Gott/ vnd wil was er wil/ vñ iſt geſinnet/
wie er geſinnet iſt. Dieſe Liebe zu Gott/ iſt vnter den Affecten
vnd Kräfftẽ der Seelen die fürnembſte/ vnd bezwingt alle an-
dere Affecten/ Kräffte vnd Bewegung vnter ſich/ daß ſie al-
lein herrſche/ vnd das einig höchſte Gut/ nẽlich vnſern lieben
Gott ergreiffe vnd beſitze/ Alſo wirdt die Seele durch Liebe
mit Gott vereiniget/ vnd die hertzliche Liebe vnd Gegenlie-
be macht auß den zweyen einen Geiſt/ vnd in dem die Seele
jhren Schöpffer/ him̃liſchen Bräutigam/ vnd ewigen Trö-
ſter/ ewiglich liebet/ müſſen alle Affecten/ alle Kräffte vnd alle
Gedancken der Seelen hierzu dienen/ vnd der heyligen rei-
nen Liebe vnterthänig ſeyn.

Obiectum beatiſſimę cognitionis. Gott iſt im
Himmel das ſeligſte Gut/ welches die Engel vnnd
Menſchen mit Frewden erkennen.

ENdtlich fürs achte/ iſt Gott mit ſeiner Weiß-VIII.
heit auch das höchſte Gut/ welches die Kinder deß ewi-
gen Lebens begeren zu verſtehen/ vnd das ſie nach ge-
gebener Maß/ auch willig erkennen. Denn ſie haben da nicht
nur die Erſtlinge/ auch nicht allein die Zehenden/ ſondern den
gantzen Schnitt deß heyligen Geiſtes/ daß ſie da recht ſe-
hen vnd erkennen das Geheimnuß der heyligen Dreyfaltig-
keit/ das Werck der wunderbaren Schöpffung/ der Gnaden-Pſal. 25.
Pſal. 5.

reichen Erlöſung/ vnd der ſeligſten Heyligung. Es ſeynd die
Geheimnuß Gottes jhnen offenbahr/ wie auch ſeine heim-

liche
L ij
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[83/0101] Der erſte Theil deß Frewdenſpiegels. welchem ſie hertzlich geliebet wirdt) nach gegebener Maß vollköm̃lich wider liebet/ vnd (wie S. Auguſtinus ſagt) darff ſie mit dem Sohn Gottes zur Hochzeitlichen Frewde vnd zur ehelicher Verbündtnuß ſich eynlaſſen/ vñ mit dem Köni- ge aller heyligẽ Engeln/ das ſüſſe Joch der Liebe ziehen/ Sol- ches alles thut die Liebe/ nachdemmal ſie ähnlich vnd gleich- förmig iſt jrem liebẽ Gott/ vnd wil was er wil/ vñ iſt geſinnet/ wie er geſinnet iſt. Dieſe Liebe zu Gott/ iſt vnter den Affecten vnd Kräfftẽ der Seelen die fürnembſte/ vnd bezwingt alle an- dere Affecten/ Kräffte vnd Bewegung vnter ſich/ daß ſie al- lein herrſche/ vnd das einig höchſte Gut/ nẽlich vnſern lieben Gott ergreiffe vnd beſitze/ Alſo wirdt die Seele durch Liebe mit Gott vereiniget/ vnd die hertzliche Liebe vnd Gegenlie- be macht auß den zweyen einen Geiſt/ vnd in dem die Seele jhren Schöpffer/ him̃liſchen Bräutigam/ vnd ewigen Trö- ſter/ ewiglich liebet/ müſſen alle Affecten/ alle Kräffte vnd alle Gedancken der Seelen hierzu dienen/ vnd der heyligen rei- nen Liebe vnterthänig ſeyn. Auguſtinus in Manuali, cap. 18. Obiectum beatiſſimę cognitionis. Gott iſt im Himmel das ſeligſte Gut/ welches die Engel vnnd Menſchen mit Frewden erkennen. ENdtlich fürs achte/ iſt Gott mit ſeiner Weiß- heit auch das höchſte Gut/ welches die Kinder deß ewi- gen Lebens begeren zu verſtehen/ vnd das ſie nach ge- gebener Maß/ auch willig erkennen. Denn ſie haben da nicht nur die Erſtlinge/ auch nicht allein die Zehenden/ ſondern den gantzen Schnitt deß heyligen Geiſtes/ daß ſie da recht ſe- hen vnd erkennen das Geheimnuß der heyligen Dreyfaltig- keit/ das Werck der wunderbaren Schöpffung/ der Gnaden- reichen Erlöſung/ vnd der ſeligſten Heyligung. Es ſeynd die Geheimnuß Gottes jhnen offenbahr/ wie auch ſeine heim- liche VIII. Pſal. 25. Pſal. 5. L ij

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/101>, abgerufen am 17.11.2024.