Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Fryne-Bozene. Ein jeder sieht sie an und helt sie hoch und werth/Der aber/ der sie trägt/ oft schlechtere be- gehrt. Jmfall der blinde Mensch die Füsse nur darinnen/ So fühlt er offtermals den Zwang der harten Pfinnen/ So/ daß er manchesmal vor Wehthum fast verschmacht/ Jn dem ein Anderer ihn vor so glüklich acht. Eh ich war aus dem Feld' in diesen Stand gezo- gen/ Da war ich gleich wie ihr verblendet und betro- gen/ Mir dauchte diser Hoff ein irrdisch Para- dieß/ Und ist doch anders nichts als stetes Hertzver- drieß. Jch dachte wenn ich nur möcht' einsten Fürstin werden/ So wer' ich Zweifels ohn die glükligst' auf der Erden/ Jch dacht'/ ich wer' allzeit im Hertzen unge- quält/ Nun weist sichs anders aus und ist sehr weit ge- fehlt. Jch habe meine Frucht mit Schmertzen mussen tragen/ Und in Gebührtes Zeit mein junges Leben wa- gen/ Jch habe Pein gefühlt durch disen gantzen Leib/ Gleich wie ein armes Mensch und schlechtes Bauerweib. Nun ich erlöset bin/ wil man mir nicht gestehen/ Daß g vj
Fryne-Bozene. Ein jeder ſieht ſie an und helt ſie hoch uñ werth/Der aber/ der ſie traͤgt/ oft ſchlechtere be- gehrt. Jmfall der blinde Menſch die Fuͤſſe nur darinnen/ So fuͤhlt er offtermals den Zwang der harten Pfinnen/ So/ daß er manchesmal vor Wehthum faſt verſchmacht/ Jn dem ein Anderer ihn vor ſo gluͤklich acht. Eh ich war aus dem Feld’ in dieſen Stand gezo- gen/ Da war ich gleich wie ihr verblendet und betro- gen/ Mir dauchte diſer Hoff ein irꝛdiſch Para- dieß/ Und iſt doch anders nichts als ſtetes Hertzver- drieß. Jch dachte wenn ich nur moͤcht’ einſten Fuͤrſtin werden/ So wer’ ich Zweifels ohn die gluͤkligſt’ auf der Erden/ Jch dacht’/ ich wer’ allzeit im Hertzen unge- quaͤlt/ Nun weiſt ſichs anders aus und iſt ſehr weit ge- fehlt. Jch habe meine Frucht mit Schmertzen můſſen tragen/ Und in Gebuͤhrtes Zeit mein junges Leben wa- gen/ Jch habe Pein gefuͤhlt durch diſen gantzen Leib/ Gleich wie ein armes Menſch und ſchlechtes Bauerweib. Nun ich erloͤſet bin/ wil man mir nicht geſtehen/ Daß g vj
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Fryne-Bozene.
Ein jeder ſieht ſie an und helt ſie hoch uñ werth/
Der aber/ der ſie traͤgt/ oft ſchlechtere be-
gehrt.
Jmfall der blinde Menſch die Fuͤſſe nur darinnen/
So fuͤhlt er offtermals den Zwang der harten
Pfinnen/
So/ daß er manchesmal vor Wehthum faſt
verſchmacht/
Jn dem ein Anderer ihn vor ſo gluͤklich acht.
Eh ich war aus dem Feld’ in dieſen Stand gezo-
gen/
Da war ich gleich wie ihr verblendet und betro-
gen/
Mir dauchte diſer Hoff ein irꝛdiſch Para-
dieß/
Und iſt doch anders nichts als ſtetes Hertzver-
drieß.
Jch dachte wenn ich nur moͤcht’ einſten Fuͤrſtin
werden/
So wer’ ich Zweifels ohn die gluͤkligſt’ auf der
Erden/
Jch dacht’/ ich wer’ allzeit im Hertzen unge-
quaͤlt/
Nun weiſt ſichs anders aus und iſt ſehr weit ge-
fehlt.
Jch habe meine Frucht mit Schmertzen můſſen
tragen/
Und in Gebuͤhrtes Zeit mein junges Leben wa-
gen/
Jch habe Pein gefuͤhlt durch diſen gantzen
Leib/
Gleich wie ein armes Menſch und ſchlechtes
Bauerweib.
Nun ich erloͤſet bin/ wil man mir nicht geſtehen/
Daß
g vj
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