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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Fryne-Bozene.
Mir daucht' ob ihr Gesicht mir in die Seele
schlug/

Und einen heissen Strahl mir in das Hertze
jug.

Darauf war ich bedacht Sie selber anzusprechen/
Und kunte der Begierd' und Lust mich kaum ent-
brechen/

Daß ich es bald nicht that. Nun aber ist Sie
fort/

Und weiß kein Mensche nicht an was für einen
Ohrt.

Diß thut mir hertzlich weh. Wüst'ich sie nur zu
finden/

Mich dünkt ich hette Lust die Lieb' an sie zu binden.
Zwar sag' ich daß Bozen' ein schönes Mensche
sey;

Doch kömmt Sie an Gestalt der Heutigen
nicht bey.

Gewiß! kan einig Ding mich von Bozenen he-
ben/

Die heutge Nymfe kan mir satsam' Ursach geben.
Doch diesem sey nun so. Bringt etwas an den
Tag/

Mein Hertzgetreuer Freund/ das mich vergnü-
gen mag.

Als dieß Achates hört weis er fast nichts zu sagen/
Beginnt sein' Antwort erst recht wol zu überschla-
gen/

Denkt diß/ bald wieder das ist alles Zweifels
voll/

Er weis nicht was er doch dem Fürsten sagen
soll.

Doch endlich brach er aus: Jch wil kein' Unlust
machen/

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Fryne-Bozene.
Mir daucht’ ob ihr Geſicht mir in die Seele
ſchlug/

Und einen heiſſen Strahl mir in das Hertze
jug.

Darauf war ich bedacht Sie ſelber anzuſprechen/
Und kunte der Begierd’ und Luſt mich kaum ent-
brechen/

Daß ich es bald nicht that. Nun aber iſt Sie
fort/

Und weiß kein Menſche nicht an was fuͤr einen
Ohrt.

Diß thut mir hertzlich weh. Wuͤſt’ich ſie nur zu
finden/

Mich duͤnkt ich hette Luſt die Lieb’ an ſie zu binden.
Zwar ſag’ ich daß Bozen’ ein ſchoͤnes Menſche
ſey;

Doch koͤmmt Sie an Geſtalt der Heutigen
nicht bey.

Gewiß! kan einig Ding mich von Bozenen he-
ben/

Die heutge Nymfe kan mir ſatſam’ Urſach geben.
Doch dieſem ſey nun ſo. Bringt etwas an den
Tag/

Mein Hertzgetreuer Freund/ das mich vergnuͤ-
gen mag.

Als dieß Achates hoͤrt weis er faſt nichts zu ſagen/
Beginnt ſein’ Antwort erſt recht wol zu uͤberſchla-
gen/

Denkt diß/ bald wieder das iſt alles Zweifels
voll/

Er weis nicht was er doch dem Fuͤrſten ſagen
ſoll.

Doch endlich brach er aus: Jch wil kein’ Unluſt
machen/

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[125/0185] Fryne-Bozene. Mir daucht’ ob ihr Geſicht mir in die Seele ſchlug/ Und einen heiſſen Strahl mir in das Hertze jug. Darauf war ich bedacht Sie ſelber anzuſprechen/ Und kunte der Begierd’ und Luſt mich kaum ent- brechen/ Daß ich es bald nicht that. Nun aber iſt Sie fort/ Und weiß kein Menſche nicht an was fuͤr einen Ohrt. Diß thut mir hertzlich weh. Wuͤſt’ich ſie nur zu finden/ Mich duͤnkt ich hette Luſt die Lieb’ an ſie zu binden. Zwar ſag’ ich daß Bozen’ ein ſchoͤnes Menſche ſey; Doch koͤmmt Sie an Geſtalt der Heutigen nicht bey. Gewiß! kan einig Ding mich von Bozenen he- ben/ Die heutge Nymfe kan mir ſatſam’ Urſach geben. Doch dieſem ſey nun ſo. Bringt etwas an den Tag/ Mein Hertzgetreuer Freund/ das mich vergnuͤ- gen mag. Als dieß Achates hoͤrt weis er faſt nichts zu ſagen/ Beginnt ſein’ Antwort erſt recht wol zu uͤberſchla- gen/ Denkt diß/ bald wieder das iſt alles Zweifels voll/ Er weis nicht was er doch dem Fuͤrſten ſagen ſoll. Doch endlich brach er aus: Jch wil kein’ Unluſt machen/ Eur f iij

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/185>, abgerufen am 21.12.2024.