Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch- und Musikalisches Lust- DEr ist nicht lobenswehrt der mehr demselben trauet/ Was er mit Ohren höhrt als mit den Augen schauet. Sunt similes telis, quas nectit aranea, leges GEsetze die sind gleich den schwachen Spinneweben/ Die Hörnsen brechen durch/ die Mükken bleiben kleben. Uberschrifft an eines ungerechten Richters Hauß. Vis, porta, patet porta. JMfall du willst von mir ein gutes Urtheil hoffen/ So bring den Beutel mit/ dann steht die Thür dir offen. A dieu complaire, DEm allerhöchsten Gott in dieser Welt gefallen/ Mich allzeit vorzusehn für einer bösen That; Dem Nechsten dienstlich seyn so wol mit That als Raht/ Dieß ist mein höchster Wunsch vor andern Wünschen allen. Als Zesar und Pompejus mit einander riegeten/ und Zizero gefraget wurde/ wel- hem Theile er beystünde/ gab er zur Antwort: Qu em fugiam scio, quem sequar nescio. U- Zwar
Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt- DEr iſt nicht lobenswehrt der mehr demſelben trauet/ Was er mit Ohren hoͤhrt als mit den Augen ſchauet. Sunt ſimiles telis, quas nectit aranea, leges GEſetze die ſind gleich den ſchwachen Spinneweben/ Die Hoͤrnſen brechen durch/ die Muͤkken bleiben kleben. Uberſchrifft an eines ungerechten Richters Hauß. Vis, porta, patet porta. JMfall du willſt von mir ein gutes Urtheil hoffen/ So bring den Beutel mit/ dann ſteht die Thuͤr dir offen. A dieu complaire, DEm allerhoͤchſten Gott in dieſer Welt gefallen/ Mich allzeit vorzuſehn fuͤr einer boͤſen That; Dem Nechſten dienſtlich ſeyn ſo wol mit That als Raht/ Dieß iſt mein hoͤchſter Wunſch vor andern Wuͤnſchen allen. Als Zeſar und Pompejus mit einander riegeten/ und Zizero gefraget wurde/ wel- hem Theile er beyſtuͤnde/ gab er zur Antwort: Qu em fugiam ſcio, quem ſequar neſcio. U- Zwar
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Poetiſch- und Muſikaliſches Luſt-
DEr iſt nicht lobenswehrt der mehr demſelben trauet/
Was er mit Ohren hoͤhrt als mit den Augen ſchauet.
Sunt ſimiles telis, quas nectit aranea, leges
Evadit crabro, muſca miſella perit.
Incertus.
GEſetze die ſind gleich den ſchwachen Spinneweben/
Die Hoͤrnſen brechen durch/ die Muͤkken bleiben kleben.
Uberſchrifft an eines ungerechten
Richters Hauß.
Vis, porta, patet porta.
JMfall du willſt von mir ein gutes Urtheil hoffen/
So bring den Beutel mit/ dann ſteht die Thuͤr dir offen.
A dieu complaire,
Famais mal-faire,
à touts ſervir,
l’ ect mon deſir.
DEm allerhoͤchſten Gott in dieſer Welt gefallen/
Mich allzeit vorzuſehn fuͤr einer boͤſen That;
Dem Nechſten dienſtlich ſeyn ſo wol mit That als
Raht/
Dieß iſt mein hoͤchſter Wunſch vor andern Wuͤnſchen allen.
Als Zeſar und Pompejus mit einander
riegeten/ und Zizero gefraget wurde/ wel-
hem Theile er beyſtuͤnde/ gab er zur Antwort:
Qu em fugiam ſcio, quem ſequar neſcio. U-
trius ꝙ́ enim victoria Reipubl. Ro-
manæ ect pernicioſa.
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 218[228]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/254>, abgerufen am 22.07.2024. |