Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

Bild:
<< vorherige Seite
Kleopatra.
Sie lest ihr wiederüm ein wenig Essig bringen/
Die aber Richter sind die wehren solchen dingen.
Ob schon Antonius geneigt zur Prasserey/
So lobt er dieß doch nicht und fellet ihr nicht
bey.

Er wundert sich der That die sie jetzund begon-
nen/

Er preisst ihr muhtigs Hertz gibt ihr das Spiel
gewonnen.

Küst ihren rohten Mund der mehr verschlin-
gen kan/

Auf einmahl als ein Heer/ mehr als viel Tau-
send Mann.

Er bittet und verbeut: Sie lest die Perlen bleiben/
Nicht aber ihre Lust und großen Pracht zu trei-
ben;

Sie schlemmet immerfort/ geht ihren alten
gang/

Schwimmt gleichsam in der Lust auch gantze
Jahre lang.

Sie schikkt sich so in ihn/ daß es nicht aus zusa-
gen:

Gefället ihm die Jagt/ Sie ist bereit zu jagen;
Trägt etwan ihn sein Sinn zum schönen Fal-
kenspiel/

Das freye Vogelfeld ist auch ihr Spieles-
ziehl;

Beliebet ihm aus Lust die Rennbahn zubereiten/
Sie setzt sich auf ein Pferd und reitet ihm zur
Seiten;

Jst sein Ergetznng denn zum Wildschuß hin-
gericht/

Sie brauchet ihr Geschütz' und weicht dem
Fürsten nicht;

Jm
Kleopatra.
Sie leſt ihr wiederuͤm ein wenig Eſſig bringen/
Die aber Richter ſind die wehren ſolchen dingen.
Ob ſchon Antonius geneigt zur Praſſerey/
So lobt er dieß doch nicht und fellet ihr nicht
bey.

Er wundert ſich der That die ſie jetzund begon-
nen/

Er preiſſt ihr muhtigs Hertz gibt ihr das Spiel
gewonnen.

Kuͤſt ihren rohten Mund der mehr verſchlin-
gen kan/

Auf einmahl als ein Heer/ mehr als viel Tau-
ſend Mann.

Er bittet und verbeut: Sie leſt die Perlen bleiben/
Nicht aber ihre Luſt und großen Pracht zu trei-
ben;

Sie ſchlemmet immerfort/ geht ihren alten
gang/

Schwimmt gleichſam in der Luſt auch gantze
Jahre lang.

Sie ſchikkt ſich ſo in ihn/ daß es nicht aus zuſa-
gen:

Gefaͤllet ihm die Jagt/ Sie iſt bereit zu jagen;
Traͤgt etwan ihn ſein Sinn zum ſchoͤnen Fal-
kenſpiel/

Das freye Vogelfeld iſt auch ihr Spieles-
ziehl;

Beliebet ihm aus Luſt die Rennbahn zubereiten/
Sie ſetzt ſich auf ein Pferd und reitet ihm zur
Seiten;

Jſt ſein Ergetznng denn zum Wildſchuß hin-
gericht/

Sie brauchet ihr Geſchuͤtz’ und weicht dem
Fuͤrſten nicht;

Jm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0255" n="189"/>
            <fw place="top" type="header">Kleopatra.</fw><lb/>
            <l>Sie le&#x017F;t ihr wiederu&#x0364;m ein wenig E&#x017F;&#x017F;ig bringen/</l><lb/>
            <l>Die aber Richter &#x017F;ind die wehren &#x017F;olchen dingen.</l><lb/>
            <l>Ob &#x017F;chon Antonius geneigt zur Pra&#x017F;&#x017F;erey/</l><lb/>
            <l>So lobt er dieß doch nicht und fellet ihr nicht<lb/><hi rendition="#et">bey.</hi></l><lb/>
            <l>Er wundert &#x017F;ich der That die &#x017F;ie jetzund begon-<lb/><hi rendition="#et">nen/</hi></l><lb/>
            <l>Er prei&#x017F;&#x017F;t ihr muhtigs Hertz gibt ihr das Spiel<lb/><hi rendition="#et">gewonnen.</hi></l><lb/>
            <l>Ku&#x0364;&#x017F;t ihren rohten Mund der mehr ver&#x017F;chlin-<lb/><hi rendition="#et">gen kan/</hi></l><lb/>
            <l>Auf einmahl als ein Heer/ mehr als viel Tau-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;end Mann.</hi></l><lb/>
            <l>Er bittet und verbeut: Sie le&#x017F;t die Perlen bleiben/</l><lb/>
            <l>Nicht aber ihre Lu&#x017F;t und großen Pracht zu trei-<lb/><hi rendition="#et">ben;</hi></l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chlemmet immerfort/ geht ihren alten<lb/><hi rendition="#et">gang/</hi></l><lb/>
            <l>Schwimmt gleich&#x017F;am in der Lu&#x017F;t auch gantze<lb/><hi rendition="#et">Jahre lang.</hi></l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;chikkt &#x017F;ich &#x017F;o in ihn/ daß es nicht aus zu&#x017F;a-<lb/><hi rendition="#et">gen:</hi></l><lb/>
            <l>Gefa&#x0364;llet ihm die Jagt/ Sie i&#x017F;t bereit zu jagen;</l><lb/>
            <l>Tra&#x0364;gt etwan ihn &#x017F;ein Sinn zum &#x017F;cho&#x0364;nen Fal-<lb/><hi rendition="#et">ken&#x017F;piel/</hi></l><lb/>
            <l>Das freye Vogelfeld i&#x017F;t auch ihr Spieles-<lb/><hi rendition="#et">ziehl;</hi></l><lb/>
            <l>Beliebet ihm aus Lu&#x017F;t die Rennbahn zubereiten/</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;etzt &#x017F;ich auf ein Pferd und reitet ihm zur<lb/><hi rendition="#et">Seiten;</hi></l><lb/>
            <l>J&#x017F;t &#x017F;ein Ergetznng denn zum Wild&#x017F;chuß hin-<lb/><hi rendition="#et">gericht/</hi></l><lb/>
            <l>Sie brauchet ihr Ge&#x017F;chu&#x0364;tz&#x2019; und weicht dem<lb/><hi rendition="#et">Fu&#x0364;r&#x017F;ten nicht;</hi></l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Jm</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0255] Kleopatra. Sie leſt ihr wiederuͤm ein wenig Eſſig bringen/ Die aber Richter ſind die wehren ſolchen dingen. Ob ſchon Antonius geneigt zur Praſſerey/ So lobt er dieß doch nicht und fellet ihr nicht bey. Er wundert ſich der That die ſie jetzund begon- nen/ Er preiſſt ihr muhtigs Hertz gibt ihr das Spiel gewonnen. Kuͤſt ihren rohten Mund der mehr verſchlin- gen kan/ Auf einmahl als ein Heer/ mehr als viel Tau- ſend Mann. Er bittet und verbeut: Sie leſt die Perlen bleiben/ Nicht aber ihre Luſt und großen Pracht zu trei- ben; Sie ſchlemmet immerfort/ geht ihren alten gang/ Schwimmt gleichſam in der Luſt auch gantze Jahre lang. Sie ſchikkt ſich ſo in ihn/ daß es nicht aus zuſa- gen: Gefaͤllet ihm die Jagt/ Sie iſt bereit zu jagen; Traͤgt etwan ihn ſein Sinn zum ſchoͤnen Fal- kenſpiel/ Das freye Vogelfeld iſt auch ihr Spieles- ziehl; Beliebet ihm aus Luſt die Rennbahn zubereiten/ Sie ſetzt ſich auf ein Pferd und reitet ihm zur Seiten; Jſt ſein Ergetznng denn zum Wildſchuß hin- gericht/ Sie brauchet ihr Geſchuͤtz’ und weicht dem Fuͤrſten nicht; Jm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/255
Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/255>, abgerufen am 25.11.2024.