Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Erklährung über Römischen Kriegsheer ankommen/ geschlagen/ der ihm also-bald/ den abtrünnigen Syfax zubekriegen/ ein vieles Volk überlieferte/ und den Lelius zu einem Neben-Feldobersten mit gab. Darauf er nicht allein/ dem Numidischen Könige dem Syfax eine Hauptschlacht abgewonnen und ihn persönlich ge- fangen bekommen/ sondern auch das gantze Land/ den Römern unterthänig gemacht. Hat also Masanissa mit grossem Tri- umflren sich seines vorigen Schadens wol erholet/ gantz Nu- midien eingenommen/ und sein Väterliches Königreich Massi- lien wiederüm erobert. 13. Das euer eigen ist. Hier fallen Gedanken vor/ wie es doch zugegangen/ daß Ma- sanissa als ein römischer Feldhauptmann/ das Königreich Mas- silien feind seliger weise bekrieget/ da es doch sein eigen gewesen? Er ist aber solcher gestalt von seinem Königreiche abkommen: Das Land Numidia/ welches man auch die Barbarey nennet/ war in zwey Königreiche getheilet/ das eine hieß Massilia oder Massaefilia/ das hatte König Gala Masanissens Vater inn/ das andere behielt den Namen des gantzen Landes Numidia/ das besaß der König Syfax/ und trugen diese beyde König- reiche allezeit einen Haß gegen einander. Jn der Zeit nun/ als Masanissa bey dem Karthaginensischen Feldherrn Hannibal in Spanien lag/ starb der alte König Gala/ und kam das Kö- nigreich Massilia an den Desalzes des Gala Bruder/ dieser starb auch bald/ und erbte ihn sein ältester Sohn Kapusa/ wi- der den sich ein vornehmer Landesherr/ der auch von König- lichem Geblüte mit Nahmen Mezetulus/ dermassen setzte/ daß sie auch mit einander in einen öffentlichen Feldstreit geriethen/ und Kapusa erschlagen wurde. Dieser Mezetulus warf Kapusens Bruder den Lakumazes noch ein kleines Kind/ zum Könige auf/ und nennete sich einen Pfleger des Kindes/ und Gubernator des Königreichs. Er nahm des Hannibals Schwestertochrer/ die zuvor dem Könige Desalzes vermählet war/ zu der Ehe/ damit also die Karthagi- nenser/ im fall der Noht/ ihm beyzustehen verbunden wären. Mit dem Könige Syfax machte er auch einen Vertrag/ und dieses alles darüm/ damit er dem Masanissa als dem rechten Erben des Königreichs widerstand thun könte. Als nun Masanissa wieder ins Land kam/ und die Verän- derung sahe/ und/ wie man ihn so ungerechter weise vom Kö- nigreiche verftossen/ erkandte/ hat er so viel Volk aufgebracht Erklaͤhrung uͤber Roͤmiſchen Kriegsheer ankommen/ geſchlagen/ der ihm alſo-bald/ den abtruͤnnigen Syfax zubekriegen/ ein vieles Volk uͤberlieferte/ und den Lelius zu einem Neben-Feldoberſten mit gab. Darauf er nicht allein/ dem Numidiſchen Koͤnige dem Syfax eine Hauptſchlacht abgewonnen und ihn perſoͤnlich ge- fangen bekommen/ ſondern auch das gantze Land/ den Roͤmern unterthaͤnig gemacht. Hat alſo Maſaniſſa mit groſſem Tri- umflren ſich ſeines vorigen Schadens wol erholet/ gantz Nu- midien eingenommen/ und ſein Vaͤterliches Koͤnigreich Maſſi- lien wiederuͤm erobert. 13. Das euer eigen iſt. Hier fallen Gedanken vor/ wie es doch zugegangen/ daß Ma- ſaniſſa als ein roͤmiſcher Feldhauptmañ/ das Koͤnigreich Maſ- ſilien feind ſeliger weiſe bekrieget/ da es doch ſein eigen geweſen? Er iſt aber ſolcher geſtalt von ſeinem Koͤnigreiche abkommen: Das Land Numidia/ welches man auch die Barbarey nennet/ war in zwey Koͤnigreiche getheilet/ das eine hieß Maſſilia oder Maſſæfilia/ das hatte Koͤnig Gala Maſaniſſens Vater inn/ das andere behielt den Namen des gantzen Landes Numidia/ das beſaß der Koͤnig Syfax/ und trugen dieſe beyde Koͤnig- reiche allezeit einen Haß gegen einander. Jn der Zeit nun/ als Maſaniſſa bey dem Karthaginenſiſchen Feldherꝛn Hannibal in Spanien lag/ ſtarb der alte Koͤnig Gala/ und kam das Koͤ- nigreich Maſſilia an den Deſalzes des Gala Bruder/ dieſer ſtarb auch bald/ und erbte ihn ſein aͤlteſter Sohn Kapuſa/ wi- der den ſich ein vornehmer Landesherꝛ/ der auch von Koͤnig- lichem Gebluͤte mit Nahmen Mezetulus/ dermaſſen ſetzte/ daß ſie auch mit einander in einen oͤffentlichen Feldſtreit geriethen/ und Kapuſa erſchlagen wurde. Dieſer Mezetulus warf Kapuſens Bruder den Lakumazes noch ein kleines Kind/ zum Koͤnige auf/ und nennete ſich einen Pfleger des Kindes/ und Gubernator des Koͤnigreichs. Er nahm des Hannibals Schweſtertochrer/ die zuvor dem Koͤnige Deſalzes vermaͤhlet war/ zu der Ehe/ damit alſo die Karthagi- nenſer/ im fall der Noht/ ihm beyzuſtehen verbunden waͤren. Mit dem Koͤnige Syfax machte er auch einen Vertrag/ und dieſes alles daruͤm/ damit er dem Maſaniſſa als dem rechten Erben des Koͤnigreichs widerſtand thun koͤnte. Als nun Maſaniſſa wieder ins Land kam/ und die Veraͤn- derung ſahe/ und/ wie man ihn ſo ungerechter weiſe vom Koͤ- nigreiche verftoſſen/ erkandte/ hat er ſo viel Volk aufgebracht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <note xml:id="tb012." prev="#zb012." place="end" n="12."><pb facs="#f0344" n="268"/><fw place="top" type="header">Erklaͤhrung uͤber</fw><lb/> Roͤmiſchen Kriegsheer ankommen/ geſchlagen/ der ihm alſo-<lb/> bald/ den abtruͤnnigen Syfax zubekriegen/ ein vieles Volk<lb/> uͤberlieferte/ und den Lelius zu einem Neben-Feldoberſten mit<lb/> gab. Darauf er nicht allein/ dem Numidiſchen Koͤnige dem<lb/> Syfax eine Hauptſchlacht abgewonnen und ihn perſoͤnlich ge-<lb/> fangen bekommen/ ſondern auch das gantze Land/ den Roͤmern<lb/> unterthaͤnig gemacht. 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Erklaͤhrung uͤber
¹².
Roͤmiſchen Kriegsheer ankommen/ geſchlagen/ der ihm alſo-
bald/ den abtruͤnnigen Syfax zubekriegen/ ein vieles Volk
uͤberlieferte/ und den Lelius zu einem Neben-Feldoberſten mit
gab. Darauf er nicht allein/ dem Numidiſchen Koͤnige dem
Syfax eine Hauptſchlacht abgewonnen und ihn perſoͤnlich ge-
fangen bekommen/ ſondern auch das gantze Land/ den Roͤmern
unterthaͤnig gemacht. Hat alſo Maſaniſſa mit groſſem Tri-
umflren ſich ſeines vorigen Schadens wol erholet/ gantz Nu-
midien eingenommen/ und ſein Vaͤterliches Koͤnigreich Maſſi-
lien wiederuͤm erobert.
¹³. Das euer eigen iſt.
Hier fallen Gedanken vor/ wie es doch zugegangen/ daß Ma-
ſaniſſa als ein roͤmiſcher Feldhauptmañ/ das Koͤnigreich Maſ-
ſilien feind ſeliger weiſe bekrieget/ da es doch ſein eigen geweſen?
Er iſt aber ſolcher geſtalt von ſeinem Koͤnigreiche abkommen:
Das Land Numidia/ welches man auch die Barbarey nennet/
war in zwey Koͤnigreiche getheilet/ das eine hieß Maſſilia oder
Maſſæfilia/ das hatte Koͤnig Gala Maſaniſſens Vater inn/
das andere behielt den Namen des gantzen Landes Numidia/
das beſaß der Koͤnig Syfax/ und trugen dieſe beyde Koͤnig-
reiche allezeit einen Haß gegen einander. Jn der Zeit nun/ als
Maſaniſſa bey dem Karthaginenſiſchen Feldherꝛn Hannibal
in Spanien lag/ ſtarb der alte Koͤnig Gala/ und kam das Koͤ-
nigreich Maſſilia an den Deſalzes des Gala Bruder/ dieſer
ſtarb auch bald/ und erbte ihn ſein aͤlteſter Sohn Kapuſa/ wi-
der den ſich ein vornehmer Landesherꝛ/ der auch von Koͤnig-
lichem Gebluͤte mit Nahmen Mezetulus/ dermaſſen ſetzte/ daß
ſie auch mit einander in einen oͤffentlichen Feldſtreit geriethen/
und Kapuſa erſchlagen wurde.
Dieſer Mezetulus warf Kapuſens Bruder den Lakumazes
noch ein kleines Kind/ zum Koͤnige auf/ und nennete ſich einen
Pfleger des Kindes/ und Gubernator des Koͤnigreichs. Er
nahm des Hannibals Schweſtertochrer/ die zuvor dem Koͤnige
Deſalzes vermaͤhlet war/ zu der Ehe/ damit alſo die Karthagi-
nenſer/ im fall der Noht/ ihm beyzuſtehen verbunden waͤren.
Mit dem Koͤnige Syfax machte er auch einen Vertrag/ und
dieſes alles daruͤm/ damit er dem Maſaniſſa als dem rechten
Erben des Koͤnigreichs widerſtand thun koͤnte.
Als nun Maſaniſſa wieder ins Land kam/ und die Veraͤn-
derung ſahe/ und/ wie man ihn ſo ungerechter weiſe vom Koͤ-
nigreiche verftoſſen/ erkandte/ hat er ſo viel Volk aufgebracht
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/344>, abgerufen am 31.07.2024. |