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Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

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wäldchens andere Abtheilung.
(Jhr wist ja die Geschicht.) Drüm wird die beste Weise
Das beste Mittel seyn/ daß wir uns auff die Reise/
Nach Pafus machen hin/ im fall es euch gefällt/
Euch mein Herr Bruder Mars. Zwar nun bey dieser
Kält'
Und halber Winterlufft/ geniest man schlechter Freuden
Zu reisen hin und her; Doch jenes schwere Leiden
So unsern Schäfer kränkt/ das zwinget mich darzu
Daß ich/ der ich sein Freund/ kaum habe Rast noch Ruh
Biß ihm geholffen sey Nicht ehe lest sich blikken
Ein treues Freundes Hertz/ als wenn die Götter schikken
Betrübtes Hertzeleid/ da da lest sich bald sehn
Wer treu und redlich ist. Drüm last uns ietzo stehn
Bey ihm in seiner Noht. Kommt last uns die Dione
Die dort voll Eyfersucht mit ihrem kleinen Sohne/
Auf ihn ergrimmet ist/ nur gütlich sprechen an
Und fragen sie, wie? wenn? und was er ihr gethan
Das solcher Straffe wehrt? daß er so sehr betrübet
Deßwegen müste seyn? Der Anschlag war beliebet.
Sie machten sich bald fort nach jenem Pafus hin/
Dorthin/ wo Venus wohnt die Liebes Königin.
Als sie nun angelangt sehr früh bey ihrem Zimmer/
Wo alles lieblich war/ wo iederzeit und immer
Jn Wollust alles steht/ so kömmet gleich daher
Der Venus kleiner Sohn/ und zwar von ungefehr/
Der freuet sich ob dem/ daß über alles hoffen
Er solche liebe Gäst' hat bey ihm angetroffen.
Er leuft geschwind' hinein und sagts der Mutter an/
Die kaum war aus dem Bett' auch halb nur angethan:
Jhr schön braunschwartzes Haar/ so ihr weit auff dem
Rükken
Gekreuselt hieng hinab/ das war mit schönen Stükken
Und güldnem Flor bedekkt; aus ihrem Augenliecht'
Ein heimlichs Feuer strahlt'; Jhr gantzes Angesicht
War gleich wie Milch und Blut; Sehr künstlich war ge-
nehet/
Jhr Schlaff- und Nachtesrokk/ er war fast wie beseet
Mit
G vj
waͤldchens andere Abtheilung.
(Jhr wiſt ja die Geſchicht.) Druͤm wird die beſte Weiſe
Das beſte Mittel ſeyn/ daß wir uns auff die Reiſe/
Nach Pafus machen hin/ im fall es euch gefaͤllt/
Euch mein Herr Bruder Mars. Zwar nun bey dieſer
Kaͤlt’
Und halber Winterlufft/ genieſt man ſchlechter Freuden
Zu reiſen hin und her; Doch jenes ſchwere Leiden
So unſern Schaͤfer kraͤnkt/ das zwinget mich darzu
Daß ich/ der ich ſein Freund/ kaum habe Raſt noch Ruh
Biß ihm geholffen ſey Nicht ehe leſt ſich blikken
Ein treues Freundes Hertz/ als wenn die Goͤtter ſchikken
Betruͤbtes Hertzeleid/ da da leſt ſich bald ſehn
Wer treu und redlich iſt. Druͤm laſt uns ietzo ſtehn
Bey ihm in ſeiner Noht. Kommt laſt uns die Dione
Die dort voll Eyferſucht mit ihrem kleinen Sohne/
Auf ihn ergrimmet iſt/ nur guͤtlich ſprechen an
Und fragen ſie, wie? wenn? und was er ihr gethan
Das ſolcher Straffe wehrt? daß er ſo ſehr betruͤbet
Deßwegen muͤſte ſeyn? Der Anſchlag war beliebet.
Sie machten ſich bald fort nach jenem Pafus hin/
Dorthin/ wo Venus wohnt die Liebes Koͤnigin.
Als ſie nun angelangt ſehr fruͤh bey ihrem Zimmer/
Wo alles lieblich war/ wo iederzeit und immer
Jn Wolluſt alles ſteht/ ſo koͤmmet gleich daher
Der Venus kleiner Sohn/ und zwar von ungefehr/
Der freuet ſich ob dem/ daß uͤber alles hoffen
Er ſolche liebe Gaͤſt’ hat bey ihm angetroffen.
Er leuft geſchwind’ hinein und ſagts der Mutter an/
Die kaum war aus dem Bett’ auch halb nur angethan:
Jhr ſchoͤn braunſchwartzes Haar/ ſo ihr weit auff dem
Ruͤkken
Gekreuſelt hieng hinab/ das war mit ſchoͤnen Stuͤkken
Und guͤldnem Flor bedekkt; aus ihrem Augenliecht’
Ein heimlichs Feuer ſtrahlt’; Jhr gantzes Angeſicht
War gleich wie Milch und Blut; Sehr kuͤnſtlich war ge-
nehet/
Jhr Schlaff- und Nachtesrokk/ er war faſt wie beſeet
Mit
G vj
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[155/0181] waͤldchens andere Abtheilung. (Jhr wiſt ja die Geſchicht.) Druͤm wird die beſte Weiſe Das beſte Mittel ſeyn/ daß wir uns auff die Reiſe/ Nach Pafus machen hin/ im fall es euch gefaͤllt/ Euch mein Herr Bruder Mars. Zwar nun bey dieſer Kaͤlt’ Und halber Winterlufft/ genieſt man ſchlechter Freuden Zu reiſen hin und her; Doch jenes ſchwere Leiden So unſern Schaͤfer kraͤnkt/ das zwinget mich darzu Daß ich/ der ich ſein Freund/ kaum habe Raſt noch Ruh Biß ihm geholffen ſey Nicht ehe leſt ſich blikken Ein treues Freundes Hertz/ als wenn die Goͤtter ſchikken Betruͤbtes Hertzeleid/ da da leſt ſich bald ſehn Wer treu und redlich iſt. Druͤm laſt uns ietzo ſtehn Bey ihm in ſeiner Noht. Kommt laſt uns die Dione Die dort voll Eyferſucht mit ihrem kleinen Sohne/ Auf ihn ergrimmet iſt/ nur guͤtlich ſprechen an Und fragen ſie, wie? wenn? und was er ihr gethan Das ſolcher Straffe wehrt? daß er ſo ſehr betruͤbet Deßwegen muͤſte ſeyn? Der Anſchlag war beliebet. Sie machten ſich bald fort nach jenem Pafus hin/ Dorthin/ wo Venus wohnt die Liebes Koͤnigin. Als ſie nun angelangt ſehr fruͤh bey ihrem Zimmer/ Wo alles lieblich war/ wo iederzeit und immer Jn Wolluſt alles ſteht/ ſo koͤmmet gleich daher Der Venus kleiner Sohn/ und zwar von ungefehr/ Der freuet ſich ob dem/ daß uͤber alles hoffen Er ſolche liebe Gaͤſt’ hat bey ihm angetroffen. Er leuft geſchwind’ hinein und ſagts der Mutter an/ Die kaum war aus dem Bett’ auch halb nur angethan: Jhr ſchoͤn braunſchwartzes Haar/ ſo ihr weit auff dem Ruͤkken Gekreuſelt hieng hinab/ das war mit ſchoͤnen Stuͤkken Und guͤldnem Flor bedekkt; aus ihrem Augenliecht’ Ein heimlichs Feuer ſtrahlt’; Jhr gantzes Angeſicht War gleich wie Milch und Blut; Sehr kuͤnſtlich war ge- nehet/ Jhr Schlaff- und Nachtesrokk/ er war faſt wie beſeet Mit G vj

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/181>, abgerufen am 24.11.2024.