Ernste zu; und ihrem Rathe, wie ihren Vor- schlägen, danke ich's, daß nicht nur meine tau- send Bedenklichkeiten besiegt, sondern auch die Einleitungen zur Verwirklichung meines Ent- schlusses auf's glücklichste getroffen wurden. Jhre Bemühungen führten mir eine würdige und er- wünschte Gattinn zu, die nicht nur den Pflichten einer Hausfrau im vollen Umfange zu genügen verstand, sondern die auch durch eine gute Er- ziehung, Milde der Gesinnung und reine Güte des Herzens mir in Wahrheit ein großes Loos, wie ich es nimmer gehofft hätte, geworden ist. Tochter eines würdigen Landpredigers in der Uckermark, war sie zwar frühe zur Waise gewor- den, aber unter der Fürsorge liebreicher Verwand- ten hatten sich Herz und Geist bei ihr trefflich gebildet, und es fehlte ihr an keinem Bedingniß für die Bestimmung zu einem stillen bürgerlichen Leben und Wirken. Was ich damals schon mit völligster Ueberzeugung aussprach, das hat sich mir jetzt, nach beinahe zehn Jahren, noch wahr- hafter erwiesen: Gerade so und nicht anders, mußte mir der gnädige Gott eine Gefährtin zu- weisen, wenn sie der Trost und die Stütze mei- nes Alters seyn sollte!
So ward ich denn im Jahre 1814 der glück- lichste Ehegatte, und bin es noch: allein was den Leser dieser Blätter vielleicht noch weit mehr überraschen wird -- Jch ward gleich im nächsten Jahre auch Vater. Ein liebes Töchterchen ward
Ernſte zu; und ihrem Rathe, wie ihren Vor- ſchlaͤgen, danke ich’s, daß nicht nur meine tau- ſend Bedenklichkeiten beſiegt, ſondern auch die Einleitungen zur Verwirklichung meines Ent- ſchluſſes auf’s gluͤcklichſte getroffen wurden. Jhre Bemuͤhungen fuͤhrten mir eine wuͤrdige und er- wuͤnſchte Gattinn zu, die nicht nur den Pflichten einer Hausfrau im vollen Umfange zu genuͤgen verſtand, ſondern die auch durch eine gute Er- ziehung, Milde der Geſinnung und reine Guͤte des Herzens mir in Wahrheit ein großes Loos, wie ich es nimmer gehofft haͤtte, geworden iſt. Tochter eines wuͤrdigen Landpredigers in der Uckermark, war ſie zwar fruͤhe zur Waiſe gewor- den, aber unter der Fuͤrſorge liebreicher Verwand- ten hatten ſich Herz und Geiſt bei ihr trefflich gebildet, und es fehlte ihr an keinem Bedingniß fuͤr die Beſtimmung zu einem ſtillen buͤrgerlichen Leben und Wirken. Was ich damals ſchon mit voͤlligſter Ueberzeugung ausſprach, das hat ſich mir jetzt, nach beinahe zehn Jahren, noch wahr- hafter erwieſen: Gerade ſo und nicht anders, mußte mir der gnaͤdige Gott eine Gefaͤhrtin zu- weiſen, wenn ſie der Troſt und die Stuͤtze mei- nes Alters ſeyn ſollte!
So ward ich denn im Jahre 1814 der gluͤck- lichſte Ehegatte, und bin es noch: allein was den Leſer dieſer Blaͤtter vielleicht noch weit mehr uͤberraſchen wird — Jch ward gleich im naͤchſten Jahre auch Vater. Ein liebes Toͤchterchen ward
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Ernſte zu; und ihrem Rathe, wie ihren Vor-
ſchlaͤgen, danke ich’s, daß nicht nur meine tau-
ſend Bedenklichkeiten beſiegt, ſondern auch die
Einleitungen zur Verwirklichung meines Ent-
ſchluſſes auf’s gluͤcklichſte getroffen wurden. Jhre
Bemuͤhungen fuͤhrten mir eine wuͤrdige und er-
wuͤnſchte Gattinn zu, die nicht nur den Pflichten
einer Hausfrau im vollen Umfange zu genuͤgen
verſtand, ſondern die auch durch eine gute Er-
ziehung, Milde der Geſinnung und reine Guͤte
des Herzens mir in Wahrheit ein großes Loos,
wie ich es nimmer gehofft haͤtte, geworden iſt.
Tochter eines wuͤrdigen Landpredigers in der
Uckermark, war ſie zwar fruͤhe zur Waiſe gewor-
den, aber unter der Fuͤrſorge liebreicher Verwand-
ten hatten ſich Herz und Geiſt bei ihr trefflich
gebildet, und es fehlte ihr an keinem Bedingniß
fuͤr die Beſtimmung zu einem ſtillen buͤrgerlichen
Leben und Wirken. Was ich damals ſchon mit
voͤlligſter Ueberzeugung ausſprach, das hat ſich
mir jetzt, nach beinahe zehn Jahren, noch wahr-
hafter erwieſen: Gerade ſo und nicht anders,
mußte mir der gnaͤdige Gott eine Gefaͤhrtin zu-
weiſen, wenn ſie der Troſt und die Stuͤtze mei-
nes Alters ſeyn ſollte!
So ward ich denn im Jahre 1814 der gluͤck-
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/228>, abgerufen am 17.02.2025.
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