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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Erklährung über
und grüssete den Keyser. Nachdem er sich gesetzet/ ist Tullius
Cymber erstlich hervor getreten/ von den andern darzu ange-
ordnet/ und vor seinen Bruder/ der ins Elende vertrieben/ ge-
beten/ des Keysers Hände geküsset/ und vielfältige Schmei-
chelworte vorgebracht. Demnach aber Cesar ihn höflich abge-
wiesen/ und sich entschüldiget/ haben die Geschworne alle an-
gefangen zu bitten/ und ihm das Haupt und Hände so lange
geküsset/ biß er gar eiffrig worden/ aufgestanden/ und die An-
flehende von sich gestossen. Darauf hat Kaska dem Cesar den
Mantel von der Schulder gerissen/ und ihm den ersten Stich
von hinderwerts gegeben/ diesen hat er zwar fest gehalten/ nach
dem er aber gesehen/ daß die anderen alle/ sonderlich Brutus/
mit entblösseten Degen/ ihn überfielen/ hat er den Mantel üm
den Kopf gewikkelt/ und sich gedüldig mit drey und zwantzig
Wunden/ ertödten lassen. Hierauf/ als die Thäter sich ver-
lohren/ hat Antonius den Körper auf den Markt briugen las-
sen/ und das gemeine Volk mit einer beweglichen Rede/ wider
die Geschworne angehetzet/ weßwegen sie alle flüchtig worden.
Unter andern haben Kassius und Brutus ein starkes Krieges-
heer aufgerichtet/ sind aber/ wie in vorgehender Num. 2. ge-
dacht/ beyderseits von dem Augustus und Antonius überwun-
den und geschlagen worden. Da Kassius seinem Diener Pin-
darus aus Verzweiffelung/ ihn zu tödten anbefohlen/ welches
alsobald geschehen. Besiehe ausführlichen Bericht im Plu-
tarchus/ in dem Leben Cesars und Brutus.
4. Antonius sucht Geld durch gut' nnd böse
Mittel.
Demnach Cesar/ Antonius und Lepidus sich verei-
niget/ die Dreymännige Herrschafft aufgerichtet/ und das gan-
tze Römische Gebiet in drey Theile getheilet/ hat Antonius/ in
des Pompejus pranchtigem Hause zu prassen und schwelgen/ zu
schlemmen und demmen angefangen/ Spieler/ Possenreisser/
und allerhand Schmarutzer und Heuchlergesindchen/ mit hauf-
fen üm sich herüm gehalten. Weswegen denn Augustus die ge-
meine Paarschafften/ aus Furcht/ er möchte es alles durchbrin-
gen/ mit ihm getheilet. Als nun die Zeit herbey kam/ daß etlich
tausend Mann solten besoldet werden/ hat Antonius/ weil er
das Seinige ziemlich durch die Gurgel gejagt/ allerhand Prak-
tiken gemacht/ neue Zölle in seinem Orientalischen Gebiete an-
gelegt/ und die Länder mit vielem Geldgeben beschweret/ damit
er sein Kriegsvolk bezahlen kunte.
5. Del-
Erklaͤhrung uͤber
und gruͤſſete den Keyſer. Nachdem er ſich geſetzet/ iſt Tullius
Cymber erſtlich hervor getreten/ von den andern darzu ange-
ordnet/ und vor ſeinen Bruder/ der ins Elende vertrieben/ ge-
beten/ des Keyſers Haͤnde gekuͤſſet/ und vielfaͤltige Schmei-
chelworte vorgebracht. Demnach aber Ceſar ihn hoͤflich abge-
wieſen/ und ſich entſchuͤldiget/ haben die Geſchworne alle an-
gefangen zu bitten/ und ihm das Haupt und Haͤnde ſo lange
gekuͤſſet/ biß er gar eiffrig worden/ aufgeſtanden/ und die An-
flehende von ſich geſtoſſen. Darauf hat Kaska dem Ceſar den
Mantel von der Schulder geriſſen/ und ihm den erſten Stich
von hinderwerts gegeben/ dieſen hat er zwar feſt gehalten/ nach
dem er aber geſehen/ daß die anderen alle/ ſonderlich Brutus/
mit entbloͤſſeten Degen/ ihn uͤberfielen/ hat er den Mantel uͤm
den Kopf gewikkelt/ und ſich geduͤldig mit drey und zwantzig
Wunden/ ertoͤdten laſſen. Hierauf/ als die Thaͤter ſich ver-
lohren/ hat Antonius den Koͤrper auf den Markt briugen laſ-
ſen/ und das gemeine Volk mit einer beweglichen Rede/ wider
die Geſchworne angehetzet/ weßwegen ſie alle fluͤchtig worden.
Unter andern haben Kaſſius und Brutus ein ſtarkes Krieges-
heer aufgerichtet/ ſind aber/ wie in vorgehender Num. 2. ge-
dacht/ beyderſeits von dem Auguſtus und Antonius uͤberwun-
den und geſchlagen worden. Da Kaſſius ſeinem Diener Pin-
darus aus Verzweiffelung/ ihn zu toͤdten anbefohlen/ welches
alſobald geſchehen. Beſiehe ausfuͤhrlichen Bericht im Plu-
tarchus/ in dem Leben Ceſars und Brutus.
4. Antonius ſucht Geld durch gut’ nnd boͤſe
Mittel.
Demnach Ceſar/ Antonius und Lepidus ſich verei-
niget/ die Dreymaͤnnige Herꝛſchafft aufgerichtet/ und das gan-
tze Roͤmiſche Gebiet in drey Theile getheilet/ hat Antonius/ in
des Pompejus prãchtigem Hauſe zu praſſen und ſchwelgen/ zu
ſchlemmen und demmen angefangen/ Spieler/ Poſſenreiſſer/
und allerhand Schmarutzer und Heuchlergeſindchen/ mit hauf-
fen uͤm ſich heruͤm gehalten. Weſwegen denn Auguſtus die ge-
meine Paarſchafften/ aus Furcht/ er moͤchte es alles durchbrin-
gen/ mit ihm getheilet. Als nun die Zeit herbey kam/ daß etlich
tauſend Mann ſolten beſoldet werden/ hat Antonius/ weil er
das Seinige ziemlich durch die Gurgel gejagt/ allerhand Prak-
tiken gemacht/ neue Zoͤlle in ſeinem Orientaliſchen Gebiete an-
gelegt/ und die Laͤnder mit vielem Geldgeben beſchweret/ damit
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5. Del-
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[234/0306] Erklaͤhrung uͤber ³. und gruͤſſete den Keyſer. Nachdem er ſich geſetzet/ iſt Tullius Cymber erſtlich hervor getreten/ von den andern darzu ange- ordnet/ und vor ſeinen Bruder/ der ins Elende vertrieben/ ge- beten/ des Keyſers Haͤnde gekuͤſſet/ und vielfaͤltige Schmei- chelworte vorgebracht. Demnach aber Ceſar ihn hoͤflich abge- wieſen/ und ſich entſchuͤldiget/ haben die Geſchworne alle an- gefangen zu bitten/ und ihm das Haupt und Haͤnde ſo lange gekuͤſſet/ biß er gar eiffrig worden/ aufgeſtanden/ und die An- flehende von ſich geſtoſſen. Darauf hat Kaska dem Ceſar den Mantel von der Schulder geriſſen/ und ihm den erſten Stich von hinderwerts gegeben/ dieſen hat er zwar feſt gehalten/ nach dem er aber geſehen/ daß die anderen alle/ ſonderlich Brutus/ mit entbloͤſſeten Degen/ ihn uͤberfielen/ hat er den Mantel uͤm den Kopf gewikkelt/ und ſich geduͤldig mit drey und zwantzig Wunden/ ertoͤdten laſſen. Hierauf/ als die Thaͤter ſich ver- lohren/ hat Antonius den Koͤrper auf den Markt briugen laſ- ſen/ und das gemeine Volk mit einer beweglichen Rede/ wider die Geſchworne angehetzet/ weßwegen ſie alle fluͤchtig worden. Unter andern haben Kaſſius und Brutus ein ſtarkes Krieges- heer aufgerichtet/ ſind aber/ wie in vorgehender Num. 2. ge- dacht/ beyderſeits von dem Auguſtus und Antonius uͤberwun- den und geſchlagen worden. Da Kaſſius ſeinem Diener Pin- darus aus Verzweiffelung/ ihn zu toͤdten anbefohlen/ welches alſobald geſchehen. Beſiehe ausfuͤhrlichen Bericht im Plu- tarchus/ in dem Leben Ceſars und Brutus. ⁴. Antonius ſucht Geld durch gut’ nnd boͤſe Mittel. Demnach Ceſar/ Antonius und Lepidus ſich verei- niget/ die Dreymaͤnnige Herꝛſchafft aufgerichtet/ und das gan- tze Roͤmiſche Gebiet in drey Theile getheilet/ hat Antonius/ in des Pompejus prãchtigem Hauſe zu praſſen und ſchwelgen/ zu ſchlemmen und demmen angefangen/ Spieler/ Poſſenreiſſer/ und allerhand Schmarutzer und Heuchlergeſindchen/ mit hauf- fen uͤm ſich heruͤm gehalten. Weſwegen denn Auguſtus die ge- meine Paarſchafften/ aus Furcht/ er moͤchte es alles durchbrin- gen/ mit ihm getheilet. Als nun die Zeit herbey kam/ daß etlich tauſend Mann ſolten beſoldet werden/ hat Antonius/ weil er das Seinige ziemlich durch die Gurgel gejagt/ allerhand Prak- tiken gemacht/ neue Zoͤlle in ſeinem Orientaliſchen Gebiete an- gelegt/ und die Laͤnder mit vielem Geldgeben beſchweret/ damit er ſein Kriegsvolk bezahlen kunte. 5. Del-

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/306>, abgerufen am 23.11.2024.