Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Fryne-Bozene. Das Armuth schändet nicht. Man hat sich nichtzu schämen/ Kunst und Geschiklichkeit von Armen anzune- men/ Der Himmel machet oft ein armes Mensche reich/ Und wegen Ehr' und Zucht/ den großen Für- sten gleich. Ein junger Herr und Fürst der von Tirol sich nennte/ Fragt' unsern Huldenreich ob Er die Jnngfer kennte? Der sagte zu ihm: Nein. Jch schwer' auf mei- ne Treu' Es ist das schönste Mensch/ Sie sey auch wer sie sey. Auf dieses fieng man an mit Kesseltrummeln rum- meln/ Das Taratantara klang in die Heerestrum- meln. Der Fürst nimmt seinen Platz der vor ihn ist bestellt/ Das Schauvolk weicht zurük/ und macht ein offnes Feld. Vier Ritter grün und weis/ die kommen wie zum Tantzen/ So freudig war ihr Sinn/ und fällen ihre Lan- tzen. Hierauf vier andere/ die traben frisch heran/ Jn rohter Kleider Ziehr/ auf diese Renne- bahn. Das rohte Kämpfervolk führt' aufgebrüste Pfauen/ Zum Zeichen auf dem Helm'. Es war wol an- zuschauen/ Daß f
Fryne-Bozene. Das Armuth ſchaͤndet nicht. Man hat ſich nichtzu ſchaͤmen/ Kunſt und Geſchiklichkeit von Armen anzune- men/ Der Himmel machet oft ein armes Menſche reich/ Und wegen Ehr’ und Zucht/ den großen Fuͤr- ſten gleich. Ein junger Herr uñ Fuͤrſt der von Tirol ſich neñte/ Fragt’ unſern Huldenreich ob Er die Jnngfer kennte? Der ſagte zu ihm: Nein. Jch ſchwer’ auf mei- ne Treu’ Es iſt das ſchoͤnſte Menſch/ Sie ſey auch wer ſie ſey. Auf dieſes fieng man an mit Keſſeltrummeln rum- meln/ Das Taratantara klang in die Heerestrum- meln. Der Fuͤrſt nimmt ſeinen Platz der vor ihn iſt beſtellt/ Das Schauvolk weicht zuruͤk/ und macht ein offnes Feld. Vier Ritter gruͤn und weiſ/ die kommen wie zum Tantzen/ So freudig war ihr Sinn/ und faͤllen ihre Lan- tzen. Hierauf vier andere/ die traben friſch heran/ Jn rohter Kleider Ziehr/ auf dieſe Renne- bahn. Das rohte Kaͤmpfervolk fuͤhrt’ aufgebruͤſte Pfauen/ Zum Zeichen auf dem Helm’. Es war wol an- zuſchauen/ Daß f
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0181" n="121"/> <fw place="top" type="header">Fryne-Bozene.</fw><lb/> <l>Das Armuth ſchaͤndet nicht. Man hat ſich nicht<lb/><hi rendition="#et">zu ſchaͤmen/</hi></l><lb/> <l>Kunſt und Geſchiklichkeit von Armen anzune-<lb/><hi rendition="#et">men/</hi></l><lb/> <l>Der Himmel machet oft ein armes Menſche<lb/><hi rendition="#et">reich/</hi></l><lb/> <l>Und wegen Ehr’ und Zucht/ den großen Fuͤr-<lb/><hi rendition="#et">ſten gleich.</hi></l><lb/> <l>Ein junger Herr uñ Fuͤrſt der von Tirol ſich neñte/</l><lb/> <l>Fragt’ unſern Huldenreich ob Er die Jnngfer<lb/><hi rendition="#et">kennte?</hi></l><lb/> <l>Der ſagte zu ihm: Nein. Jch ſchwer’ auf mei-<lb/><hi rendition="#et">ne Treu’</hi></l><lb/> <l>Es iſt das ſchoͤnſte Menſch/ Sie ſey auch wer<lb/><hi rendition="#et">ſie ſey.</hi></l><lb/> <l>Auf dieſes fieng man an mit Keſſeltrummeln rum-<lb/><hi rendition="#et">meln/</hi></l><lb/> <l>Das Taratantara klang in die Heerestrum-<lb/><hi rendition="#et">meln.</hi></l><lb/> <l>Der Fuͤrſt nimmt ſeinen Platz der vor ihn iſt<lb/><hi rendition="#et">beſtellt/</hi></l><lb/> <l>Das Schauvolk weicht zuruͤk/ und macht ein<lb/><hi rendition="#et">offnes Feld.</hi></l><lb/> <l>Vier Ritter gruͤn und weiſ/ die kommen wie zum<lb/><hi rendition="#et">Tantzen/</hi></l><lb/> <l>So freudig war ihr Sinn/ und faͤllen ihre Lan-<lb/><hi rendition="#et">tzen.</hi></l><lb/> <l>Hierauf vier andere/ die traben friſch heran/</l><lb/> <l>Jn rohter Kleider Ziehr/ auf dieſe Renne-<lb/><hi rendition="#et">bahn.</hi></l><lb/> <l>Das rohte Kaͤmpfervolk fuͤhrt’ aufgebruͤſte<lb/><hi rendition="#et">Pfauen/</hi></l><lb/> <l>Zum Zeichen auf dem Helm’. Es war wol an-<lb/><hi rendition="#et">zuſchauen/</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">f</fw> <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0181]
Fryne-Bozene.
Das Armuth ſchaͤndet nicht. Man hat ſich nicht
zu ſchaͤmen/
Kunſt und Geſchiklichkeit von Armen anzune-
men/
Der Himmel machet oft ein armes Menſche
reich/
Und wegen Ehr’ und Zucht/ den großen Fuͤr-
ſten gleich.
Ein junger Herr uñ Fuͤrſt der von Tirol ſich neñte/
Fragt’ unſern Huldenreich ob Er die Jnngfer
kennte?
Der ſagte zu ihm: Nein. Jch ſchwer’ auf mei-
ne Treu’
Es iſt das ſchoͤnſte Menſch/ Sie ſey auch wer
ſie ſey.
Auf dieſes fieng man an mit Keſſeltrummeln rum-
meln/
Das Taratantara klang in die Heerestrum-
meln.
Der Fuͤrſt nimmt ſeinen Platz der vor ihn iſt
beſtellt/
Das Schauvolk weicht zuruͤk/ und macht ein
offnes Feld.
Vier Ritter gruͤn und weiſ/ die kommen wie zum
Tantzen/
So freudig war ihr Sinn/ und faͤllen ihre Lan-
tzen.
Hierauf vier andere/ die traben friſch heran/
Jn rohter Kleider Ziehr/ auf dieſe Renne-
bahn.
Das rohte Kaͤmpfervolk fuͤhrt’ aufgebruͤſte
Pfauen/
Zum Zeichen auf dem Helm’. Es war wol an-
zuſchauen/
Daß
f
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |