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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Filamon.
Linderinne meiner Schmertzen.
Solt ich trauren mehr allein?
Nein/ will Belliflor doch seyn/
Meines Hertzens Liebelein.

Diese Oden hatte die Edle Belliflora auch ange-
höret/ zumablen er nicht weit von Jhr abgesessen/
als daß auch sie ohn Ursache sich befürchtet/ es
möchte ihr hertzliebster Filamon/ als ein spitzfin-
diger und wolverständiger Schäfer/ weil er fast
ihre eigene Wort geführet/ solches von ihr erler-
net/ und ihre gleichfals treue Liebe durch ihr musi-
ciren vermerket haben. Als aber gleich eben eine
andere Schäferinne zu ihr kommen/ hat sie solches
sich nicht merken lassen/ daß nemblich sie gegen
den Filamon verliebet were/ sondern hat ihr so viel
müglich solches auß dem Sinne geredet/ und eine
liebliche Unterredung/ wo von sie auch war/ ver-
folget.

Damit aber der Edle Filamon der schönsten
Bellifloren Liebe recht ergründen und erfahren
möchte/ die er doch nun fast wol erkandt/ ist er auch
auf Mittel und Wege also bedacht gewesen/ wie er
doch eine würkliche Niessung darob haben möch-
te. Hat derwegen ein wunderlich und sehr spitzfin-
diges Mittel/ den er wol wuste/ daß in so be-
stalten Sachen/ ja in allen Dingen/ ein je-
der Augenblik der guten Gelegenheit und flie-
henden Zeit in acht zunehmen
/ eylend erdacht/
und zwar dieses/ den weil ihm nicht unbewust daß
Belliflora sonsten von Natur sehr mitleidentlich und
barmhertzig sich gegen alle Mitschäfer und Schä-
ferinnen erzeigete/ und ein sonderliches und pro-
birtes Kunststükke alle Bienenstiche durch Hülfe ih-

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Filamon.
Linderinne meiner Schmertzen.
Solt ich trauren mehr allein?
Nein/ will Belliflor doch ſeyn/
Meines Hertzens Liebelein.

Dieſe Oden hatte die Edle Belliflora auch ange-
hoͤret/ zumablen er nicht weit von Jhr abgeſeſſen/
als daß auch ſie ohn Urſache ſich befuͤrchtet/ es
moͤchte ihr hertzliebſter Filamon/ als ein ſpitzfin-
diger und wolverſtaͤndiger Schaͤfer/ weil er faſt
ihre eigene Wort gefuͤhret/ ſolches von ihr erler-
net/ und ihre gleichfals treue Liebe durch ihr muſi-
ciren vermerket haben. Als aber gleich eben eine
andere Schaͤferinne zu ihr kommen/ hat ſie ſolches
ſich nicht merken laſſen/ daß nemblich ſie gegen
den Filamon verliebet were/ ſondern hat ihr ſo viel
muͤglich ſolches auß dem Sinne geredet/ und eine
liebliche Unterredung/ wo von ſie auch war/ ver-
folget.

Damit aber der Edle Filamon der ſchoͤnſten
Bellifloren Liebe recht ergruͤnden und erfahren
moͤchte/ die er doch nun faſt wol erkandt/ iſt er auch
auf Mittel und Wege alſo bedacht geweſen/ wie er
doch eine wuͤrkliche Nieſſung darob haben moͤch-
te. Hat derwegen ein wunderlich und ſehr ſpitzfin-
diges Mittel/ den er wol wuſte/ daß in ſo be-
ſtalten Sachen/ ja in allen Dingen/ ein je-
der Augenblik der guten Gelegenheit und flie-
henden Zeit in acht zunehmen
/ eylend erdacht/
und zwar dieſes/ den weil ihm nicht unbewuſt daß
Belliflora ſonſten von Natuꝛ ſehr mitleidentlich uñ
barmhertzig ſich gegen alle Mitſchaͤfer und Schaͤ-
ferinnen erzeigete/ und ein ſonderliches und pro-
birtes Kunſtſtuͤkke alle Bienenſtiche durch Huͤlfe ih-

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[293/0371] Filamon. Linderinne meiner Schmertzen. Solt ich trauren mehr allein? Nein/ will Belliflor doch ſeyn/ Meines Hertzens Liebelein. Dieſe Oden hatte die Edle Belliflora auch ange- hoͤret/ zumablen er nicht weit von Jhr abgeſeſſen/ als daß auch ſie ohn Urſache ſich befuͤrchtet/ es moͤchte ihr hertzliebſter Filamon/ als ein ſpitzfin- diger und wolverſtaͤndiger Schaͤfer/ weil er faſt ihre eigene Wort gefuͤhret/ ſolches von ihr erler- net/ und ihre gleichfals treue Liebe durch ihr muſi- ciren vermerket haben. Als aber gleich eben eine andere Schaͤferinne zu ihr kommen/ hat ſie ſolches ſich nicht merken laſſen/ daß nemblich ſie gegen den Filamon verliebet were/ ſondern hat ihr ſo viel muͤglich ſolches auß dem Sinne geredet/ und eine liebliche Unterredung/ wo von ſie auch war/ ver- folget. Damit aber der Edle Filamon der ſchoͤnſten Bellifloren Liebe recht ergruͤnden und erfahren moͤchte/ die er doch nun faſt wol erkandt/ iſt er auch auf Mittel und Wege alſo bedacht geweſen/ wie er doch eine wuͤrkliche Nieſſung darob haben moͤch- te. Hat derwegen ein wunderlich und ſehr ſpitzfin- diges Mittel/ den er wol wuſte/ daß in ſo be- ſtalten Sachen/ ja in allen Dingen/ ein je- der Augenblik der guten Gelegenheit und flie- henden Zeit in acht zunehmen/ eylend erdacht/ und zwar dieſes/ den weil ihm nicht unbewuſt daß Belliflora ſonſten von Natuꝛ ſehr mitleidentlich uñ barmhertzig ſich gegen alle Mitſchaͤfer und Schaͤ- ferinnen erzeigete/ und ein ſonderliches und pro- birtes Kunſtſtuͤkke alle Bienenſtiche durch Huͤlfe ih- res n iij

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/371>, abgerufen am 25.11.2024.