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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

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Mehrheit für sich gehabt, wurden tumultuarisch
wieder ausgestoßen, und ich hörte sogar von thät-
lichem Handgemenge, worinn die Anhänger der
verschiedenen Parteien sich bestritten hatten.

So wie ich mir nun, in stiller Klage mit
andern Biedermännern, dies schändliche Unwesen
tief zu Herzen nahm, und täglich Zeuge seyn
mußte, wie es immer weiter um sich griff, und
Eine widerrechtliche Anordnung auf die Andre
folgte: so konnt' ich es nicht länger über's Herz
bringen, sondern setzte mich hin und schilderte
Sr. Majestät, dem Könige, unmittelbar und um-
ständlich, mit Gewissenhaftigkeit und Wahrheit,
wie alle diese Sachen bei uns ihren Verlauf ge-
habt. Jch nahm mir dabei den Muth, hinzuzu-
fügen, daß, wenn Se. Maj. die jetzt bestehende
Stadt-Verordneten-Versammlung nicht gänzlich
cassirte und zur Wahl einer neuen, mittelst einer
unparteiischen Commission, schreiten ließe, der
Wirrwarr immer größer werden und nur mit dem
Untergange unsrer gesammten städtischen Wohl-
fahrt endigen werde.

Es geschah auch, was ich vertrauensvoll ge-
hofft hatte. Der Monarch beschied mich in einer
gnädigen Antwort, daß, meinem Antrage gemäß,
die dermalige Stadt-Verordneten-Versammlung
von Stund' an suspendirt und dem Minister v.
Domhardt die Ernennung einer Commission auf-
getragen sey, um die stattgefundenen Vorfälle
genau untersuchen zu lassen und, erforderlichen

Mehrheit fuͤr ſich gehabt, wurden tumultuariſch
wieder ausgeſtoßen, und ich hoͤrte ſogar von thaͤt-
lichem Handgemenge, worinn die Anhaͤnger der
verſchiedenen Parteien ſich beſtritten hatten.

So wie ich mir nun, in ſtiller Klage mit
andern Biedermaͤnnern, dies ſchaͤndliche Unweſen
tief zu Herzen nahm, und taͤglich Zeuge ſeyn
mußte, wie es immer weiter um ſich griff, und
Eine widerrechtliche Anordnung auf die Andre
folgte: ſo konnt’ ich es nicht laͤnger uͤber’s Herz
bringen, ſondern ſetzte mich hin und ſchilderte
Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige, unmittelbar und um-
ſtaͤndlich, mit Gewiſſenhaftigkeit und Wahrheit,
wie alle dieſe Sachen bei uns ihren Verlauf ge-
habt. Jch nahm mir dabei den Muth, hinzuzu-
fuͤgen, daß, wenn Se. Maj. die jetzt beſtehende
Stadt-Verordneten-Verſammlung nicht gaͤnzlich
caſſirte und zur Wahl einer neuen, mittelſt einer
unparteiiſchen Commiſſion, ſchreiten ließe, der
Wirrwarr immer groͤßer werden und nur mit dem
Untergange unſrer geſammten ſtaͤdtiſchen Wohl-
fahrt endigen werde.

Es geſchah auch, was ich vertrauensvoll ge-
hofft hatte. Der Monarch beſchied mich in einer
gnaͤdigen Antwort, daß, meinem Antrage gemaͤß,
die dermalige Stadt-Verordneten-Verſammlung
von Stund’ an ſuſpendirt und dem Miniſter v.
Domhardt die Ernennung einer Commiſſion auf-
getragen ſey, um die ſtattgefundenen Vorfaͤlle
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[191/0207] Mehrheit fuͤr ſich gehabt, wurden tumultuariſch wieder ausgeſtoßen, und ich hoͤrte ſogar von thaͤt- lichem Handgemenge, worinn die Anhaͤnger der verſchiedenen Parteien ſich beſtritten hatten. So wie ich mir nun, in ſtiller Klage mit andern Biedermaͤnnern, dies ſchaͤndliche Unweſen tief zu Herzen nahm, und taͤglich Zeuge ſeyn mußte, wie es immer weiter um ſich griff, und Eine widerrechtliche Anordnung auf die Andre folgte: ſo konnt’ ich es nicht laͤnger uͤber’s Herz bringen, ſondern ſetzte mich hin und ſchilderte Sr. Majeſtaͤt, dem Koͤnige, unmittelbar und um- ſtaͤndlich, mit Gewiſſenhaftigkeit und Wahrheit, wie alle dieſe Sachen bei uns ihren Verlauf ge- habt. Jch nahm mir dabei den Muth, hinzuzu- fuͤgen, daß, wenn Se. Maj. die jetzt beſtehende Stadt-Verordneten-Verſammlung nicht gaͤnzlich caſſirte und zur Wahl einer neuen, mittelſt einer unparteiiſchen Commiſſion, ſchreiten ließe, der Wirrwarr immer groͤßer werden und nur mit dem Untergange unſrer geſammten ſtaͤdtiſchen Wohl- fahrt endigen werde. Es geſchah auch, was ich vertrauensvoll ge- hofft hatte. Der Monarch beſchied mich in einer gnaͤdigen Antwort, daß, meinem Antrage gemaͤß, die dermalige Stadt-Verordneten-Verſammlung von Stund’ an ſuſpendirt und dem Miniſter v. Domhardt die Ernennung einer Commiſſion auf- getragen ſey, um die ſtattgefundenen Vorfaͤlle genau unterſuchen zu laſſen und, erforderlichen

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Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/207>, abgerufen am 27.11.2024.