Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Der Menschen schwaches Hertz in grosse Drang-sal setzen. Doch dem sey wie ihm woll' heut muß es noch geschehn/ Jch muß die Schäferinn vor meinen Augen sehn'. Die unruh volle Nacht/ war endlich abgewichen/ Matuta kam mit Lust von Osten her geschlichen. Jhm ließ Apollo selbst/ mit einem Freuden- schein/ Zu seinem Liebeswerk' ein glükklichs Vorspiel sein. Der Fürste stehet auf rufft seine Leibtrabanten/ Von denen schikkt er zwen' als heimliche Gesand- ten/ Die er vor treu erkandt' in jenes schöne Thal Jn jenes nechste Dorf/ wo er so manches mal Mit Lust vorbey spatzirt/ daß (4) Fares ja ge- schwinde Zu ihme kommen soll/ mit Fryne seinem Kinde/ Daß er sein' Heerde Vieh soll lassen gehn und stehn/ Und ohne groß Verzug nach Hofe zu soll gehn. Die Botschafft ist gethan/ der Schäfer ist gekom- men/ Und hat sein liebstes Pfand Bozene mit nenom- men. Der Alte geht getrost/ versieht sich keiner Freud'/ Auch fürchtet er gar nicht ein angesponnen Leid. Seht welch ein edel Ding ist doch ein gut Ge- wissen! Wol dem der allezeit sich dessen hat beflissen! Der
Die erhoͤhete Der Menſchen ſchwaches Hertz in groſſe Drang-ſal ſetzen. Doch dem ſey wie ihm woll’ heut muß es noch geſchehn/ Jch muß die Schaͤferinn vor meinen Augen ſehn’. Die unruh volle Nacht/ war endlich abgewichen/ Matuta kam mit Luſt von Oſten her geſchlichen. Jhm ließ Apollo ſelbſt/ mit einem Freuden- ſchein/ Zu ſeinem Liebeswerk’ ein gluͤkklichs Vorſpiel ſein. Der Fuͤrſte ſtehet auf rufft ſeine Leibtrabanten/ Von denen ſchikkt er zwen’ als heimliche Geſand- ten/ Die er vor treu erkandt’ in jenes ſchoͤne Thal Jn jenes nechſte Dorf/ wo er ſo manches mal Mit Luſt vorbey ſpatzirt/ daß (4) Fares ja ge- ſchwinde Zu ihme kommen ſoll/ mit Fryne ſeinem Kinde/ Daß er ſein’ Heerde Vieh ſoll laſſen gehn und ſtehn/ Und ohne groß Verzug nach Hofe zu ſoll gehn. Die Botſchafft iſt gethan/ der Schaͤfer iſt gekom- men/ Und hat ſein liebſtes Pfand Bozene mit nenom- men. Der Alte geht getroſt/ verſieht ſich keiner Freud’/ Auch fuͤrchtet er gar nicht ein angeſponnen Leid. Seht welch ein edel Ding iſt doch ein gut Ge- wiſſen! Wol dem der allezeit ſich deſſen hat befliſſen! Der
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Die erhoͤhete
Der Menſchen ſchwaches Hertz in groſſe Drang-
ſal ſetzen.
Doch dem ſey wie ihm woll’ heut muß es noch
geſchehn/
Jch muß die Schaͤferinn vor meinen Augen
ſehn’.
Die unruh volle Nacht/ war endlich abgewichen/
Matuta kam mit Luſt von Oſten her geſchlichen.
Jhm ließ Apollo ſelbſt/ mit einem Freuden-
ſchein/
Zu ſeinem Liebeswerk’ ein gluͤkklichs Vorſpiel
ſein.
Der Fuͤrſte ſtehet auf rufft ſeine Leibtrabanten/
Von denen ſchikkt er zwen’ als heimliche Geſand-
ten/
Die er vor treu erkandt’ in jenes ſchoͤne Thal
Jn jenes nechſte Dorf/ wo er ſo manches mal
Mit Luſt vorbey ſpatzirt/ daß
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Fares ja ge-
ſchwinde
Zu ihme kommen ſoll/ mit Fryne ſeinem Kinde/
Daß er ſein’ Heerde Vieh ſoll laſſen gehn und
ſtehn/
Und ohne groß Verzug nach Hofe zu ſoll gehn.
Die Botſchafft iſt gethan/ der Schaͤfer iſt gekom-
men/
Und hat ſein liebſtes Pfand Bozene mit nenom-
men.
Der Alte geht getroſt/ verſieht ſich keiner
Freud’/
Auch fuͤrchtet er gar nicht ein angeſponnen
Leid.
Seht welch ein edel Ding iſt doch ein gut Ge-
wiſſen!
Wol dem der allezeit ſich deſſen hat befliſſen!
Der
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