Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652.Worauf Er täglich denkt üm solches zuerlangen. Wie zeitig habt ihr nun/ Herr Neumark/ angefangen Recht nach der klugen Ahrt zu suchen diesen Stein/ Der nicht verweltzet wird/ der ewig fest kan seyn. Der Jugend zartes Theil ist schon vorbey geschlichen Mit der die Thorheit auch zu weichen sich verglichen/ Viel Fälle bleiben nach die stets ein kluger Sinn/ Bedenkt und überlegt biß in das Alter hin. Der unerschöpffte Fleiß den Künsten obzuliegen/ Die angewandte Müh ließ schon die Jahre siegen die minder jährig sind. Du dachtest in die Welt Und wagtest es getrost. Wie manche Noht befällt Den Fremdling hier und dar/ die ihn nicht wenig schrekket! Doch Lust zur Wissenschafft hat alles überdekket/ Bey dir auch wehrter Freund. Es siel zum öfftern ein- Wie kan das wilde Meer doch ohn Gereusche seyn? Ja auch die Quellen selbst? den Büchern sein ergeben/ War ja von Anbeginn dein Hertz und gantzes Leben. Ein muhtiger Soldat acht keine Mühe nicht/ Noch Noht die sonsten leicht die schwachen Sinnen bricht/ Jmfalt er Sieg und Ruhm und Ruhe wil erlangen. Du bist den steilen Berg zwar schwitzend angegangen Doch voller Hoffnungstrost; der grüne Helikon Und der neun Schwestern Chor hat vielmals deinen Thon Mit grosser Luft gehört/ nach dem du vorgekommen Und deinen sichren Sitz nun unter Sie genommen/ Auf ihren Anbefehl: Hier ist der Zweg die Ruh So auf die Unruh kömmt. So thu nun dieß darzu Mein Freund/ und sey bereit die Deinen zu begrüssen/ Stekk hier des Reisens Ziehl/ laß deiner ja geniessen/ Für allen sonderlich das liebe Vaterland Befihl dem Himmel erst/ dein Glük/ Beruff und Stand Mit heisser Andachtsgluht; Hernachmals lasse walten Die wol beflissen sind in Ruh dich zu erhalten/ Gott hat schon solche Freund dir allbereits ersehn/ Die werden hochgeneigt vor deine Wolfahrt stehn. Der grosse Wilhelm wird/ wie sonst pflegt zu bemahlen Die Sonne Wald und Feld/ mit Gnaden dich bestrahlen- Und
Worauf Er taͤglich denkt uͤm ſolches zuerlangen. Wie zeitig habt ihr nun/ Herr Neumark/ angefangen Recht nach der klugen Ahrt zu ſuchen dieſen Stein/ Der nicht verweltzet wird/ der ewig feſt kan ſeyn. Der Jugend zartes Theil iſt ſchon vorbey geſchlichen Mit der die Thorheit auch zu weichen ſich verglichen/ Viel Faͤlle bleiben nach die ſtets ein kluger Sinn/ Bedenkt und uͤberlegt biß in das Alter hin. Der unerſchoͤpffte Fleiß den Kuͤnſten obzuliegen/ Die angewandte Muͤh ließ ſchon die Jahre ſiegen die minder jaͤhrig ſind. Du dachteſt in die Welt Und wagteſt es getroſt. Wie manche Noht befaͤllt Den Fremdling hier und dar/ die ihn nicht wenig ſchrekket! Doch Luſt zur Wiſſenſchafft hat alles uͤberdekket/ Bey dir auch wehrter Freund. Es ſiel zum oͤfftern ein- Wie kan das wilde Meer doch ohn Gereuſche ſeyn? Ja auch die Quellen ſelbſt? den Buͤchern ſein ergeben/ War ja von Anbeginn dein Hertz und gantzes Leben. Ein muhtiger Soldat acht keine Muͤhe nicht/ Noch Noht die ſonſten leicht die ſchwachen Sinnen bricht/ Jmfalt er Sieg und Ruhm und Ruhe wil erlangen. Du biſt den ſteilen Berg zwar ſchwitzend angegangen Doch voller Hoffnungstroſt; der gruͤne Helikon Und der neun Schweſtern Chor hat vielmals deinẽ Thon Mit groſſer Luft gehoͤrt/ nach dem du vorgekommen Und deinen ſichren Sitz nun unter Sie genommen/ Auf ihren Anbefehl: Hier iſt der Zweg die Ruh So auf die Unruh koͤmmt. So thu nun dieß darzu Mein Freund/ und ſey bereit die Deinen zu begruͤſſen/ Stekk hier des Reiſens Ziehl/ laß deiner ja genieſſen/ Fuͤr allen ſonderlich das liebe Vaterland Befihl dem Himmel erſt/ dein Gluͤk/ Beruff und Stand Mit heiſſer Andachtsgluht; Hernachmals laſſe walten Die wol befliſſen ſind in Ruh dich zu erhalten/ Gott hat ſchon ſolche Freund dir allbereits erſehn/ Die werden hochgeneigt vor deine Wolfahrt ſtehn. Der groſſe Wilhelm wird/ wie ſonſt pflegt zu bemahlen Die Sonne Wald und Feld/ mit Gnaden dich beſtrahlen- Und
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0014"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Worauf Er taͤglich denkt uͤm ſolches zuerlangen.</l><lb/> <l>Wie zeitig habt ihr nun/ Herr Neumark/ angefangen</l><lb/> <l>Recht nach der klugen Ahrt zu ſuchen dieſen Stein/</l><lb/> <l>Der nicht verweltzet wird/ der ewig feſt kan ſeyn.</l><lb/> <l>Der Jugend zartes Theil iſt ſchon vorbey geſchlichen</l><lb/> <l>Mit der die Thorheit auch zu weichen ſich verglichen/</l><lb/> <l>Viel Faͤlle bleiben nach die ſtets ein kluger Sinn/</l><lb/> <l>Bedenkt und uͤberlegt biß in das Alter hin.</l><lb/> <l>Der unerſchoͤpffte Fleiß den Kuͤnſten obzuliegen/</l><lb/> <l>Die angewandte Muͤh ließ ſchon die Jahre ſiegen</l><lb/> <l>die minder jaͤhrig ſind. Du dachteſt in die Welt</l><lb/> <l>Und wagteſt es getroſt. Wie manche Noht befaͤllt</l><lb/> <l>Den Fremdling hier und dar/ die ihn nicht wenig ſchrekket!</l><lb/> <l>Doch Luſt zur Wiſſenſchafft hat alles uͤberdekket/</l><lb/> <l>Bey dir auch wehrter Freund. Es ſiel zum oͤfftern ein-</l><lb/> <l>Wie kan das wilde Meer doch ohn Gereuſche ſeyn?</l><lb/> <l>Ja auch die Quellen ſelbſt? den Buͤchern ſein ergeben/</l><lb/> <l>War ja von Anbeginn dein Hertz und gantzes Leben.</l><lb/> <l>Ein muhtiger Soldat acht keine Muͤhe nicht/</l><lb/> <l>Noch Noht die ſonſten leicht die ſchwachen Sinnen bricht/</l><lb/> <l>Jmfalt er Sieg und Ruhm und Ruhe wil erlangen.</l><lb/> <l>Du biſt den ſteilen Berg zwar ſchwitzend angegangen</l><lb/> <l>Doch voller Hoffnungstroſt; der gruͤne Helikon</l><lb/> <l>Und der neun Schweſtern Chor hat vielmals deinẽ Thon</l><lb/> <l>Mit groſſer Luft gehoͤrt/ nach dem du vorgekommen</l><lb/> <l>Und deinen ſichren Sitz nun unter Sie genommen/</l><lb/> <l>Auf ihren Anbefehl: Hier iſt der Zweg die Ruh</l><lb/> <l>So auf die Unruh koͤmmt. So thu nun dieß darzu</l><lb/> <l>Mein Freund/ und ſey bereit die Deinen zu begruͤſſen/</l><lb/> <l>Stekk hier des Reiſens Ziehl/ laß deiner ja genieſſen/</l><lb/> <l>Fuͤr allen ſonderlich das liebe Vaterland</l><lb/> <l>Befihl dem Himmel erſt/ dein Gluͤk/ Beruff und Stand</l><lb/> <l>Mit heiſſer Andachtsgluht; Hernachmals laſſe walten</l><lb/> <l>Die wol befliſſen ſind in Ruh dich zu erhalten/</l><lb/> <l>Gott hat ſchon ſolche Freund dir allbereits erſehn/</l><lb/> <l>Die werden hochgeneigt vor deine Wolfahrt ſtehn.</l><lb/> <l>Der groſſe Wilhelm wird/ wie ſonſt pflegt zu bemahlen</l><lb/> <l>Die Sonne Wald und Feld/ mit Gnaden dich beſtrahlen-</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Und</fw><lb/> </lg> </div> </front> </text> </TEI> [0014]
Worauf Er taͤglich denkt uͤm ſolches zuerlangen.
Wie zeitig habt ihr nun/ Herr Neumark/ angefangen
Recht nach der klugen Ahrt zu ſuchen dieſen Stein/
Der nicht verweltzet wird/ der ewig feſt kan ſeyn.
Der Jugend zartes Theil iſt ſchon vorbey geſchlichen
Mit der die Thorheit auch zu weichen ſich verglichen/
Viel Faͤlle bleiben nach die ſtets ein kluger Sinn/
Bedenkt und uͤberlegt biß in das Alter hin.
Der unerſchoͤpffte Fleiß den Kuͤnſten obzuliegen/
Die angewandte Muͤh ließ ſchon die Jahre ſiegen
die minder jaͤhrig ſind. Du dachteſt in die Welt
Und wagteſt es getroſt. Wie manche Noht befaͤllt
Den Fremdling hier und dar/ die ihn nicht wenig ſchrekket!
Doch Luſt zur Wiſſenſchafft hat alles uͤberdekket/
Bey dir auch wehrter Freund. Es ſiel zum oͤfftern ein-
Wie kan das wilde Meer doch ohn Gereuſche ſeyn?
Ja auch die Quellen ſelbſt? den Buͤchern ſein ergeben/
War ja von Anbeginn dein Hertz und gantzes Leben.
Ein muhtiger Soldat acht keine Muͤhe nicht/
Noch Noht die ſonſten leicht die ſchwachen Sinnen bricht/
Jmfalt er Sieg und Ruhm und Ruhe wil erlangen.
Du biſt den ſteilen Berg zwar ſchwitzend angegangen
Doch voller Hoffnungstroſt; der gruͤne Helikon
Und der neun Schweſtern Chor hat vielmals deinẽ Thon
Mit groſſer Luft gehoͤrt/ nach dem du vorgekommen
Und deinen ſichren Sitz nun unter Sie genommen/
Auf ihren Anbefehl: Hier iſt der Zweg die Ruh
So auf die Unruh koͤmmt. So thu nun dieß darzu
Mein Freund/ und ſey bereit die Deinen zu begruͤſſen/
Stekk hier des Reiſens Ziehl/ laß deiner ja genieſſen/
Fuͤr allen ſonderlich das liebe Vaterland
Befihl dem Himmel erſt/ dein Gluͤk/ Beruff und Stand
Mit heiſſer Andachtsgluht; Hernachmals laſſe walten
Die wol befliſſen ſind in Ruh dich zu erhalten/
Gott hat ſchon ſolche Freund dir allbereits erſehn/
Die werden hochgeneigt vor deine Wolfahrt ſtehn.
Der groſſe Wilhelm wird/ wie ſonſt pflegt zu bemahlen
Die Sonne Wald und Feld/ mit Gnaden dich beſtrahlen-
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/14 |
Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch- und Musikalisches Lustwäldchen. Hamburg, 1652, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustwaeldchen_1652/14>, abgerufen am 22.07.2024. |