Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.auf der Straße stehen lassen?" -- "Nein, wahr- Noch Vormittags ward die Ankunft des kö- auf der Straße ſtehen laſſen?‟ — „Nein, wahr- Noch Vormittags ward die Ankunft des koͤ- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0216" n="200"/> auf der Straße ſtehen laſſen?‟ — „Nein, wahr-<lb/> haftig nicht!‟ ſcholl eine weibliche Stimme da-<lb/> gegen — „Tauſendmal willkommen! Da muß<lb/> ſich ſchon ein Winkelchen finden.‟ — Und es<lb/> fand ſich auch ſo bequem und wohnlich, daß wir<lb/> noch in guter Ruhe einige Stunden ausſchlafen<lb/> konnten. Mein Reiſegefaͤhrte hatte große Luſt,<lb/> ſich uͤber dieſen gluͤcklichen Zauber meines bloßen<lb/> Namens zu verwundern: allein ich entzauberte<lb/> ihn ſchnell, indem ich ihm erklaͤrte, daß ich bloß<lb/> meinen alten freundlichen Wirth wieder aufge-<lb/> ſucht, bei welchem ich vor nicht gar langer Zeit<lb/> gehauſet haͤtte, als ich hier das Kind meines<lb/> Freundes, des Regierungsraths Wiſſeling, aus<lb/> der Taufe gehoben.</p><lb/> <p>Noch Vormittags ward die Ankunft des koͤ-<lb/> niglichen Paares erwartet, deſſen Zug vor un-<lb/> ſerm Hauſe voruͤber mußte. Wir warfen uns<lb/> alſo in unſre Staatskleider — <hi rendition="#g">ich</hi> in meine Ad-<lb/> miralitaͤts-Uniform, mein Gefaͤhrte in das Co-<lb/> ſtume der Buͤrger-Garde, und erwarteten, auf<lb/> einer erhoͤheten Treppe, den fuͤr unſer Herz ſo<lb/> theuren Anblick, deſſen Hoffnung bereits uͤberall<lb/> eine unzaͤhlbare Menge um und neben uns ver-<lb/> ſammlet hatte. Wagen auf Wagen, mit dem<lb/> Koͤnigl. Gefolge erfuͤllt, rollten voruͤber. End-<lb/> lich, um 10 Uhr, nahte ſich der Koͤnig ſelbſt,<lb/> neben ihm die Koͤniginn ſitzend, langſamen Schrit-<lb/> tes, in einem offenen Wagen. Es klopfte uns<lb/> hoch in der Bruſt, und wir verbeugten uns ehr-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0216]
auf der Straße ſtehen laſſen?‟ — „Nein, wahr-
haftig nicht!‟ ſcholl eine weibliche Stimme da-
gegen — „Tauſendmal willkommen! Da muß
ſich ſchon ein Winkelchen finden.‟ — Und es
fand ſich auch ſo bequem und wohnlich, daß wir
noch in guter Ruhe einige Stunden ausſchlafen
konnten. Mein Reiſegefaͤhrte hatte große Luſt,
ſich uͤber dieſen gluͤcklichen Zauber meines bloßen
Namens zu verwundern: allein ich entzauberte
ihn ſchnell, indem ich ihm erklaͤrte, daß ich bloß
meinen alten freundlichen Wirth wieder aufge-
ſucht, bei welchem ich vor nicht gar langer Zeit
gehauſet haͤtte, als ich hier das Kind meines
Freundes, des Regierungsraths Wiſſeling, aus
der Taufe gehoben.
Noch Vormittags ward die Ankunft des koͤ-
niglichen Paares erwartet, deſſen Zug vor un-
ſerm Hauſe voruͤber mußte. Wir warfen uns
alſo in unſre Staatskleider — ich in meine Ad-
miralitaͤts-Uniform, mein Gefaͤhrte in das Co-
ſtume der Buͤrger-Garde, und erwarteten, auf
einer erhoͤheten Treppe, den fuͤr unſer Herz ſo
theuren Anblick, deſſen Hoffnung bereits uͤberall
eine unzaͤhlbare Menge um und neben uns ver-
ſammlet hatte. Wagen auf Wagen, mit dem
Koͤnigl. Gefolge erfuͤllt, rollten voruͤber. End-
lich, um 10 Uhr, nahte ſich der Koͤnig ſelbſt,
neben ihm die Koͤniginn ſitzend, langſamen Schrit-
tes, in einem offenen Wagen. Es klopfte uns
hoch in der Bruſt, und wir verbeugten uns ehr-
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