und einpassirte, ein wachsames Auge zu behalten. Des Vorwandes zu ihrer Gegenwart gab es mancherlei; falls auch die Aufmerksamkeit des Militairs (wie doch nicht geschah) dadurch er- regt worden wäre.
Jnzwischen wurden nun doch von Seiten der Commandantur einige schläfrige Anstalten getrof- fen; wenigstens sah man auf den Wällen die Kanonen auf Klötze legen, da es sich fand, daß die Lavetten zusehr verfault waren, um sie tra- gen zu können. Auch an der Palisadirung ward hie und da gearbeitet: aber es war nichts Tüch- tiges und Ganzes. Als ich jedoch wahrnehmen mußte, daß es hiermit sein Bewenden hatte, und daß zur äussern Vertheidigung gar keine Hand angelegt wurde, machte ich mich, nach zuvor ge- nommener Verabredung mit meinen Freunden, abermals zum Obristen, um ihn aufmerksam dar- auf zu machen, welche gute Dienste uns in den früheren Belagerungen insonderheit eine Schanze auf dem Hohen-Berge, etwa eine Viertelmeile von der Stadt, links des Weges nach Tramm, geleistet hätte, um den Feind nicht in Schußweite herankommen zu lassen. Noch wären die Ueber- bleibsel derselben überall erkennbar; und wenn er nichts darwider habe, seyen wir bereit, diese Ver- schanzung eiligst und mit gesammter Hand wie- derherzustellen, und erwarteten nur seine nähere Anweisung.
An das alte höhnische Gesicht, das er hiezu
und einpaſſirte, ein wachſames Auge zu behalten. Des Vorwandes zu ihrer Gegenwart gab es mancherlei; falls auch die Aufmerkſamkeit des Militairs (wie doch nicht geſchah) dadurch er- regt worden waͤre.
Jnzwiſchen wurden nun doch von Seiten der Commandantur einige ſchlaͤfrige Anſtalten getrof- fen; wenigſtens ſah man auf den Waͤllen die Kanonen auf Kloͤtze legen, da es ſich fand, daß die Lavetten zuſehr verfault waren, um ſie tra- gen zu koͤnnen. Auch an der Paliſadirung ward hie und da gearbeitet: aber es war nichts Tuͤch- tiges und Ganzes. Als ich jedoch wahrnehmen mußte, daß es hiermit ſein Bewenden hatte, und daß zur aͤuſſern Vertheidigung gar keine Hand angelegt wurde, machte ich mich, nach zuvor ge- nommener Verabredung mit meinen Freunden, abermals zum Obriſten, um ihn aufmerkſam dar- auf zu machen, welche gute Dienſte uns in den fruͤheren Belagerungen inſonderheit eine Schanze auf dem Hohen-Berge, etwa eine Viertelmeile von der Stadt, links des Weges nach Tramm, geleiſtet haͤtte, um den Feind nicht in Schußweite herankommen zu laſſen. Noch waͤren die Ueber- bleibſel derſelben uͤberall erkennbar; und wenn er nichts darwider habe, ſeyen wir bereit, dieſe Ver- ſchanzung eiligſt und mit geſammter Hand wie- derherzuſtellen, und erwarteten nur ſeine naͤhere Anweiſung.
An das alte hoͤhniſche Geſicht, das er hiezu
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und einpaſſirte, ein wachſames Auge zu behalten.
Des Vorwandes zu ihrer Gegenwart gab es
mancherlei; falls auch die Aufmerkſamkeit des
Militairs (wie doch nicht geſchah) dadurch er-
regt worden waͤre.
Jnzwiſchen wurden nun doch von Seiten der
Commandantur einige ſchlaͤfrige Anſtalten getrof-
fen; wenigſtens ſah man auf den Waͤllen die
Kanonen auf Kloͤtze legen, da es ſich fand, daß
die Lavetten zuſehr verfault waren, um ſie tra-
gen zu koͤnnen. Auch an der Paliſadirung ward
hie und da gearbeitet: aber es war nichts Tuͤch-
tiges und Ganzes. Als ich jedoch wahrnehmen
mußte, daß es hiermit ſein Bewenden hatte, und
daß zur aͤuſſern Vertheidigung gar keine Hand
angelegt wurde, machte ich mich, nach zuvor ge-
nommener Verabredung mit meinen Freunden,
abermals zum Obriſten, um ihn aufmerkſam dar-
auf zu machen, welche gute Dienſte uns in den
fruͤheren Belagerungen inſonderheit eine Schanze
auf dem Hohen-Berge, etwa eine Viertelmeile
von der Stadt, links des Weges nach Tramm,
geleiſtet haͤtte, um den Feind nicht in Schußweite
herankommen zu laſſen. Noch waͤren die Ueber-
bleibſel derſelben uͤberall erkennbar; und wenn er
nichts darwider habe, ſeyen wir bereit, dieſe Ver-
ſchanzung eiligſt und mit geſammter Hand wie-
derherzuſtellen, und erwarteten nur ſeine naͤhere
Anweiſung.
An das alte hoͤhniſche Geſicht, das er hiezu
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/62>, abgerufen am 19.07.2024.
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