macht sich große Sorge um Meinetwillen." -- Vergebens bat ich ihn nun noch, sich wenigstens meine Papiere anzusehen und sie in genauere Er- wägung zu ziehen. Er aber, als hätte die Pest an denselben geklebt, raffte sie eilfertig zusammen, drückte sie mir wieder in die Hände, und ver- sicherte: Er brauche all den Plunder nicht; und damit Gott befohlen!
Es mag hierbei nicht unerwähnt bleiben, daß bei all meinen Unterredungen mit diesem Manne sich auch, wie von ungefähr, seine Kö- chinn, Haushälterinn, oder was sie sonst seyn mochte, einfand und ihren Senf mit darein gab. Mocht' ich nun Dies oder Jenes vortragen, und mein Bedenken so oder so äussern: -- flugs war das schnippische Maul bei der Hand: "Ei, seht doch! Das wäre auch wohl nöthig, daß sich noch sonst Jemand darum bekümmerte! Der Herr Obrist werden das wohl besser wissen." -- Diese Unverschämtheit wurmte mich oftmals ganz erschrecklich, und ich hatte Mühe, in meinem Jn- grimm nicht loszubrechen. Jetzt aber lief das Faß einmal über; ich sagte dem Weibsbilde rein heraus, wie mir's um's Herz war, und zog mir dadurch den Herrn und Beschützer auf den Hals; so daß ich, um es nur auch mit dem zu keinem Aeussersten kommen zu lassen, hurtig meine Pa- piere ergriff und mich entfernte. Sah ich doch, daß ich mit einem solchen Queerkopfe nimmer etwas ausrichten würde, und daß es hinführo
macht ſich große Sorge um Meinetwillen.‟ — Vergebens bat ich ihn nun noch, ſich wenigſtens meine Papiere anzuſehen und ſie in genauere Er- waͤgung zu ziehen. Er aber, als haͤtte die Peſt an denſelben geklebt, raffte ſie eilfertig zuſammen, druͤckte ſie mir wieder in die Haͤnde, und ver- ſicherte: Er brauche all den Plunder nicht; und damit Gott befohlen!
Es mag hierbei nicht unerwaͤhnt bleiben, daß bei all meinen Unterredungen mit dieſem Manne ſich auch, wie von ungefaͤhr, ſeine Koͤ- chinn, Haushaͤlterinn, oder was ſie ſonſt ſeyn mochte, einfand und ihren Senf mit darein gab. Mocht’ ich nun Dies oder Jenes vortragen, und mein Bedenken ſo oder ſo aͤuſſern: — flugs war das ſchnippiſche Maul bei der Hand: „Ei, ſeht doch! Das waͤre auch wohl noͤthig, daß ſich noch ſonſt Jemand darum bekuͤmmerte! Der Herr Obriſt werden das wohl beſſer wiſſen.‟ — Dieſe Unverſchaͤmtheit wurmte mich oftmals ganz erſchrecklich, und ich hatte Muͤhe, in meinem Jn- grimm nicht loszubrechen. Jetzt aber lief das Faß einmal uͤber; ich ſagte dem Weibsbilde rein heraus, wie mir’s um’s Herz war, und zog mir dadurch den Herrn und Beſchuͤtzer auf den Hals; ſo daß ich, um es nur auch mit dem zu keinem Aeuſſerſten kommen zu laſſen, hurtig meine Pa- piere ergriff und mich entfernte. Sah ich doch, daß ich mit einem ſolchen Queerkopfe nimmer etwas ausrichten wuͤrde, und daß es hinfuͤhro
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macht ſich große Sorge um Meinetwillen.‟ —
Vergebens bat ich ihn nun noch, ſich wenigſtens
meine Papiere anzuſehen und ſie in genauere Er-
waͤgung zu ziehen. Er aber, als haͤtte die Peſt
an denſelben geklebt, raffte ſie eilfertig zuſammen,
druͤckte ſie mir wieder in die Haͤnde, und ver-
ſicherte: Er brauche all den Plunder nicht; und
damit Gott befohlen!
Es mag hierbei nicht unerwaͤhnt bleiben,
daß bei all meinen Unterredungen mit dieſem
Manne ſich auch, wie von ungefaͤhr, ſeine Koͤ-
chinn, Haushaͤlterinn, oder was ſie ſonſt ſeyn
mochte, einfand und ihren Senf mit darein gab.
Mocht’ ich nun Dies oder Jenes vortragen, und
mein Bedenken ſo oder ſo aͤuſſern: — flugs war
das ſchnippiſche Maul bei der Hand: „Ei, ſeht
doch! Das waͤre auch wohl noͤthig, daß ſich
noch ſonſt Jemand darum bekuͤmmerte! Der
Herr Obriſt werden das wohl beſſer wiſſen.‟ —
Dieſe Unverſchaͤmtheit wurmte mich oftmals ganz
erſchrecklich, und ich hatte Muͤhe, in meinem Jn-
grimm nicht loszubrechen. Jetzt aber lief das
Faß einmal uͤber; ich ſagte dem Weibsbilde rein
heraus, wie mir’s um’s Herz war, und zog mir
dadurch den Herrn und Beſchuͤtzer auf den Hals;
ſo daß ich, um es nur auch mit dem zu keinem
Aeuſſerſten kommen zu laſſen, hurtig meine Pa-
piere ergriff und mich entfernte. Sah ich doch,
daß ich mit einem ſolchen Queerkopfe nimmer
etwas ausrichten wuͤrde, und daß es hinfuͤhro
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/66>, abgerufen am 16.02.2025.
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