Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
wäldchens andere Abtheilung.
WEg eitler Amadiß/ und ihr dergleichen Schrifften
Die ihr ein keusches Hertz pflegt heimlich zu vergifften/
Mit eurer Liebligkeit/ weg fchnöde Schreibersahrt/
Die/ wenn man sie nur liest/ ein reines Hertze pahrt
Mit geiler Liebeslust/ die zwar den Sinn ergetzet/
Doch solchen gleich wol auch in leichte Wollust setzet.
Weg bittrer Honigseim! weg außgeschminkter Wust!
Weg stilles Schlangengifft! weg Lokkaaß böser Lust!
Kommt hieher/ wer ihr seit/ ihr Gottergebne Sinnen/
Die ihr bißweilen wol begehret zu gewinnen
Ein rechtes Zeitvertreib/ hier/ hier habt ihr ein Werk/
Welchs Sinn und Seel' ergetzt/ ein Werk von grosser
Stärk'/
Und unvermerkter Krafft; Ein Buch in dem ihr findet
Das heilge Himmelsfeur so euren Geist entzündet
Jn reiner Gotteslieb'; Hier ist Ergetzligkeit/
Hier geht mit Nutzen weg die langverdrosne Zeit.
Hier findet ihr nach Lust verliebte schöne Sachen/
Die euer keusches Hertz in Gott verliebet machen/
Und nicht in diese Welt. Was lob' ich aber viel?
Der Seelen Seligkeit ist dieses Buches
Ziehl.
Aneben densebigen.
JCh hab' Hertzwerther Freund das Werkchen durchge-
lesen/
Das Himmelsvolle Buch! das wunderschöne Wesen.
Und sage dieß davon/ daß mich es wol erquikkt/
Daß mir es meinen Geist im Lesen gantz entzükt.
Es ist ein solches Werk da Kunst und Himmelsflammen/
Da tieffer Wortverstand verbrüdert stehn beysammen.
Es wil und muß nicht nur zur Lust gelesen seyn/
Wie manches andre Buch; es dringt zum Hertzen ein;
Erhitzt den kalten Sinn den höchsten Gott zu lieben.
Und reitzet ware Lust das Christenthum zu üben.
Diß ist sein theurer Nutz. Drüm schweig Heliodor/
Schweig Sidney/ Pona schweig hier geht euch einer
vor/
Jn
G iij
waͤldchens andere Abtheilung.
WEg eitler Amadiß/ und ihr dergleichen Schrifften
Die ihr ein keuſches Hertz pflegt heimlich zu vergifftẽ/
Mit eurer Liebligkeit/ weg fchnoͤde Schreibersahrt/
Die/ wenn man ſie nur lieſt/ ein reines Hertze pahrt
Mit geiler Liebesluſt/ die zwar den Sinn ergetzet/
Doch ſolchen gleich wol auch in leichte Wolluſt ſetzet.
Weg bittrer Honigſeim! weg außgeſchminkter Wuſt!
Weg ſtilles Schlangengifft! weg Lokkaaß boͤſer Luſt!
Kommt hieher/ wer ihr ſeit/ ihr Gottergebne Sinnen/
Die ihr bißweilen wol begehret zu gewinnen
Ein rechtes Zeitvertreib/ hier/ hier habt ihr ein Werk/
Welchs Sinn und Seel’ ergetzt/ ein Werk von groſſer
Staͤrk’/
Und unvermerkter Krafft; Ein Buch in dem ihr findet
Das heilge Himmelsfeur ſo euren Geiſt entzuͤndet
Jn reiner Gotteslieb’; Hier iſt Ergetzligkeit/
Hier geht mit Nutzen weg die langverdroſne Zeit.
Hier findet ihr nach Luſt verliebte ſchoͤne Sachen/
Die euer keuſches Hertz in Gott verliebet machen/
Und nicht in dieſe Welt. Was lob’ ich aber viel?
Der Seelen Seligkeit iſt dieſes Buches
Ziehl.
Aneben denſebigen.
JCh hab’ Hertzwerther Freund das Werkchen durchge-
leſen/
Das Himmelsvolle Buch! das wunderſchoͤne Weſen.
Und ſage dieß davon/ daß mich es wol erquikkt/
Daß mir es meinen Geiſt im Leſen gantz entzuͤkt.
Es iſt ein ſolches Werk da Kunſt und Himmelsflammen/
Da tieffer Wortverſtand verbruͤdert ſtehn beyſammen.
Es wil und muß nicht nur zur Luſt geleſen ſeyn/
Wie manches andre Buch; es dringt zum Hertzen ein;
Erhitzt den kalten Sinn den hoͤchſten Gott zu lieben.
Und reitzet ware Luſt das Chriſtenthum zu uͤben.
Diß iſt ſein theurer Nutz. Druͤm ſchweig Heliodor/
Schweig Sidney/ Pona ſchweig hier geht euch einer
vor/
Jn
G iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0163" n="137"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">wa&#x0364;ldchens andere Abtheilung.</hi> </fw><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Eg eitler Amadiß/ und ihr dergleichen Schrifften</l><lb/>
                <l>Die ihr ein keu&#x017F;ches Hertz pflegt heimlich zu vergiffte&#x0303;/</l><lb/>
                <l>Mit eurer Liebligkeit/ weg fchno&#x0364;de Schreibersahrt/</l><lb/>
                <l>Die/ wenn man &#x017F;ie nur lie&#x017F;t/ ein reines Hertze pahrt</l><lb/>
                <l>Mit geiler Liebeslu&#x017F;t/ die zwar den Sinn ergetzet/</l><lb/>
                <l>Doch &#x017F;olchen gleich wol auch in leichte Wollu&#x017F;t &#x017F;etzet.</l><lb/>
                <l>Weg bittrer Honig&#x017F;eim! weg außge&#x017F;chminkter Wu&#x017F;t!</l><lb/>
                <l>Weg &#x017F;tilles Schlangengifft! weg Lokkaaß bo&#x0364;&#x017F;er Lu&#x017F;t!</l><lb/>
                <l>Kommt hieher/ wer ihr &#x017F;eit/ ihr Gottergebne Sinnen/</l><lb/>
                <l>Die ihr bißweilen wol begehret zu gewinnen</l><lb/>
                <l>Ein rechtes Zeitvertreib/ hier/ hier habt ihr ein Werk/</l><lb/>
                <l>Welchs Sinn und Seel&#x2019; ergetzt/ ein Werk von gro&#x017F;&#x017F;er</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Sta&#x0364;rk&#x2019;/</hi> </l><lb/>
                <l>Und unvermerkter Krafft; Ein Buch in dem ihr findet</l><lb/>
                <l>Das heilge Himmelsfeur &#x017F;o euren Gei&#x017F;t entzu&#x0364;ndet</l><lb/>
                <l>Jn reiner Gotteslieb&#x2019;; Hier i&#x017F;t Ergetzligkeit/</l><lb/>
                <l>Hier geht mit Nutzen weg die langverdro&#x017F;ne Zeit.</l><lb/>
                <l>Hier findet ihr nach Lu&#x017F;t verliebte &#x017F;cho&#x0364;ne Sachen/</l><lb/>
                <l>Die euer keu&#x017F;ches Hertz in Gott verliebet machen/</l><lb/>
                <l>Und nicht in die&#x017F;e Welt. Was lob&#x2019; ich aber viel?</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Der Seelen Seligkeit i&#x017F;t die&#x017F;es Buches<lb/><hi rendition="#et">Ziehl.</hi></hi> </l>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aneben den&#x017F;ebigen.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <l><choice><sic><hi rendition="#in">J</hi>Eh</sic><corr><hi rendition="#in">J</hi>Ch</corr></choice> hab&#x2019; Hertzwerther Freund das Werkchen durchge-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">le&#x017F;en/</hi> </l><lb/>
              <l>Das Himmelsvolle Buch! das wunder&#x017F;cho&#x0364;ne We&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;age dieß davon/ daß mich es wol erquikkt/</l><lb/>
              <l>Daß mir es meinen Gei&#x017F;t im Le&#x017F;en gantz entzu&#x0364;kt.</l><lb/>
              <l>Es i&#x017F;t ein &#x017F;olches Werk da Kun&#x017F;t und Himmelsflammen/</l><lb/>
              <l>Da tieffer Wortver&#x017F;tand verbru&#x0364;dert &#x017F;tehn bey&#x017F;ammen.</l><lb/>
              <l>Es wil und muß nicht nur zur Lu&#x017F;t gele&#x017F;en &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Wie manches andre Buch; es dringt zum Hertzen ein;</l><lb/>
              <l>Erhitzt den kalten Sinn den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gott zu lieben.</l><lb/>
              <l>Und reitzet ware Lu&#x017F;t das Chri&#x017F;tenthum zu u&#x0364;ben.</l><lb/>
              <l>Diß i&#x017F;t &#x017F;ein theurer Nutz. Dru&#x0364;m &#x017F;chweig Heliodor/</l><lb/>
              <l>Schweig Sidney/ Pona &#x017F;chweig hier geht euch einer</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">vor/</hi> </l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">G iij</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Jn</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0163] waͤldchens andere Abtheilung. WEg eitler Amadiß/ und ihr dergleichen Schrifften Die ihr ein keuſches Hertz pflegt heimlich zu vergifftẽ/ Mit eurer Liebligkeit/ weg fchnoͤde Schreibersahrt/ Die/ wenn man ſie nur lieſt/ ein reines Hertze pahrt Mit geiler Liebesluſt/ die zwar den Sinn ergetzet/ Doch ſolchen gleich wol auch in leichte Wolluſt ſetzet. Weg bittrer Honigſeim! weg außgeſchminkter Wuſt! Weg ſtilles Schlangengifft! weg Lokkaaß boͤſer Luſt! Kommt hieher/ wer ihr ſeit/ ihr Gottergebne Sinnen/ Die ihr bißweilen wol begehret zu gewinnen Ein rechtes Zeitvertreib/ hier/ hier habt ihr ein Werk/ Welchs Sinn und Seel’ ergetzt/ ein Werk von groſſer Staͤrk’/ Und unvermerkter Krafft; Ein Buch in dem ihr findet Das heilge Himmelsfeur ſo euren Geiſt entzuͤndet Jn reiner Gotteslieb’; Hier iſt Ergetzligkeit/ Hier geht mit Nutzen weg die langverdroſne Zeit. Hier findet ihr nach Luſt verliebte ſchoͤne Sachen/ Die euer keuſches Hertz in Gott verliebet machen/ Und nicht in dieſe Welt. Was lob’ ich aber viel? Der Seelen Seligkeit iſt dieſes Buches Ziehl. Aneben denſebigen. JCh hab’ Hertzwerther Freund das Werkchen durchge- leſen/ Das Himmelsvolle Buch! das wunderſchoͤne Weſen. Und ſage dieß davon/ daß mich es wol erquikkt/ Daß mir es meinen Geiſt im Leſen gantz entzuͤkt. Es iſt ein ſolches Werk da Kunſt und Himmelsflammen/ Da tieffer Wortverſtand verbruͤdert ſtehn beyſammen. Es wil und muß nicht nur zur Luſt geleſen ſeyn/ Wie manches andre Buch; es dringt zum Hertzen ein; Erhitzt den kalten Sinn den hoͤchſten Gott zu lieben. Und reitzet ware Luſt das Chriſtenthum zu uͤben. Diß iſt ſein theurer Nutz. Druͤm ſchweig Heliodor/ Schweig Sidney/ Pona ſchweig hier geht euch einer vor/ Jn G iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/163
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/163>, abgerufen am 22.12.2024.