Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.einem andern/ biß er zu dem Solon gebracht/ wel- Er hat jederzeit dem Glükke vordrey stükke ge- Als er einsmals des Abends/ das Gestirn zu be- Unter seinen schönen Lehrsprüchen werden fol- III. Apprime in vita est utile, ut nequid nimis. Die vergnügte Mässigkeit nützet uns in allen Sachen. Allzuviel ist ungesund/ allzuviel pflegt Leid zu machen. IV. Non facta modo, sed cogitata videt DEUS. GOtt der stehet nicht allein aller Menschen thun und lassen/ Sondern die Gedanken auch/ die wir in dem Her- fassen. V. Ne p
einem andern/ biß er zu dem Solon gebracht/ wel- Er hat jederzeit dem Gluͤkke vordrey ſtuͤkke ge- Als er einsmals des Abends/ das Geſtirn zu be- Unter ſeinen ſchoͤnen Lehrſpruͤchen werden fol- III. Apprimè in vita eſt utile, ut nequid nimis. Die vergnuͤgte Maͤſſigkeit nuͤtzet uns in allen Sachen. Allzuviel iſt ungeſund/ allzuviel pflegt Leid zu machen. IV. Non facta modò, ſed cogitata videt DEUS. GOtt der ſtehet nicht allein aller Menſchen thun und laſſen/ Sondern die Gedanken auch/ die wir in dem Her- faſſen. V. Ne p
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einem andern/ biß er zu dem Solon gebracht/ wel-
cher ihn wiederuͤm in den Tempel nach Delff ver-
ehret/ und dem Apollo als dem Allerweiſeſten ge-
heiliget hat.
Er hat jederzeit dem Gluͤkke vordrey ſtuͤkke ge-
danket/ nemlich/ daß er ein Menſch und kein un-
vernuͤnfftig Thier/ ein Mann und kein Weib/ und
denn/ ein Grieche und kein Barbarus gebohren
were.
Als er einsmals des Abends/ das Geſtirn zu be-
trachten/ außgeſpatziret/ und unverſehens in eine
Grube gefallen/ hat ihn ein altes Weib hoͤniſch
verlacht und mit dieſen Worten beſchimpffet:
Thales wilſtu das/ was am Himmel iſt/ begreif-
fen/ und kanſt nicht ſehen/ was dir vor Augen lie-
get? Dieſer Thales/ iſt eben als er den Gymniſchen
Streitſpielen zuſchauete/ vor groſſem Durſt und
Hitze im 70ſten Jahre ſeines Alters geſtorben.
Unter ſeinen ſchoͤnen Lehrſpruͤchen werden fol-
gende vor die fuͤrnembſte gehalten:
III.
Apprimè in vita eſt utile, ut nequid nimis.
Die vergnuͤgte Maͤſſigkeit nuͤtzet uns in allen
Sachen.
Allzuviel iſt ungeſund/ allzuviel pflegt Leid zu
machen.
IV.
Non facta modò, ſed cogitata videt DEUS.
GOtt der ſtehet nicht allein aller Menſchen thun
und laſſen/
Sondern die Gedanken auch/ die wir in dem Her-
faſſen.
V. Ne
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