Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Filamon. in Ehren dinstgeflissener Diener/ eure holtselige Gü-tigkeiten wollen mir meine begangene Fehle gün- stig verzeihen/ und dafern ich zu unwürdig gewe- sen/ eure hohe Fürtreffligkeiten und adelichen Tu- genden mit meiner geringschetzigen Person zuver- einigen/ diesen meinen euserlichen Schmertzen doch zu lindern/ unter winden/ und mir also mit hülfflicher Hand jetzo bey zuspringen/ in Betrach- tung dieses meines großen Jammers/ nicht unter- lassen. Was meine wenige Dienste anbelanget/ wil ich hiernegst/ wo ferne mir der günstige Himmel die von Hertzen gewünschete Gelegenheit an die Hand geben wird/ euch zu dienen stets bereit erfun- den werden/ und euer bereitwilligster Diener sein und verbleiben. Woraus die Edele Belliflora/ wie- derumb geantwortet: Edeler Filamon/ solche ent- schuldigungs Worte sint gantz nicht vonnöhten/ sintemal diese meine Pflicht-Schuldigkeit mit sich bringet/ und eure hochadeliche Tugenden solches alles gnugsam verdienen/ O wolten nur die Göt- ter/ daß meine wenige Mittel an einen so statlich und außerlesenem Schäfer etwas nutzen und ins Werk setzen möchten! Aber wie dem allen/ so trage ich doch keinen Zweiffel/ es werde der gütige Him- mel sich von mir hier in erbitten lassen/ und mei- nen wenigen Mittlen Kraft und Macht geben. Als nun der Edele Schäfer Jhr nunmehr erlang- te große Hulde aus gedachten ihren Worte/ et- licher massen abgenommen/ ist er mit sonderbaren Höfflichkeiten/ so viel ihm nur die Schmertzen haben wollen vergönnen/ aufs zierligste er gekund/ zu Jhr eingetreten/ da sie dan ihren holdseligen O- dem (O merket doch/ was Freude der betrübte Fi- lamon mag empfunden haben) Jhres im Her- tzen n iiij
Filamon. in Ehren dinſtgefliſſener Diener/ eure holtſelige Guͤ-tigkeiten wollen mir meine begangene Fehle guͤn- ſtig verzeihen/ und dafern ich zu unwuͤrdig gewe- ſen/ eure hohe Fuͤrtreffligkeiten und adelichen Tu- genden mit meiner geringſchetzigen Perſon zuver- einigen/ dieſen meinen euſerlichen Schmertzen doch zu lindern/ unter winden/ und mir alſo mit huͤlfflicher Hand jetzo bey zuſpringen/ in Betrach- tung dieſes meines großen Jammers/ nicht unter- laſſen. Was meine wenige Dienſte anbelanget/ wil ich hiernegſt/ wo ferne mir der guͤnſtige Himmel die von Hertzen gewuͤnſchete Gelegenheit an die Hand geben wird/ euch zu dienen ſtets bereit erfun- den werden/ und euer bereitwilligſter Diener ſein und verbleiben. Worauſ die Edele Belliflora/ wie- derumb geantwortet: Edeler Filamon/ ſolche ent- ſchuldigungs Worte ſint gantz nicht vonnoͤhten/ ſintemal dieſe meine Pflicht-Schuldigkeit mit ſich bringet/ und eure hochadeliche Tugenden ſolches alles gnugſam verdienen/ O wolten nur die Goͤt- ter/ daß meine wenige Mittel an einen ſo ſtatlich und außerleſenem Schaͤfer etwas nutzen und ins Werk ſetzen moͤchten! Aber wie dem allen/ ſo trage ich doch keinen Zweiffel/ es werde der guͤtige Him- mel ſich von mir hier in erbitten laſſen/ und mei- nen wenigen Mittlen Kraft und Macht geben. Als nun der Edele Schaͤfer Jhr nunmehr erlang- te große Hulde aus gedachten ihren Worte/ et- licher maſſen abgenommen/ iſt er mit ſonderbaren Hoͤfflichkeiten/ ſo viel ihm nur die Schmertzen haben wollen vergoͤnnen/ aufs zierligſte er gekund/ zu Jhr eingetreten/ da ſie dan ihren holdſeligen O- dem (O merket doch/ was Freude der betruͤbte Fi- lamon mag empfunden haben) Jhres im Her- tzen n iiij
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Filamon.
in Ehren dinſtgefliſſener Diener/ eure holtſelige Guͤ-
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ſtig verzeihen/ und dafern ich zu unwuͤrdig gewe-
ſen/ eure hohe Fuͤrtreffligkeiten und adelichen Tu-
genden mit meiner geringſchetzigen Perſon zuver-
einigen/ dieſen meinen euſerlichen Schmertzen
doch zu lindern/ unter winden/ und mir alſo mit
huͤlfflicher Hand jetzo bey zuſpringen/ in Betrach-
tung dieſes meines großen Jammers/ nicht unter-
laſſen. Was meine wenige Dienſte anbelanget/ wil
ich hiernegſt/ wo ferne mir der guͤnſtige Himmel
die von Hertzen gewuͤnſchete Gelegenheit an die
Hand geben wird/ euch zu dienen ſtets bereit erfun-
den werden/ und euer bereitwilligſter Diener ſein
und verbleiben. Worauſ die Edele Belliflora/ wie-
derumb geantwortet: Edeler Filamon/ ſolche ent-
ſchuldigungs Worte ſint gantz nicht vonnoͤhten/
ſintemal dieſe meine Pflicht-Schuldigkeit mit ſich
bringet/ und eure hochadeliche Tugenden ſolches
alles gnugſam verdienen/ O wolten nur die Goͤt-
ter/ daß meine wenige Mittel an einen ſo ſtatlich
und außerleſenem Schaͤfer etwas nutzen und ins
Werk ſetzen moͤchten! Aber wie dem allen/ ſo trage
ich doch keinen Zweiffel/ es werde der guͤtige Him-
mel ſich von mir hier in erbitten laſſen/ und mei-
nen wenigen Mittlen Kraft und Macht geben.
Als nun der Edele Schaͤfer Jhr nunmehr erlang-
te große Hulde aus gedachten ihren Worte/ et-
licher maſſen abgenommen/ iſt er mit ſonderbaren
Hoͤfflichkeiten/ ſo viel ihm nur die Schmertzen
haben wollen vergoͤnnen/ aufs zierligſte er gekund/
zu Jhr eingetreten/ da ſie dan ihren holdſeligen O-
dem (O merket doch/ was Freude der betruͤbte Fi-
lamon mag empfunden haben) Jhres im Her-
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