Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Die Lieb' ist Obermann. Er ziehet ihm zu Sinne/Was dort (6) Libusse that/ die grosse Hertzoginne. Gedachte bey sich selbst: Steht solchs dem Weibe frey? So wil ich als ein Mann daß Fryne Fürstinn sey. Die Liebe reitzet ihn daß er sich niedersetzet/ Uud vor die langeweil sein treues Hertz ergetzet Mit süssem Seitenspiel'/ als welchs er sehr be- liebt/ Wie er denn offtermals sich selbst darinnen übt'. Er ließ zu seiner Lust/ und sonderlichen Ehren Der ädlen Schäferinn ein neues Stükchen hören/ Nahm die Violdigamm/ und stimmete sie rein/ Sang dieß verliebte Lied mit sanfter Stimme drein: Fürst Huldenreich rühmet die Demuht und seine schlechte Schäferinn/ verachtet den Hoffart und das aufgeblasene Frauenzimmer. Die auf dieses Lied gesetzte eigene Melodie/ suche in meinem 1. MEin! bin ich denn darüm zuschmähen Daß mein verliebter Fürstenfinn/ Jhm' eine schlechte Schäferinn/ Zur Allerliebsten außersehen? Soll denn hiedurch mein hoher Schein/ Verdunkelt und verloschen seyn? 2. Ach nein/ es ist ja weit defehlet! Ein tapfrer Sinn und Heldengeist/ Sein ädles Hertz in dem erweist/ Daß er sich nicht üm Hoheit quälet/ Da
Die erhoͤhete Die Lieb’ iſt Obermann. Er ziehet ihm zu Sinne/Was dort (6) Libuſſe that/ die groſſe Hertzoginne. Gedachte bey ſich ſelbſt: Steht ſolchs dem Weibe frey? So wil ich als ein Mann daß Fryne Fuͤrſtinn ſey. Die Liebe reitzet ihn daß er ſich niederſetzet/ Uud vor die langeweil ſein treues Hertz ergetzet Mit ſuͤſſem Seitenſpiel’/ als welchs er ſehr be- liebt/ Wie er denn offtermals ſich ſelbſt darinnen uͤbt’. Er ließ zu ſeiner Luſt/ und ſonderlichen Ehren Der aͤdlen Schaͤferinn ein neues Stuͤkchen hoͤren/ Nahm die Violdigamm/ und ſtimmete ſie rein/ Sang dieß verliebte Lied mit ſanfter Stimme drein: Fuͤrſt Huldenreich ruͤhmet die Demuht und ſeine ſchlechte Schaͤferinn/ verachtet den Hoffart und das aufgeblaſene Frauenzimmer. Die auf dieſes Lied geſetzte eigene Melodie/ ſuche in meinem 1. MEin! bin ich denn daruͤm zuſchmaͤhen Daß mein verliebter Fuͤrſtenfinn/ Jhm’ eine ſchlechte Schaͤferinn/ Zur Allerliebſten außerſehen? Soll denn hiedurch mein hoher Schein/ Verdunkelt und verloſchen ſeyn? 2. Ach nein/ es iſt ja weit defehlet! Ein tapfrer Sinn und Heldengeiſt/ Sein aͤdles Hertz in dem erweiſt/ Daß er ſich nicht uͤm Hoheit quaͤlet/ Da
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Die erhoͤhete
Die Lieb’ iſt Obermann. Er ziehet ihm zu Sinne/
Was dort
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Libuſſe that/ die groſſe Hertzoginne.
Gedachte bey ſich ſelbſt: Steht ſolchs dem
Weibe frey?
So wil ich als ein Mann daß Fryne Fuͤrſtinn
ſey.
Die Liebe reitzet ihn daß er ſich niederſetzet/
Uud vor die langeweil ſein treues Hertz ergetzet
Mit ſuͤſſem Seitenſpiel’/ als welchs er ſehr be-
liebt/
Wie er denn offtermals ſich ſelbſt darinnen
uͤbt’.
Er ließ zu ſeiner Luſt/ und ſonderlichen Ehren
Der aͤdlen Schaͤferinn ein neues Stuͤkchen hoͤren/
Nahm die Violdigamm/ und ſtimmete ſie rein/
Sang dieß verliebte Lied mit ſanfter Stimme
drein:
Fuͤrſt Huldenreich ruͤhmet die Demuht und ſeine
ſchlechte Schaͤferinn/ verachtet den Hoffart und das
aufgeblaſene Frauenzimmer.
Die auf dieſes Lied geſetzte eigene Melodie/ ſuche in meinem
Luſtwalde/ fol. 401.
1.
MEin! bin ich denn daruͤm zuſchmaͤhen
Daß mein verliebter Fuͤrſtenfinn/
Jhm’ eine ſchlechte Schaͤferinn/
Zur Allerliebſten außerſehen?
Soll denn hiedurch mein hoher Schein/
Verdunkelt und verloſchen ſeyn?
2.
Ach nein/ es iſt ja weit defehlet!
Ein tapfrer Sinn und Heldengeiſt/
Sein aͤdles Hertz in dem erweiſt/
Daß er ſich nicht uͤm Hoheit quaͤlet/
Da
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