nach und nach bei der Commissson zu Protokoll dictirte, und worüber ich die erforderlichen Be- weise beibrachte. Andrerseits wurden auch die Angeschuldigten vorgeladen; und nach geführter genauester Untersuchung fiel die Entscheidung da- hin aus, daß Einige der Schuldigsten förmlich von ihrem Posten entsetzt und zur Bekleidung städtischer Amts- und Ehrenstellen auf immer für unzulässig erklärt wurden.
Nach dieser Reinigung leitete der Commis- sarius eine neue ordnungsmäßige Wahl beider Collegien ein, wodurch das städtische Jnteresse besser berathen und allen Gutgesinnten der Anlaß gegeben war, sich zu besseren Hoffnungen für die Zukunft zu erheben. Jhre Stimmen erkohren mich nunmehr zum ersten unbesoldeten Raths- herrn; und zu diesem Stadt-Amte bin ich seit- dem auch bei jeder wiederholten Wahl auf's neue bestätigt worden; -- ein Beweis von dem Zu- trauen meiner Mitbürger, der meinem Herzen immer sehr wohl gethan hat, wiewohl mein seit- her so sehr viel höher gestiegnes Alter und damit verbundene Schwachheit mich dringend mahnt, mich nunmehr von allen öffentlichen Geschäften vollends zurückzuziehen.
Um die nemliche Zeit etwa, oder kurz vor- her, da es jenen kleinen Krieg im Jnnern bei uns gab, ward mir durch des Königs Gnade eine Auszeichnung zu Theil, deren ich mir auf keine Weise hatte gewärtig seyn können. Es war
(13 *)
nach und nach bei der Commiſſſon zu Protokoll dictirte, und woruͤber ich die erforderlichen Be- weiſe beibrachte. Andrerſeits wurden auch die Angeſchuldigten vorgeladen; und nach gefuͤhrter genaueſter Unterſuchung fiel die Entſcheidung da- hin aus, daß Einige der Schuldigſten foͤrmlich von ihrem Poſten entſetzt und zur Bekleidung ſtaͤdtiſcher Amts- und Ehrenſtellen auf immer fuͤr unzulaͤſſig erklaͤrt wurden.
Nach dieſer Reinigung leitete der Commiſ- ſarius eine neue ordnungsmaͤßige Wahl beider Collegien ein, wodurch das ſtaͤdtiſche Jntereſſe beſſer berathen und allen Gutgeſinnten der Anlaß gegeben war, ſich zu beſſeren Hoffnungen fuͤr die Zukunft zu erheben. Jhre Stimmen erkohren mich nunmehr zum erſten unbeſoldeten Raths- herrn; und zu dieſem Stadt-Amte bin ich ſeit- dem auch bei jeder wiederholten Wahl auf’s neue beſtaͤtigt worden; — ein Beweis von dem Zu- trauen meiner Mitbuͤrger, der meinem Herzen immer ſehr wohl gethan hat, wiewohl mein ſeit- her ſo ſehr viel hoͤher geſtiegnes Alter und damit verbundene Schwachheit mich dringend mahnt, mich nunmehr von allen oͤffentlichen Geſchaͤften vollends zuruͤckzuziehen.
Um die nemliche Zeit etwa, oder kurz vor- her, da es jenen kleinen Krieg im Jnnern bei uns gab, ward mir durch des Koͤnigs Gnade eine Auszeichnung zu Theil, deren ich mir auf keine Weiſe hatte gewaͤrtig ſeyn koͤnnen. Es war
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[195/0211]
nach und nach bei der Commiſſſon zu Protokoll
dictirte, und woruͤber ich die erforderlichen Be-
weiſe beibrachte. Andrerſeits wurden auch die
Angeſchuldigten vorgeladen; und nach gefuͤhrter
genaueſter Unterſuchung fiel die Entſcheidung da-
hin aus, daß Einige der Schuldigſten foͤrmlich
von ihrem Poſten entſetzt und zur Bekleidung
ſtaͤdtiſcher Amts- und Ehrenſtellen auf immer fuͤr
unzulaͤſſig erklaͤrt wurden.
Nach dieſer Reinigung leitete der Commiſ-
ſarius eine neue ordnungsmaͤßige Wahl beider
Collegien ein, wodurch das ſtaͤdtiſche Jntereſſe
beſſer berathen und allen Gutgeſinnten der Anlaß
gegeben war, ſich zu beſſeren Hoffnungen fuͤr die
Zukunft zu erheben. Jhre Stimmen erkohren
mich nunmehr zum erſten unbeſoldeten Raths-
herrn; und zu dieſem Stadt-Amte bin ich ſeit-
dem auch bei jeder wiederholten Wahl auf’s neue
beſtaͤtigt worden; — ein Beweis von dem Zu-
trauen meiner Mitbuͤrger, der meinem Herzen
immer ſehr wohl gethan hat, wiewohl mein ſeit-
her ſo ſehr viel hoͤher geſtiegnes Alter und damit
verbundene Schwachheit mich dringend mahnt,
mich nunmehr von allen oͤffentlichen Geſchaͤften
vollends zuruͤckzuziehen.
Um die nemliche Zeit etwa, oder kurz vor-
her, da es jenen kleinen Krieg im Jnnern bei
uns gab, ward mir durch des Koͤnigs Gnade
eine Auszeichnung zu Theil, deren ich mir auf
keine Weiſe hatte gewaͤrtig ſeyn koͤnnen. Es war
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/211>, abgerufen am 21.07.2024.
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