Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.und bohr' Er damit ein Loch in den Boden des Eh' ich die Worte noch gänzlich geendet, rief Jetzt gab es um den Rathstisch her aber- und bohr’ Er damit ein Loch in den Boden des Eh’ ich die Worte noch gaͤnzlich geendet, rief Jetzt gab es um den Rathstiſch her aber- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="13"/> und bohr’ Er damit ein Loch in den Boden des<lb/> Prahms: dann wird ſo viel Waſſer hineinlaufen,<lb/> daß dieſer ſich um Einen oder ein paar Fuß ſenkt<lb/> und Spielraum genug gewinnt, unter der Bruͤcke<lb/> durchzugleiten. Damit er aber bei ſeiner Laſt<lb/> von Kalk, Lehm und Mauerſteinen nicht gar auf<lb/> den Grund verſinke, ſo muß das Loch auch zu<lb/> rechter Zeit wieder verſtopft werden koͤnnen; und<lb/> dazu wird es bloß beduͤrfen, ſich im voraus mit<lb/> einem langen, hoͤlzernen Pfropf, nach dem Maaſſe<lb/> der Oeffnung, zu verſehen.‟</p><lb/> <p>Eh’ ich die Worte noch gaͤnzlich geendet, rief<lb/> der Zimmermeiſter mit flammenden Augen: „Das<lb/> geht! Wahrhaftig, das geht! — Herr Landrath,<lb/> bleiben Sie in Gottes Namen hier; nun ſoll dem<lb/> Dinge bald geholfen ſeyn.‟</p><lb/> <p>Jetzt gab es um den Rathstiſch her aber-<lb/> mals eine Stille, bevor mein Protokoll wieder<lb/> beginnen wollte: dann aber ſtand der Buͤrger-<lb/> meiſter Roloff von ſeinem Stuhl auf, ſah all die<lb/> Rathsherren nach der Reihe an und ſagte: „Mei-<lb/> ne Herren — Den Mann ſollten wir ſtrafen? —<lb/> Was meinen Sie?‟ — Alles ſtill, bis auch der<lb/> Landrath aufſtand und ſich zu meinem Widerpart<lb/> wandte: „Ein andermal, guter Freund, wenn<lb/> Magiſtrats-Sachen an Buͤrger zu beſtellen ſind,<lb/> geſcheh’ es nuͤchtern, mit Vernunft und mit Be-<lb/> ſcheidenheit. Die Sache iſt hiermit abgethan;<lb/> und Sie, Herr Nettelbeck, gehen in Gottes Na-<lb/> men, und mit unſerm Dank, nach Hauſe.‟ —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0029]
und bohr’ Er damit ein Loch in den Boden des
Prahms: dann wird ſo viel Waſſer hineinlaufen,
daß dieſer ſich um Einen oder ein paar Fuß ſenkt
und Spielraum genug gewinnt, unter der Bruͤcke
durchzugleiten. Damit er aber bei ſeiner Laſt
von Kalk, Lehm und Mauerſteinen nicht gar auf
den Grund verſinke, ſo muß das Loch auch zu
rechter Zeit wieder verſtopft werden koͤnnen; und
dazu wird es bloß beduͤrfen, ſich im voraus mit
einem langen, hoͤlzernen Pfropf, nach dem Maaſſe
der Oeffnung, zu verſehen.‟
Eh’ ich die Worte noch gaͤnzlich geendet, rief
der Zimmermeiſter mit flammenden Augen: „Das
geht! Wahrhaftig, das geht! — Herr Landrath,
bleiben Sie in Gottes Namen hier; nun ſoll dem
Dinge bald geholfen ſeyn.‟
Jetzt gab es um den Rathstiſch her aber-
mals eine Stille, bevor mein Protokoll wieder
beginnen wollte: dann aber ſtand der Buͤrger-
meiſter Roloff von ſeinem Stuhl auf, ſah all die
Rathsherren nach der Reihe an und ſagte: „Mei-
ne Herren — Den Mann ſollten wir ſtrafen? —
Was meinen Sie?‟ — Alles ſtill, bis auch der
Landrath aufſtand und ſich zu meinem Widerpart
wandte: „Ein andermal, guter Freund, wenn
Magiſtrats-Sachen an Buͤrger zu beſtellen ſind,
geſcheh’ es nuͤchtern, mit Vernunft und mit Be-
ſcheidenheit. Die Sache iſt hiermit abgethan;
und Sie, Herr Nettelbeck, gehen in Gottes Na-
men, und mit unſerm Dank, nach Hauſe.‟ —
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