in diesem wichtigen Posten immer fester setzte, Fleschen anlegen ließ, Wolfsgruben grub und Verhacke veranstaltete. Die Beschützung des Pla- tzes von dieser Seite blieb nun gänzlich seiner Sorgfalt überlassen.
Der feindliche Anführer mußte indeß seine, am 13. Merz errungenen Vortheile wohl selbst für bedeutend genug halten, um zu glauben, daß uns der Muth zu fernerem Widerstande dadurch gebrochen worden. Es erschien also am 15. Vor- mittags um 10 Uhr am Mühlenthor ein franzö- sischer Parlementair in einem, mit vier Pferden bespannten, niedergelassenen Wagen. Der Kut- scher fuhr vom Sattel; den Bock nahm ein Trom- peter ein, und zwei Nobel-Gardisten, wie die Puppen gekleidet und mit Gewehr und völliger Rüstung versehen, giengen zu beiden Seiten des Wagens einher. Jn diesem ungewöhnlichen Auf- zuge und unter einer schmetternden Tarare, ras- selte das Völkchen zur Stadt herein, und hielt dann plötzlich vor dem Hause des Commandan- ten, der den Parlementair in der Hausthür em- pfieng, ihm freundlich die Hand bot, und dann ihn in sein Zimmer führte, welches sofort hinter ihnen verschlossen wurde.
Nach und nach versammleten sich viele Of- ficiere der Garnison auf der Flur des Hauses, unter welche auch ich mich mischte. Alle waren von jener Erscheinung mehr oder weniger über- rascht und auf den weiteren Erfolg gespannt.
in dieſem wichtigen Poſten immer feſter ſetzte, Fleſchen anlegen ließ, Wolfsgruben grub und Verhacke veranſtaltete. Die Beſchuͤtzung des Pla- tzes von dieſer Seite blieb nun gaͤnzlich ſeiner Sorgfalt uͤberlaſſen.
Der feindliche Anfuͤhrer mußte indeß ſeine, am 13. Merz errungenen Vortheile wohl ſelbſt fuͤr bedeutend genug halten, um zu glauben, daß uns der Muth zu fernerem Widerſtande dadurch gebrochen worden. Es erſchien alſo am 15. Vor- mittags um 10 Uhr am Muͤhlenthor ein franzoͤ- ſiſcher Parlementair in einem, mit vier Pferden beſpannten, niedergelaſſenen Wagen. Der Kut- ſcher fuhr vom Sattel; den Bock nahm ein Trom- peter ein, und zwei Nobel-Gardiſten, wie die Puppen gekleidet und mit Gewehr und voͤlliger Ruͤſtung verſehen, giengen zu beiden Seiten des Wagens einher. Jn dieſem ungewoͤhnlichen Auf- zuge und unter einer ſchmetternden Tarare, raſ- ſelte das Voͤlkchen zur Stadt herein, und hielt dann ploͤtzlich vor dem Hauſe des Commandan- ten, der den Parlementair in der Hausthuͤr em- pfieng, ihm freundlich die Hand bot, und dann ihn in ſein Zimmer fuͤhrte, welches ſofort hinter ihnen verſchloſſen wurde.
Nach und nach verſammleten ſich viele Of- ficiere der Garniſon auf der Flur des Hauſes, unter welche auch ich mich miſchte. Alle waren von jener Erſcheinung mehr oder weniger uͤber- raſcht und auf den weiteren Erfolg geſpannt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="70"/>
in dieſem wichtigen Poſten immer feſter ſetzte,<lb/>
Fleſchen anlegen ließ, Wolfsgruben grub und<lb/>
Verhacke veranſtaltete. Die Beſchuͤtzung des Pla-<lb/>
tzes von dieſer Seite blieb nun gaͤnzlich ſeiner<lb/>
Sorgfalt uͤberlaſſen.</p><lb/><p>Der feindliche Anfuͤhrer mußte indeß ſeine,<lb/>
am 13. Merz errungenen Vortheile wohl ſelbſt<lb/>
fuͤr bedeutend genug halten, um zu glauben, daß<lb/>
uns der Muth zu fernerem Widerſtande dadurch<lb/>
gebrochen worden. Es erſchien alſo am 15. Vor-<lb/>
mittags um 10 Uhr am Muͤhlenthor ein franzoͤ-<lb/>ſiſcher Parlementair in einem, mit vier Pferden<lb/>
beſpannten, niedergelaſſenen Wagen. Der Kut-<lb/>ſcher fuhr vom Sattel; den Bock nahm ein Trom-<lb/>
peter ein, und zwei Nobel-Gardiſten, wie die<lb/>
Puppen gekleidet und mit Gewehr und voͤlliger<lb/>
Ruͤſtung verſehen, giengen zu beiden Seiten des<lb/>
Wagens einher. Jn dieſem ungewoͤhnlichen Auf-<lb/>
zuge und unter einer ſchmetternden Tarare, raſ-<lb/>ſelte das Voͤlkchen zur Stadt herein, und hielt<lb/>
dann ploͤtzlich vor dem Hauſe des Commandan-<lb/>
ten, der den Parlementair in der Hausthuͤr em-<lb/>
pfieng, ihm freundlich die Hand bot, und dann<lb/>
ihn in ſein Zimmer fuͤhrte, welches ſofort hinter<lb/>
ihnen verſchloſſen wurde.</p><lb/><p>Nach und nach verſammleten ſich viele Of-<lb/>
ficiere der Garniſon auf der Flur des Hauſes,<lb/>
unter welche auch ich mich miſchte. Alle waren<lb/>
von jener Erſcheinung mehr oder weniger uͤber-<lb/>
raſcht und auf den weiteren Erfolg geſpannt.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[70/0086]
in dieſem wichtigen Poſten immer feſter ſetzte,
Fleſchen anlegen ließ, Wolfsgruben grub und
Verhacke veranſtaltete. Die Beſchuͤtzung des Pla-
tzes von dieſer Seite blieb nun gaͤnzlich ſeiner
Sorgfalt uͤberlaſſen.
Der feindliche Anfuͤhrer mußte indeß ſeine,
am 13. Merz errungenen Vortheile wohl ſelbſt
fuͤr bedeutend genug halten, um zu glauben, daß
uns der Muth zu fernerem Widerſtande dadurch
gebrochen worden. Es erſchien alſo am 15. Vor-
mittags um 10 Uhr am Muͤhlenthor ein franzoͤ-
ſiſcher Parlementair in einem, mit vier Pferden
beſpannten, niedergelaſſenen Wagen. Der Kut-
ſcher fuhr vom Sattel; den Bock nahm ein Trom-
peter ein, und zwei Nobel-Gardiſten, wie die
Puppen gekleidet und mit Gewehr und voͤlliger
Ruͤſtung verſehen, giengen zu beiden Seiten des
Wagens einher. Jn dieſem ungewoͤhnlichen Auf-
zuge und unter einer ſchmetternden Tarare, raſ-
ſelte das Voͤlkchen zur Stadt herein, und hielt
dann ploͤtzlich vor dem Hauſe des Commandan-
ten, der den Parlementair in der Hausthuͤr em-
pfieng, ihm freundlich die Hand bot, und dann
ihn in ſein Zimmer fuͤhrte, welches ſofort hinter
ihnen verſchloſſen wurde.
Nach und nach verſammleten ſich viele Of-
ficiere der Garniſon auf der Flur des Hauſes,
unter welche auch ich mich miſchte. Alle waren
von jener Erſcheinung mehr oder weniger uͤber-
raſcht und auf den weiteren Erfolg geſpannt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/86>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.