Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Schreckniß im Angesicht kam der Stadtzimmer- Beide eilten hinaus; und mit dem Proto- "Jch meyne, dem ist bald abgeholfen;" war Kaum waren diese Worte ausgesprochen, so Schreckniß im Angeſicht kam der Stadtzimmer- Beide eilten hinaus; und mit dem Proto- „Jch meyne, dem iſt bald abgeholfen;‟ war Kaum waren dieſe Worte ausgeſprochen, ſo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="12"/> Schreckniß im Angeſicht kam der Stadtzimmer-<lb/> meiſter Kannegieſſer hereingeſtuͤrzt und rief:<lb/> „Meine Herren, es wird ein großes Ungluͤck ge-<lb/> ſchehen — Die Bruͤcke wird zuſammt dem Prahm<lb/> davongehen. Jch bin nicht mehr vermoͤgend ge-<lb/> weſen, ihn darunter hervorzubringen; und noch<lb/> ſteigt das Waſſer mit jeder Minute. Kommen<lb/> Sie ſelbſt, Herr Landrath, und uͤberzeugen ſich,<lb/> daß das Ungluͤck nicht mehr abzuwenden iſt.‟</p><lb/> <p>Beide eilten hinaus; und mit dem Proto-<lb/> koll hatt’ es einſtweilen einigen Stillſtand. Da<lb/> wandte ſich denn der zweite Buͤrgermeiſter, Ro-<lb/> loff, an mich und ſagte: „Nettelbeck, Sie pfle-<lb/> gen ja ſonſt wohl in manchen Dingen guten Rath<lb/> zu wiſſen; zumal wo es in Jhr eigentliches Ele-<lb/> ment einſchlaͤgt, wie hier. Sagen Sie doch —<lb/> Was iſt dabei zu thun?‟</p><lb/> <p>„Jch meyne, dem iſt bald abgeholfen;‟ war<lb/> meine kurze Antwort. — „Man bohrt ein Loch<lb/> in den Prahm und laͤßt ihn ſoweit voll Waſſer<lb/> laufen, bis er ſich hinlaͤnglich geſenkt hat, um<lb/> wieder unter der Bruͤcke hervorzugleiten.‟</p><lb/> <p>Kaum waren dieſe Worte ausgeſprochen, ſo<lb/> riß der Buͤrgermeiſter haſtig das Fenſter auf und<lb/> ſchrie den Weggehenden drunten zu, augenblicklich<lb/> zuruͤckzukehren. Es geſchah; und indem ſie ein-<lb/> traten, hub er an: „Nettelbeck ſchlaͤgt ſo eben<lb/> ein gutes Mittel vor, die Bruͤcke zu retten.‟ —<lb/> Jch aber wandte mich zu dem Zimmermeiſter:<lb/> „Nehm’ Er einen zweizoͤlligen Boͤtticherbohrer,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0028]
Schreckniß im Angeſicht kam der Stadtzimmer-
meiſter Kannegieſſer hereingeſtuͤrzt und rief:
„Meine Herren, es wird ein großes Ungluͤck ge-
ſchehen — Die Bruͤcke wird zuſammt dem Prahm
davongehen. Jch bin nicht mehr vermoͤgend ge-
weſen, ihn darunter hervorzubringen; und noch
ſteigt das Waſſer mit jeder Minute. Kommen
Sie ſelbſt, Herr Landrath, und uͤberzeugen ſich,
daß das Ungluͤck nicht mehr abzuwenden iſt.‟
Beide eilten hinaus; und mit dem Proto-
koll hatt’ es einſtweilen einigen Stillſtand. Da
wandte ſich denn der zweite Buͤrgermeiſter, Ro-
loff, an mich und ſagte: „Nettelbeck, Sie pfle-
gen ja ſonſt wohl in manchen Dingen guten Rath
zu wiſſen; zumal wo es in Jhr eigentliches Ele-
ment einſchlaͤgt, wie hier. Sagen Sie doch —
Was iſt dabei zu thun?‟
„Jch meyne, dem iſt bald abgeholfen;‟ war
meine kurze Antwort. — „Man bohrt ein Loch
in den Prahm und laͤßt ihn ſoweit voll Waſſer
laufen, bis er ſich hinlaͤnglich geſenkt hat, um
wieder unter der Bruͤcke hervorzugleiten.‟
Kaum waren dieſe Worte ausgeſprochen, ſo
riß der Buͤrgermeiſter haſtig das Fenſter auf und
ſchrie den Weggehenden drunten zu, augenblicklich
zuruͤckzukehren. Es geſchah; und indem ſie ein-
traten, hub er an: „Nettelbeck ſchlaͤgt ſo eben
ein gutes Mittel vor, die Bruͤcke zu retten.‟ —
Jch aber wandte mich zu dem Zimmermeiſter:
„Nehm’ Er einen zweizoͤlligen Boͤtticherbohrer,
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