Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die Verständige Abigail. Wie David kam/ üm dich und unser Haus zukränken/ Sein Volk war gantz erfüllt mit Eyfer/ Zorn und Hitz/ Mich deucht ich sehe noch der bloßen Sebel Blitz. Als die beschimpfte Knecht' ins Läger wieder kom- men/ Und David diesen Spott von ihnen gnug vernom- men/ Da war das gantze Heer zur grimmen Rach entbrand/ Es nahm ein jederman sein Mordschwert in die Hand. Das Urtheil war gefällt/ der Stab war schon ge- brochen/ Der zugefügte Schimpf solt' eifrigst seyn ge- rochen/ Gantz Maon solte sich in seinem Blute sehn/ Das Schwert solt' erst in dich/ hernach in Alle gehn. Dieß hat dein Maul/ welchs gantz mit Boßheit ist vergiftet/ (Jch kenn' es alzuwol) ach leider! angestiftet: Daß David und sein Heer auf Wuten war be- dacht/ Das hat dein' Unvernunft und grosser Trotz ge- macht. GOtt aber/ der uns noch so gütig und gewogen/ Hat das schuldlose Blut aus dieser Angst gezogen/ Sein mildes Vaterhertz war noch so wol ge- willt/ Daß es durch mich/ glaub nur/ des Davids Zorn gestillt. Denn
Die Verſtaͤndige Abigail. Wie David kam/ uͤm dich und unſer Hauſ zukraͤnken/ Sein Volk war gantz erfuͤllt mit Eyfer/ Zorn und Hitz/ Mich deucht ich ſehe noch der bloßen Sebel Blitz. Als die beſchimpfte Knecht’ ins Laͤger wieder kom- men/ Und David dieſen Spott von ihnen gnug vernom- men/ Da war das gantze Heer zur grimmen Rach entbrand/ Es nahm ein jederman ſein Mordſchwert in die Hand. Das Urtheil war gefaͤllt/ der Stab war ſchon ge- brochen/ Der zugefuͤgte Schimpf ſolt’ eifrigſt ſeyn ge- rochen/ Gantz Maon ſolte ſich in ſeinem Blute ſehn/ Das Schwert ſolt’ erſt in dich/ hernach in Alle gehn. Dieß hat dein Maul/ welchs gantz mit Boßheit iſt vergiftet/ (Jch kenn’ es alzuwol) ach leider! angeſtiftet: Daß David und ſein Heer auf Wuten war be- dacht/ Das hat dein’ Unvernunft und groſſer Trotz ge- macht. GOtt aber/ der uns noch ſo guͤtig und gewogen/ Hat das ſchuldloſe Blut aus dieſer Angſt gezogen/ Sein mildes Vaterhertz war noch ſo wol ge- willt/ Daß es durch mich/ glaub nur/ des Davids Zorn geſtillt. Denn
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Die Verſtaͤndige Abigail.
Wie David kam/ uͤm dich und unſer Hauſ zu
kraͤnken/
Sein Volk war gantz erfuͤllt mit Eyfer/ Zorn
und Hitz/
Mich deucht ich ſehe noch der bloßen Sebel
Blitz.
Als die beſchimpfte Knecht’ ins Laͤger wieder kom-
men/
Und David dieſen Spott von ihnen gnug vernom-
men/
Da war das gantze Heer zur grimmen Rach
entbrand/
Es nahm ein jederman ſein Mordſchwert in die
Hand.
Das Urtheil war gefaͤllt/ der Stab war ſchon ge-
brochen/
Der zugefuͤgte Schimpf ſolt’ eifrigſt ſeyn ge-
rochen/
Gantz Maon ſolte ſich in ſeinem Blute ſehn/
Das Schwert ſolt’ erſt in dich/ hernach in Alle
gehn.
Dieß hat dein Maul/ welchs gantz mit Boßheit iſt
vergiftet/
(Jch kenn’ es alzuwol) ach leider! angeſtiftet:
Daß David und ſein Heer auf Wuten war be-
dacht/
Das hat dein’ Unvernunft und groſſer Trotz ge-
macht.
GOtt aber/ der uns noch ſo guͤtig und gewogen/
Hat das ſchuldloſe Blut aus dieſer Angſt gezogen/
Sein mildes Vaterhertz war noch ſo wol ge-
willt/
Daß es durch mich/ glaub nur/ des Davids
Zorn geſtillt.
Denn
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