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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Der Lieb-erfreute
Ach/ Venus/ die du kanst die Epsern' Hertzen beugen
Mit Lieb'/ erhör' uns nun/ denn wir uns für dir neigen/
Ach gib doch deine Gunst/ daß diese beyde sein/
Jn Ewigkeit mit Freud'/ und Lust gesegnet ein.

Nach diesem allen sind die zwo Fakkeln auf den
Altar/ welche den Tag über der Göttin Venus zu
unsterblichen Ehren angezündet brennen musten/
aufgestekket worden. Die gantze Zusammenkunfft
der freudigen Hirten und liebreitzenden Schäffe-
rinnen aber haben sich in einen schönen/ und über-
lustigen/ in dem Walde/ ohnfern von des Edlen
Filamons/ und seiner Bellifloren Schäfferey ge-
legenen Orthe begeben/ in welchen das vereh-
lichte Paar etzliche mit Consekt und Wein besetzte
Tische bringen lassen/ da sie sich dann von Hertzen
frölich erzeiget/ in dem sie viel schöner Liebes-Un-
terredung gepflogen. Unter andern sind sie auch
auf ein herrlich Gespräch von Unsterblichkeit des
Edelen Hirten-Lebens/ und von dem Lobe der
Teutschen viel-werthen Poeterey (trotz allen ver-
giften geringschätzigen und nichtswerthen Läster-
mäulern) gerahten/ welches denn dem Edelen Fi-
lamon/ einem aus der Gesellschafft ein Glaß voll
Wein zu nehmen/ aller Poeten/ und der beywe-
senden Gesellschafft Gesundheit zu trinkken/ An-
leitung geben; So auch von keinem ist abgeschla-
gen worden. Daphnis aber als der vornehmste
hat darauf also angefangen: Liebe Mitbrüder/
daß die Edele Poeterey ein ewigwehrende Kunst
sey/ wird niemand/ als ein ungehöfelter Midas-
Bruder/ in Abrede seyn. Was meine Person an-
langet/ muß ich das bekennen/ daß ich den Poe-
ten/ und sonderlich diesen/ so unter verdekkten Na-
men Sinnreiche Lehren/ als durch die Ovidiani-

sche
Der Lieb-erfreute
Ach/ Venus/ die du kanſt die Epſern’ Hertzen beugen
Mit Lieb’/ erhoͤr’ uns nun/ denn wir uns fuͤr dir neigen/
Ach gib doch deine Gunſt/ daß dieſe beyde ſein/
Jn Ewigkeit mit Freud’/ und Luſt geſegnet ein.

Nach dieſem allen ſind die zwo Fakkeln auf den
Altar/ welche den Tag uͤber der Goͤttin Venus zu
unſterblichen Ehren angezuͤndet brennen muſten/
aufgeſtekket worden. Die gantze Zuſammenkunfft
der freudigen Hirten und liebreitzenden Schaͤffe-
rinnen aber haben ſich in einen ſchoͤnen/ und uͤber-
luſtigen/ in dem Walde/ ohnfern von des Edlen
Filamons/ und ſeiner Bellifloren Schaͤfferey ge-
legenen Orthe begeben/ in welchen das vereh-
lichte Paar etzliche mit Conſekt und Wein beſetzte
Tiſche bringen laſſen/ da ſie ſich dann von Hertzen
froͤlich erzeiget/ in dem ſie viel ſchoͤner Liebes-Un-
terredung gepflogen. Unter andern ſind ſie auch
auf ein herꝛlich Geſpraͤch von Unſterblichkeit des
Edelen Hirten-Lebens/ und von dem Lobe der
Teutſchen viel-werthen Poeterey (trotz allen ver-
giften geringſchaͤtzigen und nichtswerthen Laͤſter-
maͤulern) gerahten/ welches denn dem Edelen Fi-
lamon/ einem aus der Geſellſchafft ein Glaß voll
Wein zu nehmen/ aller Poeten/ und der beywe-
ſenden Geſellſchafft Geſundheit zu trinkken/ An-
leitung geben; So auch von keinem iſt abgeſchla-
gen worden. Daphnis aber als der vornehmſte
hat darauf alſo angefangen: Liebe Mitbruͤder/
daß die Edele Poeterey ein ewigwehrende Kunſt
ſey/ wird niemand/ als ein ungehoͤfelter Midas-
Bruder/ in Abrede ſeyn. Was meine Perſon an-
langet/ muß ich das bekennen/ daß ich den Poe-
ten/ und ſonderlich dieſen/ ſo unter verdekkten Na-
men Sinnreiche Lehren/ als durch die Ovidiani-

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[312/0390] Der Lieb-erfreute Ach/ Venus/ die du kanſt die Epſern’ Hertzen beugen Mit Lieb’/ erhoͤr’ uns nun/ denn wir uns fuͤr dir neigen/ Ach gib doch deine Gunſt/ daß dieſe beyde ſein/ Jn Ewigkeit mit Freud’/ und Luſt geſegnet ein. Nach dieſem allen ſind die zwo Fakkeln auf den Altar/ welche den Tag uͤber der Goͤttin Venus zu unſterblichen Ehren angezuͤndet brennen muſten/ aufgeſtekket worden. Die gantze Zuſammenkunfft der freudigen Hirten und liebreitzenden Schaͤffe- rinnen aber haben ſich in einen ſchoͤnen/ und uͤber- luſtigen/ in dem Walde/ ohnfern von des Edlen Filamons/ und ſeiner Bellifloren Schaͤfferey ge- legenen Orthe begeben/ in welchen das vereh- lichte Paar etzliche mit Conſekt und Wein beſetzte Tiſche bringen laſſen/ da ſie ſich dann von Hertzen froͤlich erzeiget/ in dem ſie viel ſchoͤner Liebes-Un- terredung gepflogen. Unter andern ſind ſie auch auf ein herꝛlich Geſpraͤch von Unſterblichkeit des Edelen Hirten-Lebens/ und von dem Lobe der Teutſchen viel-werthen Poeterey (trotz allen ver- giften geringſchaͤtzigen und nichtswerthen Laͤſter- maͤulern) gerahten/ welches denn dem Edelen Fi- lamon/ einem aus der Geſellſchafft ein Glaß voll Wein zu nehmen/ aller Poeten/ und der beywe- ſenden Geſellſchafft Geſundheit zu trinkken/ An- leitung geben; So auch von keinem iſt abgeſchla- gen worden. Daphnis aber als der vornehmſte hat darauf alſo angefangen: Liebe Mitbruͤder/ daß die Edele Poeterey ein ewigwehrende Kunſt ſey/ wird niemand/ als ein ungehoͤfelter Midas- Bruder/ in Abrede ſeyn. Was meine Perſon an- langet/ muß ich das bekennen/ daß ich den Poe- ten/ und ſonderlich dieſen/ ſo unter verdekkten Na- men Sinnreiche Lehren/ als durch die Ovidiani- ſche

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/390>, abgerufen am 28.07.2024.