neigt seyn, Vernunft anzunehmen. Aber was geschah? -- Jn noch kürzerer Frist (denn rasch genug expedirte man mich!) gieng, nicht von je- ner Societät, an die ich verwiesen worden, son- dern von dem Königl. Preuss. Pomm. Kriegs- und Domainen-Kammer-Deputations-Collegium zu Coeslin die Resolution bei mir ein: "Da Se. Königl. Majestät geruht hätten, auf jene Vor- schläge nicht zu reflectiren: so könne auch besag- tes Collegium sich auf das weit aussehende Hand- lungs-Project nicht einlassen." -- Nun, so war denn meine Freude abermals in den Brunnen gefallen; was mir damals herzlich leid that, weil ich glaubte, daß in Coeslin wohl freilich nicht die rechte Erleuchtung über meinen Plan zu su- chen gewesen seyn möchte. Späterhin habe ich in Erfahrung gebracht, daß die Engländer auf den nemlichen Gedanken gekommen, und daß es ihnen auch nicht gefehlt habe, am Flusse Kor- mantin eine Niederlassung mit dem gedeihlichsten Erfolge zu gründen.
Jch hatte aber auch kaum nöthig, mich um Dinge in der Ferne zu kümmern, da Gelegenheit genug in der Nähe war und mir dicht vor den Füßen lag, wo ich zum Guten rathen und mich um's allgemeine Beste einigermaaßen verdient ma- chen konnte. So war es etwa gleich ein Jahr nachher (1787), daß die Colberger Kaufmann- schaft mir die Ehre anthat, mich zum Verwand- ten des Seglerhauses aufzunehmen. Es ist dies
neigt ſeyn, Vernunft anzunehmen. Aber was geſchah? — Jn noch kuͤrzerer Friſt (denn raſch genug expedirte man mich!) gieng, nicht von je- ner Societaͤt, an die ich verwieſen worden, ſon- dern von dem Koͤnigl. Preuſſ. Pomm. Kriegs- und Domainen-Kammer-Deputations-Collegium zu Coeslin die Reſolution bei mir ein: „Da Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt geruht haͤtten, auf jene Vor- ſchlaͤge nicht zu reflectiren: ſo koͤnne auch beſag- tes Collegium ſich auf das weit ausſehende Hand- lungs-Project nicht einlaſſen.‟ — Nun, ſo war denn meine Freude abermals in den Brunnen gefallen; was mir damals herzlich leid that, weil ich glaubte, daß in Coeslin wohl freilich nicht die rechte Erleuchtung uͤber meinen Plan zu ſu- chen geweſen ſeyn moͤchte. Spaͤterhin habe ich in Erfahrung gebracht, daß die Englaͤnder auf den nemlichen Gedanken gekommen, und daß es ihnen auch nicht gefehlt habe, am Fluſſe Kor- mantin eine Niederlaſſung mit dem gedeihlichſten Erfolge zu gruͤnden.
Jch hatte aber auch kaum noͤthig, mich um Dinge in der Ferne zu kuͤmmern, da Gelegenheit genug in der Naͤhe war und mir dicht vor den Fuͤßen lag, wo ich zum Guten rathen und mich um’s allgemeine Beſte einigermaaßen verdient ma- chen konnte. So war es etwa gleich ein Jahr nachher (1787), daß die Colberger Kaufmann- ſchaft mir die Ehre anthat, mich zum Verwand- ten des Seglerhauſes aufzunehmen. Es iſt dies
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neigt ſeyn, Vernunft anzunehmen. Aber was
geſchah? — Jn noch kuͤrzerer Friſt (denn raſch
genug expedirte man mich!) gieng, nicht von je-
ner Societaͤt, an die ich verwieſen worden, ſon-
dern von dem Koͤnigl. Preuſſ. Pomm. Kriegs-
und Domainen-Kammer-Deputations-Collegium
zu Coeslin die Reſolution bei mir ein: „Da Se.
Koͤnigl. Majeſtaͤt geruht haͤtten, auf jene Vor-
ſchlaͤge nicht zu reflectiren: ſo koͤnne auch beſag-
tes Collegium ſich auf das weit ausſehende Hand-
lungs-Project nicht einlaſſen.‟ — Nun, ſo war
denn meine Freude abermals in den Brunnen
gefallen; was mir damals herzlich leid that, weil
ich glaubte, daß in Coeslin wohl freilich nicht
die rechte Erleuchtung uͤber meinen Plan zu ſu-
chen geweſen ſeyn moͤchte. Spaͤterhin habe ich
in Erfahrung gebracht, daß die Englaͤnder auf
den nemlichen Gedanken gekommen, und daß es
ihnen auch nicht gefehlt habe, am Fluſſe Kor-
mantin eine Niederlaſſung mit dem gedeihlichſten
Erfolge zu gruͤnden.
Jch hatte aber auch kaum noͤthig, mich um
Dinge in der Ferne zu kuͤmmern, da Gelegenheit
genug in der Naͤhe war und mir dicht vor den
Fuͤßen lag, wo ich zum Guten rathen und mich
um’s allgemeine Beſte einigermaaßen verdient ma-
chen konnte. So war es etwa gleich ein Jahr
nachher (1787), daß die Colberger Kaufmann-
ſchaft mir die Ehre anthat, mich zum Verwand-
ten des Seglerhauſes aufzunehmen. Es iſt dies
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/39>, abgerufen am 16.07.2024.
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