Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Kleopatra. Er brauch' auch wie Er wil die süsse Rede-kunst. Er gehet wieder weg mit seinen Kriegesknechten/ Die alle muhtig sind mit Lust herüm zu fechten/ Jn dem so wird Er bald ein Fensterloch ge- war/ So man mit leichter Müh' und ohne groß Ge- fahr/ Sehr wol ersteigen kan; Es wird an seiner Stelle/ Der (35) Gallus abgesandt sein treuer Kriegs- geselle/ Der redet auch mit Jhr/ vor schonerwehntem Thor'/ Er bringet schöne Wort' und lange Reden vor. Jn dem die Beyde nun die Friedensred' erweitern/ Seumt Prokulejus nicht setzt lang' und starke Leitern An jenem Fenster an/ und steiget gantz allein/ (Doch nein! mit zweyen noch) zu diesem Fen- ster ein. Die kluge (36) Karmion sieht diese Gäste kommen/ Sie wird von tieffer Angst zum höchsten einge- nommen/ Sie schreyht: O wehrte Frau/ es ist mit uns geschehn! Wir sind in Feindes Macht/ wir müssen ley- der gehn/ Zum Siegespracht nach Rom! Was hilft uns diese Feste/ Die schon erobert ist/ das Sterben wird das beste Numehro vor uns seyn. Die Königin er- schrikkt/ Sie stehet wie ein Stokk im Geiste gantz ent- zükkt. Sie
Kleopatra. Er brauch’ auch wie Er wil die ſuͤſſe Rede-kunſt. Er gehet wieder weg mit ſeinen Kriegesknechten/ Die alle muhtig ſind mit Luſt heruͤm zu fechten/ Jn dem ſo wird Er bald ein Fenſterloch ge- war/ So man mit leichter Muͤh’ und ohne groß Ge- fahr/ Sehr wol erſteigen kan; Es wird an ſeiner Stelle/ Der (35) Gallus abgeſandt ſein treuer Kriegs- geſelle/ Der redet auch mit Jhr/ vor ſchonerwehntem Thor’/ Er bringet ſchoͤne Wort’ und lange Reden vor. Jn dem die Beyde nun die Friedensred’ erweitern/ Seumt Prokulejus nicht ſetzt lang’ und ſtarke Leitern An jenem Fenſter an/ und ſteiget gantz allein/ (Doch nein! mit zweyen noch) zu dieſem Fen- ſter ein. Die kluge (36) Karmion ſieht dieſe Gaͤſte kom̃en/ Sie wird von tieffer Angſt zum hoͤchſten einge- nommen/ Sie ſchreyht: O wehrte Frau/ es iſt mit uns geſchehn! Wir ſind in Feindes Macht/ wir muͤſſen ley- der gehn/ Zum Siegespracht nach Rom! Was hilft uns dieſe Feſte/ Die ſchon erobert iſt/ das Sterben wird das beſte Numehro vor uns ſeyn. Die Koͤnigin er- ſchrikkt/ Sie ſtehet wie ein Stokk im Geiſte gantz ent- zuͤkkt. Sie
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Kleopatra.
Er brauch’ auch wie Er wil die ſuͤſſe Rede-
kunſt.
Er gehet wieder weg mit ſeinen Kriegesknechten/
Die alle muhtig ſind mit Luſt heruͤm zu fechten/
Jn dem ſo wird Er bald ein Fenſterloch ge-
war/
So man mit leichter Muͤh’ und ohne groß Ge-
fahr/
Sehr wol erſteigen kan; Es wird an ſeiner Stelle/
Der
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Gallus abgeſandt ſein treuer Kriegs-
geſelle/
Der redet auch mit Jhr/ vor ſchonerwehntem
Thor’/
Er bringet ſchoͤne Wort’ und lange Reden vor.
Jn dem die Beyde nun die Friedensred’ erweitern/
Seumt Prokulejus nicht ſetzt lang’ und ſtarke
Leitern
An jenem Fenſter an/ und ſteiget gantz allein/
(Doch nein! mit zweyen noch) zu dieſem Fen-
ſter ein.
Die kluge
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Karmion ſieht dieſe Gaͤſte kom̃en/
Sie wird von tieffer Angſt zum hoͤchſten einge-
nommen/
Sie ſchreyht: O wehrte Frau/ es iſt mit uns
geſchehn!
Wir ſind in Feindes Macht/ wir muͤſſen ley-
der gehn/
Zum Siegespracht nach Rom! Was hilft uns
dieſe Feſte/
Die ſchon erobert iſt/ das Sterben wird das beſte
Numehro vor uns ſeyn. Die Koͤnigin er-
ſchrikkt/
Sie ſtehet wie ein Stokk im Geiſte gantz ent-
zuͤkkt.
Sie
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