Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die Verständige Abigail. Jch hette müssen Stöß' und Feindschaft davontragen/ Er ist/ wie dir bekandt/ ein sehr geschwinder Mann/ Der keinen Widerspruch noch Rahtschlag lei- den kan. Es muß ihm alles gehn/ wie er nur selber denket/ Ob manches ihn hernach schon hertzlich reut und kränket/ Er hat in seinem Kopf' ein feuriges Gehirn/ Und folget niemand nicht/ als seiner eignen Stirn. Da sieht man nun die Frucht! Gott wolle sich der Armen/ Die wir an dieser Sach' unschuldig sind/ erbar- men: Wir habens nicht verschuldt/ besondern Er mit recht. Doch! sündiget der Herr/ so leidet auch der Knecht. Nu weiß ich/ wehrte Frau/ daß du von hohen Sinnen/ Und daß du/ wem du wilst/ das Hertze kanst ge- winnen/ Dein tugendsamer Geist/ dein trefflicher Ver- stand/ Dein klug-verschlagnes Hertz/ ist ja genug be- kant. Wolan! trit vor den Riß/ rett' uns durch Gottes Segen/ Geh dem erbostem Volk/ mit sanftem Muht' ent- gegen/ Lesch mit dem Zährenbach des Davids grimme Gluht/ Und
Die Verſtaͤndige Abigail. Jch hette muͤſſen Stoͤß’ und Feindſchaft davontragen/ Er iſt/ wie dir bekandt/ ein ſehr geſchwinder Mann/ Der keinen Widerſpruch noch Rahtſchlag lei- den kan. Es muß ihm alles gehn/ wie er nur ſelber denket/ Ob manches ihn hernach ſchon hertzlich reut und kraͤnket/ Er hat in ſeinem Kopf’ ein feuriges Gehirn/ Und folget niemand nicht/ als ſeiner eignen Stirn. Da ſieht man nun die Frucht! Gott wolle ſich der Armen/ Die wir an dieſer Sach’ unſchuldig ſind/ erbar- men: Wir habens nicht verſchuldt/ beſondern Er mit recht. Doch! ſuͤndiget der Herꝛ/ ſo leidet auch der Knecht. Nu weiß ich/ wehrte Frau/ daß du von hohen Sinnen/ Und daß du/ wem du wilſt/ das Hertze kanſt ge- winnen/ Dein tugendſamer Geiſt/ dein trefflicher Ver- ſtand/ Dein klug-verſchlagnes Hertz/ iſt ja genug be- kant. Wolan! trit vor den Riß/ rett’ uns durch Gottes Segen/ Geh dem erboſtem Volk/ mit ſanftem Muht’ ent- gegen/ Leſch mit dem Zaͤhrenbach des Davids grimme Gluht/ Und
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Die Verſtaͤndige Abigail.
Jch hette muͤſſen Stoͤß’ und Feindſchaft davon
tragen/
Er iſt/ wie dir bekandt/ ein ſehr geſchwinder
Mann/
Der keinen Widerſpruch noch Rahtſchlag lei-
den kan.
Es muß ihm alles gehn/ wie er nur ſelber denket/
Ob manches ihn hernach ſchon hertzlich reut und
kraͤnket/
Er hat in ſeinem Kopf’ ein feuriges Gehirn/
Und folget niemand nicht/ als ſeiner eignen
Stirn.
Da ſieht man nun die Frucht! Gott wolle ſich der
Armen/
Die wir an dieſer Sach’ unſchuldig ſind/ erbar-
men:
Wir habens nicht verſchuldt/ beſondern Er mit
recht.
Doch! ſuͤndiget der Herꝛ/ ſo leidet auch der
Knecht.
Nu weiß ich/ wehrte Frau/ daß du von hohen
Sinnen/
Und daß du/ wem du wilſt/ das Hertze kanſt ge-
winnen/
Dein tugendſamer Geiſt/ dein trefflicher Ver-
ſtand/
Dein klug-verſchlagnes Hertz/ iſt ja genug be-
kant.
Wolan! trit vor den Riß/ rett’ uns durch Gottes
Segen/
Geh dem erboſtem Volk/ mit ſanftem Muht’ ent-
gegen/
Leſch mit dem Zaͤhrenbach des Davids grimme
Gluht/
Und
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