Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Poetisch und Musikalisches Lust- Zu einer Wolfabrt hilft/ das wird hiedurch gefressen;Die Liebe bringts dahin/ daß man sein selbst vergessen Und sich auch hassen muß. Jch aber meine nicht Die Liebe/ die ihr Tuhn auf Tugend hat gericht/ Ohn die der Erdenkreiß schon längst wer' untergangen Eh und bevor er recht zu leben angefangen; Die nur vom Himmel selbst in unsre Hertzen fellt Durch welche die Natur die gantze Welt erhelt. Von welcher keuschen Lieb' auch ihr seyd eingenommen/ Mein Freund Herr Bräutigam/ und in den Orden kommen/ Den Gott hat selbst gestifft/ und zwar zum andern mal. Wol euch/ der ihr nicht fühlt die grosse Pein und Qual Die Hertz und Seele kränkt/ wie Kloriman gefühlet. Jhr habt Gott Lob/ womit ihr eure Flammen kühlet; Jhr habt ein solches Mensch die ihr von Hertzen liebt/ Und die sich wiederüm euch gantz zu eigen giebt. Ein Himmelreich ist das/ wenn sich zwey Seelen finden/ Die sich in keuscher Treu' und treuer Keuschheit blnden/ So nicht nach rondem Glükk und hohen Ehren sehn/ Wie heutigs Tages man gar offtmals sieht geschehn. Worauf bißweilen folgt ein innerliches reuen/ Da man hernachmals gar das Auwe höret schreyen/ Dann steht es leiden kahl/ wenn ersagt: pfui mich! Und noch viel schimpflicher wenn sie schreyt: pfui dich! Drüm sag' ich noch einmal/ wol euch zu hundert mahlen HERR DORTE der ihr habt ein Mensche so die Straalen Der schönen Augen schiest auf euch in keuscher Brunst; Und redet euch so an in ungefärbter Gunst: Ach kommet Herßliebster mein' einige Freude/ Ach kommet ach kommet mein liebestes Licht Jhr meines Begehrens annehmliche Weide/ Ach eylet doch zu mir und seumet euch nicht Vernehmet was euch meine Seele gewehret Verstehet und sehet mein williges Hertz/ Als
Poetiſch und Muſikaliſches Luſt- Zu einer Wolfabrt hilft/ das wird hiedurch gefreſſen;Die Liebe bringts dahin/ daß man ſein ſelbſt vergeſſen Und ſich auch haſſen muß. Jch aber meine nicht Die Liebe/ die ihr Tuhn auf Tugend hat gericht/ Ohn die der Erdenkreiß ſchon laͤngſt wer’ untergangen Eh und bevor er recht zu leben angefangen; Die nur vom Himmel ſelbſt in unſre Hertzen fellt Durch welche die Natur die gantze Welt erhelt. Von welcher keuſchen Lieb’ auch ihr ſeyd eingenommen/ Mein Freund Herr Braͤutigam/ und in den Orden kom̃en/ Den Gott hat ſelbſt geſtifft/ und zwar zum andern mal. Wol euch/ der ihr nicht fuͤhlt die groſſe Pein uñ Qual Die Hertz und Seele kraͤnkt/ wie Kloriman gefuͤhlet. Jhr habt Gott Lob/ womit ihr eure Flammen kuͤhlet; Jhr habt ein ſolches Menſch die ihr von Hertzen liebt/ Und die ſich wiederuͤm euch gantz zu eigen giebt. Ein Himmelreich iſt das/ wenn ſich zwey Seelen finden/ Die ſich in keuſcher Treu’ und treuer Keuſchheit blnden/ So nicht nach rondem Gluͤkk und hohen Ehren ſehn/ Wie heutigs Tages man gar offtmals ſieht geſchehn. Worauf bißweilen folgt ein innerliches reuen/ Da man hernachmals gar das Auwe hoͤret ſchreyen/ Dann ſteht es leiden kahl/ wenn erſagt: pfui mich! Und noch viel ſchimpflicher wenn ſie ſchreyt: pfui dich! Druͤm ſag’ ich noch einmal/ wol euch zu hundert mahlen HERR DORTE der ihr habt ein Menſche ſo die Straalen Der ſchoͤnen Augen ſchieſt auf euch in keuſcher Brunſt; Und redet euch ſo an in ungefaͤrbter Gunſt: Ach kommet Herßliebſter mein’ einige Freude/ Ach kommet ach kommet mein liebeſtes Licht Jhr meines Begehrens annehmliche Weide/ Ach eylet doch zu mir und ſeumet euch nicht Vernehmet was euch meine Seele gewehret Verſtehet und ſehet mein williges Hertz/ Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0212" n="176[186]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poetiſch und Muſikaliſches Luſt-</hi> </fw><lb/> <l>Zu einer Wolfabrt hilft/ das wird hiedurch gefreſſen;</l><lb/> <l>Die Liebe bringts dahin/ daß man ſein ſelbſt vergeſſen</l><lb/> <l>Und ſich auch haſſen muß. Jch aber meine nicht</l><lb/> <l>Die Liebe/ die ihr Tuhn auf Tugend hat gericht/</l><lb/> <l>Ohn die der Erdenkreiß ſchon laͤngſt wer’ untergangen</l><lb/> <l>Eh und bevor er recht zu leben angefangen;</l><lb/> <l>Die nur vom Himmel ſelbſt in unſre Hertzen fellt</l><lb/> <l>Durch welche die Natur die gantze Welt erhelt.</l><lb/> <l>Von welcher keuſchen Lieb’ auch ihr ſeyd eingenommen/</l><lb/> <l>Mein Freund Herr Braͤutigam/ und in den Orden kom̃en/</l><lb/> <l>Den Gott hat ſelbſt geſtifft/ und zwar zum andern mal.</l><lb/> <l>Wol euch/ der ihr nicht fuͤhlt die groſſe Pein uñ Qual</l><lb/> <l>Die Hertz und Seele kraͤnkt/ wie Kloriman gefuͤhlet.</l><lb/> <l>Jhr habt Gott Lob/ womit ihr eure Flammen kuͤhlet;</l><lb/> <l>Jhr habt ein ſolches Menſch die ihr von Hertzen liebt/</l><lb/> <l>Und die ſich wiederuͤm euch gantz zu eigen giebt.</l><lb/> <l>Ein Himmelreich iſt das/ wenn ſich zwey Seelen finden/</l><lb/> <l>Die ſich in keuſcher Treu’ und treuer Keuſchheit blnden/</l><lb/> <l>So nicht nach rondem Gluͤkk und hohen Ehren ſehn/</l><lb/> <l>Wie heutigs Tages man gar offtmals ſieht geſchehn.</l><lb/> <l>Worauf bißweilen folgt ein innerliches reuen/</l><lb/> <l>Da man hernachmals gar das Auwe hoͤret ſchreyen/</l><lb/> <l>Dann ſteht es leiden kahl/ wenn erſagt: pfui mich!</l><lb/> <l>Und noch viel ſchimpflicher wenn ſie ſchreyt: pfui dich!</l><lb/> <l>Druͤm ſag’ ich noch einmal/ wol euch zu hundert mahlen</l><lb/> <l><hi rendition="#g">HERR DORTE</hi> der ihr habt ein Menſche ſo die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Straalen</hi> </l><lb/> <l>Der ſchoͤnen Augen ſchieſt auf euch in keuſcher Brunſt;</l><lb/> <l>Und redet euch ſo an in ungefaͤrbter Gunſt:</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Ach kommet Herßliebſter mein’ einige <hi rendition="#fr">F</hi>reude/</l><lb/> <l>Ach kommet ach kommet mein liebeſtes <hi rendition="#fr">L</hi>icht</l><lb/> <l>Jhr meines Begehrens annehmliche Weide/</l><lb/> <l>Ach eylet doch zu mir und ſeumet euch nicht</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">V</hi>ernehmet was euch meine Seele gewehret</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">V</hi>erſtehet und ſehet mein williges Hertz/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176[186]/0212]
Poetiſch und Muſikaliſches Luſt-
Zu einer Wolfabrt hilft/ das wird hiedurch gefreſſen;
Die Liebe bringts dahin/ daß man ſein ſelbſt vergeſſen
Und ſich auch haſſen muß. Jch aber meine nicht
Die Liebe/ die ihr Tuhn auf Tugend hat gericht/
Ohn die der Erdenkreiß ſchon laͤngſt wer’ untergangen
Eh und bevor er recht zu leben angefangen;
Die nur vom Himmel ſelbſt in unſre Hertzen fellt
Durch welche die Natur die gantze Welt erhelt.
Von welcher keuſchen Lieb’ auch ihr ſeyd eingenommen/
Mein Freund Herr Braͤutigam/ und in den Orden kom̃en/
Den Gott hat ſelbſt geſtifft/ und zwar zum andern mal.
Wol euch/ der ihr nicht fuͤhlt die groſſe Pein uñ Qual
Die Hertz und Seele kraͤnkt/ wie Kloriman gefuͤhlet.
Jhr habt Gott Lob/ womit ihr eure Flammen kuͤhlet;
Jhr habt ein ſolches Menſch die ihr von Hertzen liebt/
Und die ſich wiederuͤm euch gantz zu eigen giebt.
Ein Himmelreich iſt das/ wenn ſich zwey Seelen finden/
Die ſich in keuſcher Treu’ und treuer Keuſchheit blnden/
So nicht nach rondem Gluͤkk und hohen Ehren ſehn/
Wie heutigs Tages man gar offtmals ſieht geſchehn.
Worauf bißweilen folgt ein innerliches reuen/
Da man hernachmals gar das Auwe hoͤret ſchreyen/
Dann ſteht es leiden kahl/ wenn erſagt: pfui mich!
Und noch viel ſchimpflicher wenn ſie ſchreyt: pfui dich!
Druͤm ſag’ ich noch einmal/ wol euch zu hundert mahlen
HERR DORTE der ihr habt ein Menſche ſo die
Straalen
Der ſchoͤnen Augen ſchieſt auf euch in keuſcher Brunſt;
Und redet euch ſo an in ungefaͤrbter Gunſt:
Ach kommet Herßliebſter mein’ einige Freude/
Ach kommet ach kommet mein liebeſtes Licht
Jhr meines Begehrens annehmliche Weide/
Ach eylet doch zu mir und ſeumet euch nicht
Vernehmet was euch meine Seele gewehret
Verſtehet und ſehet mein williges Hertz/
Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |