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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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stündlich ein Bataillon hier einrücken könne. Das
geschah in der Folge auch wirklich; das Werk
wurde zugleich noch bedeutend verbessert, und
verwandelte sich so in einen Posten, der dem
Feinde lange und viel zu schaffen gemacht haben
würde, wenn er nachmals gehörig vertheidigt
worden.

Eine andre Sorge, die den Verständigeren
unter der Bürgerschaft gar sehr am Herzen lag,
war die frühzeitige und ausreichende Anschaffung
von Lebensvorräthen für den Fall einer feindli-
chen Einschliessung oder Belagerung: denn bis
jetzt waren Dreiviertel der Einwohner gewohnt,
von Einem Markttage zum Andern zu zehren.
Und wovon wollte die Besatzung leben? Jch hielt
es also für wohlgethan, und hatte auch in mei-
nem Amte, als Bürger-Repräsentant, den Beruf
dazu, Haus bei Haus in der Stadt umzu-
gehen und die Bestände an Korn und Victualien,
zumal bei den Bäckern, Brauern und Brandt-
weinbrennern, so wie auch die Vorräthe der Letz-
tern an Brandtwein, aufzunehmen. Eben so be-
gab ich mich auf die nächst umher gelegenen Dör-
fer; und unter dem Vorwande, als sey ich ge-
sonnen, Korn und Schlachtvieh aufzukaufen,
(wie Beides mein Gewerbe mit sich brachte)
erfuhr ich, was jeden Orts in dieser Gattung
vorhanden war. Alles Dieses brachte ich in ein
Verzeichniß, und überzeugte mich solchergestalt,
daß wir nur würden zugreifen dürfen, um für

ſtuͤndlich ein Bataillon hier einruͤcken koͤnne. Das
geſchah in der Folge auch wirklich; das Werk
wurde zugleich noch bedeutend verbeſſert, und
verwandelte ſich ſo in einen Poſten, der dem
Feinde lange und viel zu ſchaffen gemacht haben
wuͤrde, wenn er nachmals gehoͤrig vertheidigt
worden.

Eine andre Sorge, die den Verſtaͤndigeren
unter der Buͤrgerſchaft gar ſehr am Herzen lag,
war die fruͤhzeitige und ausreichende Anſchaffung
von Lebensvorraͤthen fuͤr den Fall einer feindli-
chen Einſchlieſſung oder Belagerung: denn bis
jetzt waren Dreiviertel der Einwohner gewohnt,
von Einem Markttage zum Andern zu zehren.
Und wovon wollte die Beſatzung leben? Jch hielt
es alſo fuͤr wohlgethan, und hatte auch in mei-
nem Amte, als Buͤrger-Repraͤſentant, den Beruf
dazu, Haus bei Haus in der Stadt umzu-
gehen und die Beſtaͤnde an Korn und Victualien,
zumal bei den Baͤckern, Brauern und Brandt-
weinbrennern, ſo wie auch die Vorraͤthe der Letz-
tern an Brandtwein, aufzunehmen. Eben ſo be-
gab ich mich auf die naͤchſt umher gelegenen Doͤr-
fer; und unter dem Vorwande, als ſey ich ge-
ſonnen, Korn und Schlachtvieh aufzukaufen,
(wie Beides mein Gewerbe mit ſich brachte)
erfuhr ich, was jeden Orts in dieſer Gattung
vorhanden war. Alles Dieſes brachte ich in ein
Verzeichniß, und uͤberzeugte mich ſolchergeſtalt,
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[48/0064] ſtuͤndlich ein Bataillon hier einruͤcken koͤnne. Das geſchah in der Folge auch wirklich; das Werk wurde zugleich noch bedeutend verbeſſert, und verwandelte ſich ſo in einen Poſten, der dem Feinde lange und viel zu ſchaffen gemacht haben wuͤrde, wenn er nachmals gehoͤrig vertheidigt worden. Eine andre Sorge, die den Verſtaͤndigeren unter der Buͤrgerſchaft gar ſehr am Herzen lag, war die fruͤhzeitige und ausreichende Anſchaffung von Lebensvorraͤthen fuͤr den Fall einer feindli- chen Einſchlieſſung oder Belagerung: denn bis jetzt waren Dreiviertel der Einwohner gewohnt, von Einem Markttage zum Andern zu zehren. Und wovon wollte die Beſatzung leben? Jch hielt es alſo fuͤr wohlgethan, und hatte auch in mei- nem Amte, als Buͤrger-Repraͤſentant, den Beruf dazu, Haus bei Haus in der Stadt umzu- gehen und die Beſtaͤnde an Korn und Victualien, zumal bei den Baͤckern, Brauern und Brandt- weinbrennern, ſo wie auch die Vorraͤthe der Letz- tern an Brandtwein, aufzunehmen. Eben ſo be- gab ich mich auf die naͤchſt umher gelegenen Doͤr- fer; und unter dem Vorwande, als ſey ich ge- ſonnen, Korn und Schlachtvieh aufzukaufen, (wie Beides mein Gewerbe mit ſich brachte) erfuhr ich, was jeden Orts in dieſer Gattung vorhanden war. Alles Dieſes brachte ich in ein Verzeichniß, und uͤberzeugte mich ſolchergeſtalt, daß wir nur wuͤrden zugreifen duͤrfen, um fuͤr

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/64>, abgerufen am 22.11.2024.