Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die Verständige Abigail. Und was das ärgste war/ Er ist so blind ge-sinnt/ Er schlägt des Höchsten Gnad' und Beystand in den Wind. Drüm wirft ihn Gottes Hand ins Siechbett wie- der nieder/ Weil keine Bessrung da: Es werden alle Glieder An ihme matt und schwach/ hat weder Rast noch Ruh/ Die Lebenskrafft nimmt ab; Die Krankheit aber zu. Als nun der Sonnen Liecht war neunmal aufge- gangen/ Und kaum/ zum zehndenmal zu scheinen/ ange- fangen/ Kam Nabals End' herbey/ da schied' er ab/ und starb/ Da er vor großes Gut/ ein enges Grab erwarb. Seht hier ein Beyspiel an: Den stets die Gold- sucht reitzet/ Der alles Gut und Geld zusammen scharrt und geitzet/ Der bringt itzt nichts als ein schlecht Todten- hemd davon/ Ein ewigs Schandgerücht' ist seiner Thorheit Lohn. Es wird bald laut und kund/ daß Nabal war ge- storben/ Und daß Abigail die Freyheit hatt' erworben/ Die Fama bließ es aus und macht' es offenbar/ Dem Kenas erst/ als er auf seiner Nachtwach war. Er war ein tapfrer Mann/ und hatte Davids Plagen/ Ver-
Die Verſtaͤndige Abigail. Und was das aͤrgſte war/ Er iſt ſo blind ge-ſinnt/ Er ſchlaͤgt des Hoͤchſten Gnad’ und Beyſtand in den Wind. Druͤm wirft ihn Gottes Hand ins Siechbett wie- der nieder/ Weil keine Beſſrung da: Es werden alle Glieder An ihme matt und ſchwach/ hat weder Raſt noch Ruh/ Die Lebenskrafft nimmt ab; Die Krankheit aber zu. Als nun der Sonnen Liecht war neunmal aufge- gangen/ Und kaum/ zum zehndenmal zu ſcheinen/ ange- fangen/ Kam Nabals End’ herbey/ da ſchied’ er ab/ und ſtarb/ Da er vor großes Gut/ ein enges Grab erwarb. Seht hier ein Beyſpiel an: Den ſtets die Gold- ſucht reitzet/ Der alles Gut und Geld zuſammen ſcharrt und geitzet/ Der bringt itzt nichts als ein ſchlecht Todten- hemd davon/ Ein ewigs Schandgeruͤcht’ iſt ſeiner Thorheit Lohn. Es wird bald laut und kund/ daß Nabal war ge- ſtorben/ Und daß Abigail die Freyheit hatt’ erworben/ Die Fama bließ es aus und macht’ es offenbar/ Dem Kenas erſt/ als er auf ſeiner Nachtwach war. Er war ein tapfrer Mann/ und hatte Davids Plagen/ Ver-
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Die Verſtaͤndige Abigail.
Und was das aͤrgſte war/ Er iſt ſo blind ge-
ſinnt/
Er ſchlaͤgt des Hoͤchſten Gnad’ und Beyſtand
in den Wind.
Druͤm wirft ihn Gottes Hand ins Siechbett wie-
der nieder/
Weil keine Beſſrung da: Es werden alle Glieder
An ihme matt und ſchwach/ hat weder Raſt
noch Ruh/
Die Lebenskrafft nimmt ab; Die Krankheit
aber zu.
Als nun der Sonnen Liecht war neunmal aufge-
gangen/
Und kaum/ zum zehndenmal zu ſcheinen/ ange-
fangen/
Kam Nabals End’ herbey/ da ſchied’ er ab/ und
ſtarb/
Da er vor großes Gut/ ein enges Grab erwarb.
Seht hier ein Beyſpiel an: Den ſtets die Gold-
ſucht reitzet/
Der alles Gut und Geld zuſammen ſcharrt und
geitzet/
Der bringt itzt nichts als ein ſchlecht Todten-
hemd davon/
Ein ewigs Schandgeruͤcht’ iſt ſeiner Thorheit
Lohn.
Es wird bald laut und kund/ daß Nabal war ge-
ſtorben/
Und daß Abigail die Freyheit hatt’ erworben/
Die Fama bließ es aus und macht’ es offenbar/
Dem Kenas erſt/ als er auf ſeiner Nachtwach
war.
Er war ein tapfrer Mann/ und hatte Davids
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